Musikdiskurs als Geschlechterdiskurs

Musikdiskurs als Geschlechterdiskurs von Miller,  Cordelia
Der bürgerliche Konzertsaal erscheint, was das solistische Instrumentalspiel betrifft, innerhalb des öffentlichen Musiklebens im 19. Jahrhundert von Anfang an als ein Ort relativer Gleichberechtigung der Geschlechter, wagten doch spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts annähernd so viele Mädchen und junge Frauen den Weg auf die Konzertbühne wie Männer. Indem von Virtuosen und Virtuosinnen in gleichem Maße Professionalität erwartet und gefordert und entsprechend honoriert wurde, fanden begabte Musikerinnen hier ein frühes berufliches Betätigungsfeld bzw. einen Rahmen, innerhalb derer sie ihr Talent entfalten und bis zu einem gewissen Grad persönliche und materielle Unabhängigkeit genießen konnten. Die Gründe hierfür sind vielfältig und offenbaren gleichzeitig in ihrer Ambivalenz, dass die scheinbar nebensächliche Bedeutung des Geschlechts im Bereich des öffentlichen Virtuosentums eher äußere, nichtsdestoweniger wichtige Aspekte betraf, Geschlechterwahrnehmung und -differenzierung im Zusammenhang mit der Bewertung virtuosen Instrumentalspiels und der geschlechtlich konnotierten Virtuosenidentität in der Musikrezeption und im musikkritischen Diskurs des 19. Jahrhunderts jedoch eine zentrale Rolle spielten. Einer der wichtigsten praktischen Gründe für die vergleichsweise guten Karrieremöglichkeiten von Virtuosinnen lag im nicht institutionalisierten Charakter von Ausbildung und Berufsausübung, was dazu führte, dass Instrumentalsolistinnen in ihrer Karriere ähnlichen Voraussetzungen, aber auch ähnlichen Risiken wie ihre männlichen Kollegen gegenüberstanden. Allerdings wirkte sich das bürgerliche Ideal der weiblichen Berufs- und Erwerbslosigkeit insofern auf die Laufbahn der Virtuosinnen aus, als sie nach der Heirat die eigene Karriere oft zurückstellten oder sogar aufgaben. Eine weitere, im philosophisch-idealistischen Bereich angesiedelte Ursache für die scheinbare Geschlechterneutralität auf dem Konzertpodium ist in der die romantische Kunsttheorie und Musikpraxis prägenden Sakralisierung von Musik zu sehen. Die Überhöhung als metaphysische Kunst, die Musik als etwas außerhalb der realen Welt Stehendes betrachtete, äußerte sich im kirchenähnlichen Konzertsaalbau und quasireligiösen Konzertritualen, die dem Ideal einer vollkommenen Konzentration auf das Musikwerk im schweigenden Zuhören dienten. Dieses Ideal erlaubte bis zu einem gewissen Grad die Verletzung bürgerlicher Regeln, zu denen weibliche Unterordnung, Berufslosigkeit und öffentliche Unsichtbarkeit gehörten. Im Dienst am Musikwerk wurde die öffentlich, solistisch und professionell agierende Frau toleriert, allerdings nur bis zum Ende des Konzerts: Nach Verlassen der Konzertbühne musste sich die eben noch gefeierte Virtuosin den bürgerlichen Normen wie alle anderen Frauen anpassen.
Aktualisiert: 2021-08-09
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Virtuosität und Kirchlichkeit

Virtuosität und Kirchlichkeit von Miller,  Cordelia
Orgelkonzerte nahmen innerhalb der deutschen Konzertlandschaft immer einen Sonderstatus ein, dessen Ursache vor allem in der traditionell kirchlichen Funktionalität der Orgel und des Organistenamtes zu sehen ist. Besonders im lutherisch geprägten Deutschland drang die Orgel als Konzertinstrument respektive der Organist als Konzertvirtuose nur langsam in das allgemeine Bewusstsein. Die vorliegende Untersuchung bietet erstmals einen umfassenden Überblick über das deutsche Orgelkonzertwesen im 19. Jahrhundert mit seinen historischen, gesellschaftlichen und musikalischen Komponenten. Ein umfangreicher Anhang samt Aufführungs- und Organistenverzeichnis sowie Personen- und Ortsregister rundet das Buch ab.
Aktualisiert: 2022-05-30
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