Historisches Geschehen aus naturwissenschaftlicher Sicht
Mängel einer Momentaufnahme?
F.L. Boschke
Wesentlich für die Dokumentation und das Verständnis von Geschichte ist nicht zuletzt die Perspektive desjenigen, der die Ereignisse niederzulegen versucht.
Was die deutsche Geschichte – insbesondere in Bezug auf die Weimarer Republik, das Dritte Reich und das Nachkriegsdeutschland – betrifft, so hat es unzählige gleichwohl objektive als auch subjektive Ansätze gegeben, die Geschehnisse, ihre Ursachen und ihre Auswirkungen zu schildern.
Dieses Manuskript definiert sich als interessante Variante der Geschichtsschreibung. Auf der einen Seite gibt der Autor einen ebenso präzisen wie lebendigen Überblick über die „objektiven“ politischen Geschehnisse und ihre Hintergründe, auf der anderen Seite versteht er es, deren Auswirkungen auf den Alltag der Deutschen, ihr Denken sowie ihre Möglichkeiten und Zwänge gleichermaßen logisch wie subjektiv zu schildern. Und oftmals versetzt er selbst diejenigen, die diese Zeit nicht nur aus Büchern und Filmen, sondern auch aus den Erzählungen ihrer Eltern oder Großeltern kennen, in Erstaunen, denn seine Sicht der Dinge ist gleichermaßen außergewöhnlich wie einleuchtend und erzeugt mitunter das Gefühl, die Dinge selbst mitzuerleben.
F. L. Boschke beginnt mit seinen Ausführungen in der Kaiserzeit, schildert die geltenden Werte und Ideen. Hierbei lässt er auch das übrige Weltgeschehen nicht außer acht und beschreibt die politischen Verflechtungen. Die romantische Vorstellungen eines manchen Deutschen werden der Kriegswirklichkeit gegenübergestellt.
Die Auswirkungen des verlorenen Krieges sowie die Ereignisse um die Machtergreifung der NSDAP, deren Aktivitäten, ihr Eingreifen in den Alltag der Deutschen und der Beginn des Zweiten Weltkriegs werden sehr konkret anhand von detaillierten Alltagsschilderungen im fiktiven Ort „Thalburg“ dargelegt. Ebenso wie bei der späteren Schilderungen von Kriegsgeschehnissen, greift der Autor hier offenbar auf eigenes Erleben zurück, verliert dabei aber nie den gesamten politischen Zusammenhang, dem seine Erlebnisse geschuldet waren, aus den Augen.
Den Schluss des Buches bilden Berichte über den Wiederaufbau und die neuen internationalen politischen Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg, bei denen der Autor auch einige ihm eigene visionäre Ausblicke einfließen lässt.