Irgonas Geschichte

Irgonas Geschichte von Schwarz,  Jan
Der junge Alb Tyron führt ein unbeschwertes Leben als Fischer, bis sein väterlicher Freund eines Tages von Menschen entführt wird. Entschlossen, diesen zu befreien, tritt Tyron dem Zwölften Orden bei, einer geheimen Organisation, die das Land Irgona vor dem grausamen Untoten Thormagon und seiner Dienerschaft zu beschützen versucht. Thromagons Macht wächst unablässig, während der Orden alles daran setzt, zunächst die alten Reiche Irgonas vor dem Untergang und schließlich alle Geschöpfe des Lichts vor dem Schatten zu bewahren. So wird Tyron Teil eines großen Kriegers, muss immer wieder viele Bürden auf sich nehmen und gemeinsam mit seinen neu gewonnenen Freunden zahlreiche Gefahren durchleben, ehe sich das Schicksal der ganzen Welt entscheidet.
Aktualisiert: 2020-04-17
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Der Zwölfte Orden. Band II

Der Zwölfte Orden. Band II von Schwarz,  Jan
Tyrons Augen leuchteten. In seiner dunkelblauen Iris spiegelte sich die hoch am Himmel stehende Sonne, die stets über Rabona wachte. Keine Brise regte die Luft und der Horizont flimmerte in der unerträglichen Hitze von É-Teaniat. Der Alb schloss die Augen und atmete die Luft der Ghanen-Lande ein, die nach vertrockneten Kiefern, Erde und geräuchertem Fleisch roch. Die Sonne durchschien seine Lider und färbte seinen Blick rot. Rot wie das Blut, das vergossen, oder die Augen einer Frau, die Vergangenheit geworden ist. Tyron war ganz in Schwarz gekleidet, an seiner Hüfte hing ein Schwert in einer Scheide. Die langen dunklen Haare waren hinter dem Kopf zusammengebunden und in seinem Gesicht standen große Ent-schlossenheit, Trauer, aber auch Glück. Neben ihn trat nun ein Wesen, das sowohl ein Mensch als auch ein Alb hätte sein können. Es war Jaron, ein Treagon; Goldenes Mitglied des Zwölften Ordens, Herr über die Geschichtswissenschaften und Schützer Tyrons. „So langsam ist es an der Zeit, É-Teaniat zu verlassen, Tyron. Wenn Thromagon dich nicht hier finden soll, müssen wir schon bald nach Osten reisen. Wir sind schon seit fünf Bronen hier und ich fürchte, dass die Bewohner dieser Stadt bald Misstrauen gegen uns hegen.“ Tyrons Augen öffneten sich und blitzten sofort strahlend blau auf, seine schwarzen Pupillen zuckten zusammen wie verschreckte Tiere. „Wann willst du aufbrechen?“, fragte er, den Blick noch immer auf den flimmernden Horizont gerichtet. Jaron seufzte. „Ich denke, wir sollten morgen abreisen.“ Langsam nickte der Alb, dann wandte er sich seinem Schützer zu: „Wie werden wir reisen?“ Der Treagon sagte ein wenig besorgt: „Die Drachen zurückzuholen, nachdem wir sie fortgesandt haben, wäre mehr als töricht. Wir können es uns außerdem beim besten Willen nicht leisten, noch mehr Aufsehen zu erregen. So werden wir wohl wandern müssen, zumindest, bis wir die Grenze zu Ciman überquert haben. Dann sehen wir weiter.“ Tyron nickte abwesend. Während er und Jaron wieder in die Stadt hineingingen, wurden sie von den Bewohnern É-Teaniats genauestens beobachtet. Die Leute wirkten weder neugierig noch interessiert, sondern eher abschätzend, ängstlich oder gar schockiert. Die Einwohner von É-Teaniat hatten ihnen vom ersten Tag an misstraut.Tyron und Jaron waren fast in der Stadtmitte angelangt, da schlenderte eine Gruppe von Ordenssoldaten aus einer Gasse heraus. Alle trugen rote Umhänge und waren bewaffnet. Nur ein Einziger von ihnen war kein Alb, sondern ein Parde: Dagok, Freund und Begleiter Tyrons. Alle anderen waren ebenfalls Gefährten von Tyron und würden ihn in das Land der Adarcen, nach Ciman, begleiten. „Nun?“, fragte Dagok. „Wann reisen wir weiter nach Osten?“ Jaron antwortete bestimmt: „Morgen früh, am besten noch vor Sonnenaufgang. Wir werden zu Fuß gehen. Mein Ziel ist es, zunächst die Grenze zu überqueren und dann in Awaqueran zu rasten.“ Dagok runzelte die Stirn und dachte nach. „Wäre der Weg nicht kürzer, wenn wir nach Akrobon gehen und von dort aus nach Rygo?“, fragte er. Jaron nickte. „Natürlich, aber wir müssten die gewaltige Strecke zwischen Akrobon und Rygo auf einen Schlag bewältigen. Es ist sehr schwierig, einen solch langen Marsch durch Ciman zu überstehen, auch wenn wir eine große Gruppe sind. Ich halte es für klüger, über Aicton nach Rygo zu gehen.“ Dagok verstand und sie gingen weiter in die Stadt hinein. An einem gewaltigen Brunnen, der die Mitte von É-Teaniat kennzeichnete, wie es auch in albischen Städten oft vorzufinden war, bogen sie rechts ab, passierten eine Gasse voller Weberinnen und betraten schließlich ein altes Wirtshaus. In der Taverne hatten sie die letzten Tage verbracht. Einige der Soldaten stiegen die schmale Holztreppe hinauf, die neben einer gewaltigen Eichentheke begann, auf der etliche Becher und Blechteller lagen. Im Obergeschoss befanden sich nämlich die Zimmer der Reisenden. Dagok gab Tyron und Jaron, die ebenfalls hinaufgingen, mit einer Geste zu verstehen, dass er noch unten bleiben und etwas trinken wollte. Tyron betrat sein Zimmer, in dem er zusammen mit Dagok und einem Soldaten namens Dawid schlief, und setzte sich auf seine Pritsche. Auf einer kleinen Kommode lag ein Fetzen Pergament mit einer Zeichnung des Hafens Liinum. Tyron führte sie mit sich, weil er um die Frau trauerte, die sie angefertigt hatte. Die er geliebt hatte. Die von den Iarren getötet worden war. Tamina. Sicher, sie hat vorgegeben, mich nicht zu lieben, aber konnte ich ihr das glauben? Seufzend nahm er das Pergament in die Hände und strich darüber. Langsam muss ich Abschied nehmen. Tyron legte das Pergament vorsichtig auf die Kommode zurück, stand seufzend auf und ließ die Hand über sein Schwert gleiten. Dann schloss er die Augen und zog es mit einem lauten, schleifenden Geräusch aus der Scheide. In der polierten Klinge spiegelte sich sein Gesicht. Er war älter geworden. Aber nicht nur das. Auch war er nun stärker. Er konnte mit dem Schwert umgehen wie ein Held. Er führte es geschickter als Jaron und beinahe so flink, wie es der letzte Dämon Meonor getan hatte. Dies hatte er Vlaworin zu verdanken, denn von jenem großen Magier hatte Tyron die Macht der Jahrtausende erhalten: eine Magie, die ihm Visionen über Zukünftiges gab, die ihn an den Gedanken Vlaworins teilhaben ließ, ihn schnell und ausdauernd machte, ihn befähigte, mit jeder erdenklichen Waffe zu kämpfen und die Zeit vor seinen Augen verlangsamen konnte, wenn Gefahr drohte. Tyron wirbelte sein Schwert herum und stieß es in einen Gegner, der nur in seinem Kopf existierte. Es war nun schon das dritte Schwert, das er führte, aber das erste, das ihm erlaubte, seine Technik auszureifen. Er sehnte sich danach, auch seine linke Hand im Kampf zu nutzen, doch er hasste Schilde. Sie waren schwer und behinderten ihn nur. Der Alb ließ die Klinge erneut durch die Luft sausen, hörte, wie das Metall klang, wie es rauschte, wenn er es knapp an seinem spitzen Ohr vorbeilenkte. Die Zeit verging wie im Flug, während er den Schwertkampf übte. Bald war eine ganze Stunde vorüber und Tyron hatte in seinem Kopf eine ganze Armee von Feinden aufgerieben. Das Üben half ihm, seine Gedanken zu ordnen, seine Erinnerungen zu sortieren. Und doch ist es das Morden, das ich einübe. Er ließ die Waffe sinken. Alle, die ich getötet habe. Obgleich sie sich einem Dämon oder anderen dunklen Gestalten angeschlossen hatten, waren sie vielleicht dazu gezwungen worden oder hatten geglaubt, Frieden mit ihrem Werk zu erreichen? Es quälte den Alben sehr, wenn er daran dachte. Tagein, tagaus suchte er nach einer Rechtfertigung, doch fand sich keine. Außer vielleicht dem Tod seiner Freunde. Er schielte zu Taminas Zeichnung hinüber. Der Krieg würde weitergehen, bis Thromagon oder die guten Mächte gewannen. Tyron stieß sein Schwert zurück in die Scheide und steckte das Pergament unter sein Wams. Mein Antrieb. „Tyron?“ Dagok steckte den Kopf ins Zimmer. Der Alb drehte sich um. „Ja?“ Dagok kam näher und setzte sich auf seine Pritsche. „Wie geht es dir?“, fragte er. „Du wirkst etwas bedrückt in letzter Zeit.“ „Es ist alles in bester Ordnung“, log Tyron und zwang sich zu einem Lächeln. Dagok zog die Augenbrauen hoch und fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen Haare. „Du lügst sehr schlecht“, meinte er. „Und du bist wie meine Schwester“, sagte der Alb, grinste und musterte seinen Freund. Dagok hatte einige Narben am Körper, die er nicht bekommen hätte, wenn er dem Orden nicht beigetreten wäre. An seiner Seite hingen ein Kurzschwert und eine Vorrichtung, die er sich um die Hand schnallen konnte, um seinen Bogen zu spannen, denn ihm fehlten drei Finger. In der letzten Schlacht hatte er noch eine Wurfaxt getragen, aber er war das zusätzliche Gewicht leid geworden. Zu Tyrons Erstaunen hatte sich Dagoks Haut verändert. Sie war nun nicht mehr rabenschwarz, sondern von einem dunklen Graubraun. Hätte er nicht die Augen und spitzen Zähne eines Parden gehabt, dann hätte man meinen können, Dagok sei ein Alb von muskulöser Statur und farbiger Haut.
Aktualisiert: 2020-04-17
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Der Zwölfte Orden. Band III

Der Zwölfte Orden. Band III von Schwarz,  Jan
Zu Füßen die Dunkelheit. Als Tyron die Hände ausbreitete, konnte er den angenehm kühlen Wind spüren, der ihm durch die Finger strich. Die gewaltigen Blätter der uralten Bäume rauschten, während sie um ihn herum langsam auf und ab wippten. In jenem Moment erschien die Sonne am östlichen Horizont und die noch frischen Sonnenstrahlen tauchten den riesigen Urwald Egurinias in ein schwaches, goldenes Licht. Der Wald erstreckte sich unendlich weit in alle Richtungen und schien kein Ende zu nehmen. Tyron stand auf einem großen, rotgrauen Berg, der weit weg von allen Städten und Dörfern inmitten der Wildnis thronte. Nachdem Vlaworins Schüler Erszak zu ihnen gekommen war, hatten sie sich – auch auf den Rat der Goldenen Ordensmitglieder Horwaag, Yabell und Reivan – auf den Weg tief in den Urwald gemacht. Sie hatten diesen einzelnen Berg, der wie eine Insel zwischen den Bäumen hervorragte, erklommen und nahe seinem Gipfel ihr Lager aufgeschlagen. Hier warteten sie nun: Tyron, sein bester Freund Dagok, seine Schwester Daria, sein Freund und Lehrer Jaron, die drei Soldaten Fadriin, Prohon und Saath, der Halbdämon Erszak sowie natürlich Nora. Eben als der Alb an sie dachte, erschien sie neben ihm und schlang die Arme um ihn. „Woran denkst du?“, fragte die Menschen-Frau und Tyron seufzte schwer. „Siehst du das?“ Er deutete mit dem Kinn nach Süden. In seinen Augen spiegelte sich die Sonne, die wie jeden Tag den Himmel zu erobern versuchte. „Ich meine die Kälte, die uns jenseits dieses Waldes erwartet. Die schreckliche Kargheit der Ebene Varenors. Der Schatten zu Füßen der letzten Wurzeln dieser unendlich vielen Bäume.“ Nora schmiegte ihren Kopf an Tyrons Brust. „Was sollen wir tun, damit uns die Dunkelheit nicht beherrscht?“, fragte er. „Wir werden sie besiegen“, murmelte Nora zuversichtlich und schloss die Augen. „Thromagon hat sicher bald das gesamte Delviatos aus den Bergen der Adarcen geholt, dann muss die Zahl seiner Totenkrieger langsam ein Ende finden“, meinte Tyron nachdenklich. „An den Grenzen seines Reiches stehen sie dicht gedrängt. Alle anderen armen Wesen Ylthars werden in seinem Heer vor den Toren seiner Festung auf die letzte Schlacht warten. Auch der Orden rüstet sich. Wenn der Krieg erst ausbricht, hat unser Warten hier ein Ende und dann entscheidet sich das Schicksal des Seins. Weißt du, was geschieht, wenn wir den letzten großen Krieg verlieren?“, fragte Tyron. Nora schüttelte zögernd den Kopf. „Wenn Treagona, der letzte Widerstand Irgonas, zerschlagen ist, wird Thromagon seine Macht auch über ganz Urgona ausbreiten. Dann kann er nach den Sternen greifen und das Jenseits mit bloßen Händen zerfetzen. Dann hat er die Rache, die er wollte, und hat alles zerstört.“ Nora löste sich von Tyron und nahm seine Hände. „So wird es nicht kommen, ganz sicher. Wir werden um unsere Welt kämpfen, bis es keinen Weg mehr gibt. Und nun denk nicht mehr an den Krieg, Tyron. Noch ist die Zeit dafür nicht reif.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, dann ließ sie ihn los und ging zum Lager zurück. Tyron strich über die Griffe seiner beiden Schwerter, die er auf den Rücken geschnallt hatte. Sie alle trugen auf ihrem Marsch möglichst wenig bei sich, denn die erdrückende Hitze über und unter den Baumkronen erwies sich als genügende Last. Doch seine Waffen hatte der Alb nur mehr selten abgelegt. Auf ihrer Reise von Tongeruf, nach der Verabschiedung von Naghan, die sie dort beherbergt hatte, waren sie einigen seltsamen Wesen begegnet: Vögeln, die an Größe die Arrotonen des Ciman-Gebirges übertrafen, kleinen Insekten und Pflanzen, die zu berühren schon tödlich sein konnte, und natürlich Räubern des Waldes, irgonischen Nomaden, Tieren oder auch Pflanzen, die man nicht sah, aber oft hören und erahnen konnte. Egurinia steckte voller Gefahren und Tyron hielt es für klug, gegen sie gewappnet zu sein. Auch Nora hatte er geraten, ihr Messer nicht abzulegen, und er hatte Jaron und die Soldaten gebeten, ihr zu zeigen, wie man damit umging. Weniger Sorgen als um Nora machte sich Tyron um seine Schwester. Zwar war Daria nicht mehr in der Lage, sich in eine Gepardin zu verwandeln, aber sie beherrschte das Bogenschießen noch besser als Tyron, der ja immerhin Vlaworins Macht der Jahrtausende auf seiner Seite hatte.Der Alb fuhr sich mit der Rechten über das Gesicht. Es war lange her, da sie bei den Adarcen in Tasatan gerastet hatten. Wie gern würde er sich wieder einmal waschen, sich rasieren und die Haare schneiden lassen! Tyron seufzte und drehte sich um. Ihr Lager bestand aus einigen gewaltigen Baumblättern, die sie auf Stöcke gestützt hatten, um Schutz vor Regen zu haben. Darunter lagen ihre Umhänge, Rüstungen, Pfeile und Speere, die Saath ununterbrochen schnitzte, sowie einige Waffen, die sie abgelegt hatten. Ein Feuer vertrieb einige der Gestalten, die des Nachts den Berg zu erklimmen versuchten. Auf einigen groben Felsen saßen Tyrons acht Begleiter um die Feuerstelle herum. Saath schnitzte. Prohon, neben dem sich der schweigende Erszak niedergelassen hatte, schaute ihm gelangweilt zu, Fadriin unterhielt sich mit Dagok und Daria, die Arm in Arm saßen, und Nora hatte sich soeben neben Jaron niedergelassen, der mit seinem parierstangenlosen Schwert eine seltsame Bewegung einübte. Von allen Gefährten sah man Jaron die Anstrengung der Reise am ehesten an. Zwar war er nicht viel älter als etwa der starke Saath, doch viele graue Strähnen begannen bereits sein pechschwarzes Haar und seinen neu gewachsenen Bart zu durchziehen. Als Tyron ihn kennengelernt hatte, war dem noch nicht so gewesen. Der Alb fragte sich, ob das an den Sorgen lag, die sich der Treagon dauernd machen musste, oder ob es der Schatten war, der an jedem von ihnen nagte. Schatten. So nannte Jaron Thromagon und dessen Macht, wie alles andere Böse. Immer, wenn Tyron Finsternis statt Schatten sagte, berichtigte ihn das Goldene Ordensmitglied der Geschichte Irgonas, ohne ihm zu erklären, weshalb. Als Jaron gerade zwei Schritte nach vorn machte und dabei sein Schwert über dem Kopf kreisen ließ, um es dann auf einen nicht existierenden Gegner herabsausen zu lassen, zog Tyron blitzschnell eine seiner Klingen und stoppte die Bewegung Jarons, dessen Waffe auf die seines Schützlings prallte. „Zeig mir, was du übst“, sagte Tyron herausfordernd. „Wie damals in meiner Wohnung in Cistensia?“, lachte der Treagon. „Ja. Meinen Sieg eingeschlossen“, grinste Tyron. Der Kampf gegen Jaron zeigt ihm, dass er sich im Schwertkampf verbessert hatte. Nun war es nicht mehr nur die Macht der Jahrtausende, die ihm die Fähigkeit zum Kämpfen verlieh, sondern seine eigene Erfahrung. Jaron hingegen schien schwächer geworden zu sein. „Was ist mit dir?“, fragte der Alb besorgt. Sein Schützer keuchte: „Der Weg durch Ciman hat mich einiges meiner Kraft gekostet.“ Tyron schmunzelte. „Wohl eher deine Jugend.“ „Halt deine Zunge im Zaum“, brummte Jaron, aber mit einem Lächeln unter seinem Bart, und steckte sein Schwert in die Scheide zurück. Dagok gluckste. „Und Tyron hat doch recht“, meinte er, worauf er einen drohenden Blick von Jaron und einen Hieb von Darias Ellbogen erntete. „Hört auf“, sagte Tyrons Schwester und sie lachten. Einzig auf Erszaks Gesicht war kein Lächeln zu erkennen. Jeden Tag schien er nur darüber nachzudenken, wie die Zeit voranschritt, was Thromagon tun und was noch alles geschehen würde. So vergingen die Tage und jedes Mal, da der Schüler Vlaworins durch seine Gabe mit den Goldenen Ordensmitgliedern sprach, die noch in Cistensia waren, wurden die Gefährten ein Stück betrübter. Yabell riet ihnen zu warten. Immer nur zu warten. Das Heer des Ordens würde noch einige Zeit zur Aufstellung benötigen.Tyron machte sich jeden Tag auf den Weg zum Gipfel des Berges und genoss dort den kühlen Wind und die Aussicht. Er konnte weit über den Wald hinwegsehen, wo sich der riesige, weite blaue Himmel über Irgona erstreckte, als kenne er keine Grenzen. Manchmal erklomm der Alb auch nachts den Gipfel. Dann konnte er ein riesiges Sternenfeld erblicken und ihm wurde schwindelig, da er erkannte, wie groß die Welt war, um die sie alle bald kämpfen würden. Eines Tages regnete es so heftig, dass ihr Lager drohte, hinfort zu schwemmen, als die Wassermassen den Berg hinab rauschten. An seinem Fuß verschwand das Wasser unter den uralten Bäumen, zwischen denen es nur so wimmelte von Tieren, Geräuschen und ungeahnten Mächten. Ein Rätsel bereitete ihnen wie auch ganz Treagona, dem Reich des Zwölften Ordens, Kopfzerbrechen: Was war Thromagons Verderben? Das Wasser, wie es stets vom Himmel fiel, oder das Feuer? Es gab keinen eindeutigen Hinweis darauf, was es nun war, das den Dunklen Tyrannen töten konnte. Für das Feuer sprach: Es war unwahrscheinlich, dass sich Thromagon im Südgebirge verkriechen würde, wo es doch nur allzu oft regnete. Andererseits war es seltsam, dass Thromagon einen Acraa befehligt hatte, der mit den Mächten des Feuers das Alben-Reich erobern sollte und eines späteren Zeitpunkts vielleicht Seite an Seite mit dem Schwarzen Tyrannen in den Krieg gezogen wäre. Vielleicht aber scherte sich Thromagon weder um das eine noch das andere Element? Sein Körper war, wie man wusste, vollkommen bedeckt von Drachenhaut, die sein Fleisch sowohl vor züngelnden Flammen als auch vor fließendem Wasser schützen musste. „Ob Thromagon glaubt, dass ich tot bin?“, fragte Tyron Jaron eines Nachts, als sie alle um das Feuer saßen und sich unterhielten, während die lauten Geräusche des Waldes zu ihnen auf den Berg drangen. „Das letzte Mal sah er dich durch Orgaharcs Augen. Bei Aicton“, dachte Jaron laut nach. „Dann griff er Rygo an, weil Ecwin seinen Vertrag gebrochen hatte.“ „Bist du dir da so sicher?“, fiel unvermittelt Fadriin ein, der ihnen zugehört hatte. „Vielleicht hat Ecwin ja damals nicht getan, was ihr ihm geraten habt, und Thromagon hat Rygo einzig wegen Tyron angegriffen.“ Jaron schüttelte den Kopf. „Es mag sein, dass Tyron ein Grund war, der Thromagon bewog, die Stadt zu erobern. Ich denke trotzdem, er wollte sich vor der Gründung Ylthars das Delviatos-Vorkommen sichern.“ „Und denkt er nun, dass ich in Rygo umgekommen bin?“, fragte Tyron erneut und Jaron zuckte mit den Achseln. „Vermutlich nicht. Dann hätte er deine Leiche sehen wollen. Immerhin hast du seinen Acraa Meonor niedergestreckt und bist ihm danach nur zu oft entwischt.“ Tyron kratzte sich an der Stirn: „Aber es gab keine Leiche, die die Totenkrieger Thromagon hätten zeigen können, also muss er davon ausgehen, dass ich noch am Leben bin.“ „Wenn die Totenkrieger ihm nicht sogar von unserer Flucht berichtet haben“, warf Fadriin ein. Tyron seufzte und hievte sich hoch. „Was meint ihr: Jagt er mich?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Jaron, „aber jeder Totenkrieger, dem du begegnest, kennt sicherlich deinen Namen. Du solltest aufpassen, wem du über den Weg läufst. Thromagons Augen suchen bestimmt nach dir.“ Tyron nickte und betrachtete den Mond. Wie viele Feinde werden wir unter seinem Schein wohl haben?
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