Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878

Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878 von Münch,  Detlef
Der Chemiker Dr. Julius Stinde (1841 - 1905) war in den 1870er Jahren neben Kurd Laßwitz (1848 - 1910) einer der ersten, der in Deutschland die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften in Essays und volkstümlichen Sachbüchern popularisierte und vor allem die Chemie und die Evolutionstheorie in von ihm so benannten „naturwissenschaftlichen Satiren“, die heute als Science Fiction etikettiert werden können, wissenschaftskritisch behandelte. Stinde hat als einer der ersten seit 1872 höchst aktuelle Fragen des wissenschaftlichen Diskurses zur Ethik von Forschung und Technik, zur Technikfolgenabschätzung und wissenschaftlichen Risikoabwägung antizipiert. Er gerierte sich dabei als eine Art Anti-Jules-Verne und persiflierte Darwin, Häckel und andere Wissenschaftsgrößen der 1870er Jahre, so u.a. indem er für die Welt in 2 Millionen Jahren den Zukunftsaffen als evolutionären Nachfolger des Menschen und ein wenig eher schon die Evolution zu aggressiven Pflanzen mit tödlichen Giften, die Menschen und Tiere angreifen, voraussagte. „Opfer der Wissenschaft“ werden bei Stinde seit 1872 diejenigen, die als „Des Chemikers Rache“ ein appetithemmendes Mittel verabreicht bekommen, deren Farbensinn durch Chemikalien zerstört wird, die eine neuartige „Blutkur“ an depressiven Frauen ausprobieren, sich in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen lassen oder die ihren Säugling durch die Verdauungssäfte fleischfressender Pflanzen töten. Stinde antizipierte schon 1878 in „Der klimatische Krieg“, dass man zukünftig „keine Kriege mehr führen um den Ruhm, um die Erbfolge, um die Religion, sondern um das Klima.“ Denn „beherrscht Russland einst die Welt, so wird es Sibirien in ein tropisches Land verwandeln“. Er sah die Wissenschaftskirche, in der „Die Religion der Physik“ zelebriert wird, voraus und wies in „Das Spectrum der Seele“ mittels der Spektralanalyse die Existenz der Seele nach. Stinde prophezeite, wenn „der Mensch die Anpassung und Vererbung durch künstliche Zuchtwahl leite, er imstande sei, ein Menschengeschlecht erstehen zu lassen, das an Kraft, Schönheit, Tugend, Erkenntnis und Wissen derartig die jetzige Generation überwiegt“. Im durch staatliche Zuchtwahl (Selektion) und phosphorhaltige Nahrungsergänzungsmittel hervorgegangenen Chinesen manifestierte Stinde den Prototyp „des künftigen Ideal-Menschen“ und in China das zukünftige „Heil der Menschheit“. Protagonist seiner meisten SF-Novellen ist dabei Professor Desens, einer der ersten SF-Serienhelden, der sich am Ende jedoch selbst umbringt, als er erfährt, dass sein „Weltbeglückungsplan“ auf einer fehlerhaften wissenschaftlichen Annahme beruhte. Stinde brachte schon früh zahlreiche SF-Motive, die erst sehr viel später vor allem von der angloamerikanischen SF aufgegriffen wurden, und war neben Laßwitz nicht nur der Mitbegründer der genuinen deutschen Science Fiction, die er in ihrer orginären literarischen Form, der Kurzgeschichte, präferierte, sondern mit 14 einschlägigen Novellen in der Zeit von 1871 - 1878 sogar der produktivste und wissenschaftskritischste deutsche SF-Autor der 1870er Jahre. Inhalt: Zum stindefiction´schen Geleit Die Naturwissenschaftliche Satire als frühe Form der Sciene Fiction Julius Stinde und die „Opfer der Wissenschaft“ 1871 Zwei Millionen Jahre später 1872 Des Chemikers Rache 1874 Die Opfer der Spectralanalyse. 1874 Das Spectrum der Seele 1874 Der Maler des blauen Bildes 1875 Die Rache des Sandbläsers 1876 Von Pflanzen gefressen 1878 Die Blutkur 1878 Der klimatische Krieg 1878 Die Flucht Rocheforts 1878 Die Religion der Physik 1878 Promemorium an den Kaiser von China 1878 Der künstliche Scheintod 1878 Die Seelensucher 1885 Geschäftliche Pflichten 1896 Was auf den Planeten gekocht wird 1899 Die Mopskatze 1899 Die Fahrt ins Blaue Julius Stinde als Mitbegründer einer wissenschaftskritischen deutschen Science Fiction Literatur
Aktualisiert: 2023-05-11
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Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878

Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878 von Münch,  Detlef
Der Chemiker Dr. Julius Stinde (1841 - 1905) war in den 1870er Jahren neben Kurd Laßwitz (1848 - 1910) einer der ersten, der in Deutschland die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften in Essays und volkstümlichen Sachbüchern popularisierte und vor allem die Chemie und die Evolutionstheorie in von ihm so benannten „naturwissenschaftlichen Satiren“, die heute als Science Fiction etikettiert werden können, wissenschaftskritisch behandelte. Stinde hat als einer der ersten seit 1872 höchst aktuelle Fragen des wissenschaftlichen Diskurses zur Ethik von Forschung und Technik, zur Technikfolgenabschätzung und wissenschaftlichen Risikoabwägung antizipiert. Er gerierte sich dabei als eine Art Anti-Jules-Verne und persiflierte Darwin, Häckel und andere Wissenschaftsgrößen der 1870er Jahre, so u.a. indem er für die Welt in 2 Millionen Jahren den Zukunftsaffen als evolutionären Nachfolger des Menschen und ein wenig eher schon die Evolution zu aggressiven Pflanzen mit tödlichen Giften, die Menschen und Tiere angreifen, voraussagte. „Opfer der Wissenschaft“ werden bei Stinde seit 1872 diejenigen, die als „Des Chemikers Rache“ ein appetithemmendes Mittel verabreicht bekommen, deren Farbensinn durch Chemikalien zerstört wird, die eine neuartige „Blutkur“ an depressiven Frauen ausprobieren, sich in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen lassen oder die ihren Säugling durch die Verdauungssäfte fleischfressender Pflanzen töten. Stinde antizipierte schon 1878 in „Der klimatische Krieg“, dass man zukünftig „keine Kriege mehr führen um den Ruhm, um die Erbfolge, um die Religion, sondern um das Klima.“ Denn „beherrscht Russland einst die Welt, so wird es Sibirien in ein tropisches Land verwandeln“. Er sah die Wissenschaftskirche, in der „Die Religion der Physik“ zelebriert wird, voraus und wies in „Das Spectrum der Seele“ mittels der Spektralanalyse die Existenz der Seele nach. Stinde prophezeite, wenn „der Mensch die Anpassung und Vererbung durch künstliche Zuchtwahl leite, er imstande sei, ein Menschengeschlecht erstehen zu lassen, das an Kraft, Schönheit, Tugend, Erkenntnis und Wissen derartig die jetzige Generation überwiegt“. Im durch staatliche Zuchtwahl (Selektion) und phosphorhaltige Nahrungsergänzungsmittel hervorgegangenen Chinesen manifestierte Stinde den Prototyp „des künftigen Ideal-Menschen“ und in China das zukünftige „Heil der Menschheit“. Protagonist seiner meisten SF-Novellen ist dabei Professor Desens, einer der ersten SF-Serienhelden, der sich am Ende jedoch selbst umbringt, als er erfährt, dass sein „Weltbeglückungsplan“ auf einer fehlerhaften wissenschaftlichen Annahme beruhte. Stinde brachte schon früh zahlreiche SF-Motive, die erst sehr viel später vor allem von der angloamerikanischen SF aufgegriffen wurden, und war neben Laßwitz nicht nur der Mitbegründer der genuinen deutschen Science Fiction, die er in ihrer orginären literarischen Form, der Kurzgeschichte, präferierte, sondern mit 14 einschlägigen Novellen in der Zeit von 1871 - 1878 sogar der produktivste und wissenschaftskritischste deutsche SF-Autor der 1870er Jahre. Inhalt: Zum stindefiction´schen Geleit Die Naturwissenschaftliche Satire als frühe Form der Sciene Fiction Julius Stinde und die „Opfer der Wissenschaft“ 1871 Zwei Millionen Jahre später 1872 Des Chemikers Rache 1874 Die Opfer der Spectralanalyse. 1874 Das Spectrum der Seele 1874 Der Maler des blauen Bildes 1875 Die Rache des Sandbläsers 1876 Von Pflanzen gefressen 1878 Die Blutkur 1878 Der klimatische Krieg 1878 Die Flucht Rocheforts 1878 Die Religion der Physik 1878 Promemorium an den Kaiser von China 1878 Der künstliche Scheintod 1878 Die Seelensucher 1885 Geschäftliche Pflichten 1896 Was auf den Planeten gekocht wird 1899 Die Mopskatze 1899 Die Fahrt ins Blaue Julius Stinde als Mitbegründer einer wissenschaftskritischen deutschen Science Fiction Literatur
Aktualisiert: 2023-05-11
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Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878

Julius Stinde und die wissenschaftskritischen Anfänge der deutschen Science Fiction 1871 – 1878 von Münch,  Detlef
Der Chemiker Dr. Julius Stinde (1841 - 1905) war in den 1870er Jahren neben Kurd Laßwitz (1848 - 1910) einer der ersten, der in Deutschland die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften in Essays und volkstümlichen Sachbüchern popularisierte und vor allem die Chemie und die Evolutionstheorie in von ihm so benannten „naturwissenschaftlichen Satiren“, die heute als Science Fiction etikettiert werden können, wissenschaftskritisch behandelte. Stinde hat als einer der ersten seit 1872 höchst aktuelle Fragen des wissenschaftlichen Diskurses zur Ethik von Forschung und Technik, zur Technikfolgenabschätzung und wissenschaftlichen Risikoabwägung antizipiert. Er gerierte sich dabei als eine Art Anti-Jules-Verne und persiflierte Darwin, Häckel und andere Wissenschaftsgrößen der 1870er Jahre, so u.a. indem er für die Welt in 2 Millionen Jahren den Zukunftsaffen als evolutionären Nachfolger des Menschen und ein wenig eher schon die Evolution zu aggressiven Pflanzen mit tödlichen Giften, die Menschen und Tiere angreifen, voraussagte. „Opfer der Wissenschaft“ werden bei Stinde seit 1872 diejenigen, die als „Des Chemikers Rache“ ein appetithemmendes Mittel verabreicht bekommen, deren Farbensinn durch Chemikalien zerstört wird, die eine neuartige „Blutkur“ an depressiven Frauen ausprobieren, sich in einen künstlichen Tiefschlaf versetzen lassen oder die ihren Säugling durch die Verdauungssäfte fleischfressender Pflanzen töten. Stinde antizipierte schon 1878 in „Der klimatische Krieg“, dass man zukünftig „keine Kriege mehr führen um den Ruhm, um die Erbfolge, um die Religion, sondern um das Klima.“ Denn „beherrscht Russland einst die Welt, so wird es Sibirien in ein tropisches Land verwandeln“. Er sah die Wissenschaftskirche, in der „Die Religion der Physik“ zelebriert wird, voraus und wies in „Das Spectrum der Seele“ mittels der Spektralanalyse die Existenz der Seele nach. Stinde prophezeite, wenn „der Mensch die Anpassung und Vererbung durch künstliche Zuchtwahl leite, er imstande sei, ein Menschengeschlecht erstehen zu lassen, das an Kraft, Schönheit, Tugend, Erkenntnis und Wissen derartig die jetzige Generation überwiegt“. Im durch staatliche Zuchtwahl (Selektion) und phosphorhaltige Nahrungsergänzungsmittel hervorgegangenen Chinesen manifestierte Stinde den Prototyp „des künftigen Ideal-Menschen“ und in China das zukünftige „Heil der Menschheit“. Protagonist seiner meisten SF-Novellen ist dabei Professor Desens, einer der ersten SF-Serienhelden, der sich am Ende jedoch selbst umbringt, als er erfährt, dass sein „Weltbeglückungsplan“ auf einer fehlerhaften wissenschaftlichen Annahme beruhte. Stinde brachte schon früh zahlreiche SF-Motive, die erst sehr viel später vor allem von der angloamerikanischen SF aufgegriffen wurden, und war neben Laßwitz nicht nur der Mitbegründer der genuinen deutschen Science Fiction, die er in ihrer orginären literarischen Form, der Kurzgeschichte, präferierte, sondern mit 14 einschlägigen Novellen in der Zeit von 1871 - 1878 sogar der produktivste und wissenschaftskritischste deutsche SF-Autor der 1870er Jahre. Inhalt: Zum stindefiction´schen Geleit Die Naturwissenschaftliche Satire als frühe Form der Sciene Fiction Julius Stinde und die „Opfer der Wissenschaft“ 1871 Zwei Millionen Jahre später 1872 Des Chemikers Rache 1874 Die Opfer der Spectralanalyse. 1874 Das Spectrum der Seele 1874 Der Maler des blauen Bildes 1875 Die Rache des Sandbläsers 1876 Von Pflanzen gefressen 1878 Die Blutkur 1878 Der klimatische Krieg 1878 Die Flucht Rocheforts 1878 Die Religion der Physik 1878 Promemorium an den Kaiser von China 1878 Der künstliche Scheintod 1878 Die Seelensucher 1885 Geschäftliche Pflichten 1896 Was auf den Planeten gekocht wird 1899 Die Mopskatze 1899 Die Fahrt ins Blaue Julius Stinde als Mitbegründer einer wissenschaftskritischen deutschen Science Fiction Literatur
Aktualisiert: 2023-05-02
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175 Jahre Kurd Laßwitz. Science Fiction als „Evangelium der technischen Kultur“ 1871 – 1910

175 Jahre Kurd Laßwitz. Science Fiction als „Evangelium der technischen Kultur“ 1871 – 1910 von Münch,  Detlef
Anlässlich seines 175. Geburtstags am 20. April 2023 wird Kurd Laßwitz (1848 - 1910), der eine „ethische Kraft des Technischen“ postulierte und die Literatur des technischen Zeitalters, die Science Fiction, als „Evangelium der technischen Kultur“, als Frohe Botschaft der Technik, verkündete, als bedeutender Zukunftsvisionär, Technikphilosoph und „Vater der deutschen Science Fiction“ kritisch gewürdigt. Denn Laßwitz hat eben nicht nur mit der zukunftstechnisch-philosophischen Utopie „Bis Nullpunkt des Seins“ am 21. Juni 1871 den Nullpunkt der modernen (deutschen) Science Fiction gesetzt. 20 Jahre vor H. G. Wells und innovativer und spekulativer als Jules Verne dürfte er sogar als der eigentliche Erfinder der modernen Science Fiction gelten. Sein genuiner Einfluss auf die deutsche SF wird bis heute unterschätzt, denn wenn er auch die Ethik seiner SF nur bei einigen SF-Jugendschriftstellern wie Albert Daiber und Friedrich Wilhelm Mader etablieren konnte, war er doch prägend für die deutsche Mars-SF bis in die 1920er Jahre und motivierte u.a. Ferdinand Groß, Carl Grunert, Salomo Friedlaender (Mynona) und Hans Dominik, immerhin der populärste deutsche SF-Autor des 20. Jahrhunderts, zu ihren SF-Schriftstellerkarrieren. Wenngleich sein ehemaliger Gymnasiast Dominik sich in seinen SF-Romanen seit den 1920er Jahren immer mehr von Laßwitz entfernte, blieb er doch in den zahlreichen SF-Jugenderzählungen dessen didaktischen Anspruch mit einer technik- und wissenschaftspopularisierenden Intention treu und adaptierte zudem frühe Laßwitz´sche Space Opera Elemente wie die Strahlenwaffe Telelyt oder die „Erdbremse“, die den Planeten zum Stillstand bringen sollte. Im übermächtigen Schatten der anthropomorphen Marsianer aus seinem Hauptwerk "Auf zwei Planeten" 1897 stehend, wurde bisher weniger betrachtet, dass Laßwitz auch eine Vielzahl möglicher nichthumanoider Bewohner fremder Welten antizipert hat. So kreierte er Cerebrer oder Elektriden, Feuerriesen auf der Sonne, intelligente Pflanzen auf dem Mars und vegetabilisch-animalische Idonen vom Neptunsmond Triton, die als ihr Memento mori sogar eine ökologische Botschaft für die Menschheit haben. Den traurigen Zustand der Gesellschaft seiner Zeit, an dem sich bis heute nun auch nichts geändert hat, begründete Laßwitz mit dem „Jugendfehler des Planeten“, der evolutionären Trennung von Natur und Geist, der Entfremdung von der „Planetenseele“, womit er sogar schon früh die selbstmörderische ökologische Zerstörung der Erde durch den Menschen erklärte. So sind in Laßwitz´ letztem Roman 1909 „Sternentau“ Pflanzen die besseren Menschen, die Menschen selbst ein hoffnungsloser, nicht therapierbarer Fall, ein großes Missverständnis im Universum, eine Fehlentwicklung und Gefahr des Sonnensystems. Inhalt: Anlässlich Kurd Laßwitz´ 175. Geburtstag Laßwitz´ Nullpunkt der deutschen Science Fiction am 21. Juni 1871 Genese von „Bis zum Nullpunkt des Seins“ 1869 - 1877 Die 1. SF-Bibliothek anno 1871 Schon mehr SF in Laßwitz´ „Bilder aus der Zukunft“ von 1871/77 als im Gesamtwerk von Jules Verne Der Televisualisator – wie Albert Robida kongenial 1883 Laßwitz´ „Bilder aus der Zukunft“ fernillustrierte Vom Naturwissenschaftlichen Märchen zur Science Fiction Frühe Kritik an Laßwitz´ SF als „Technischer Chiliasmus“ 125 Jahre „Auf zwei Planeten“ – Editionshistorie bis 1945 Laßwitz´ Strahlenwaffe Telelyt 1892 und ihre Folgen Und die Erde steht still – Laßwitz´ „Erdbremse“ als klimatischer Planetenkiller anno 1897 Science Fiction als „Evangelium der technischen Kultur“ – Laßwitz´ Theorie der SF Science Fiction und extraterrestrische Intelligenzen Laßwitz´ nichthumanoiden Extraterrestrier und ihre ökologische Botschaft an die Menschheit Textnachweise Sekundärliteratur
Aktualisiert: 2023-05-04
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Kurze Geschichte der deutschen Science Fiction Kurzgeschichte 1871 – 1919 Band I

Kurze Geschichte der deutschen Science Fiction Kurzgeschichte 1871 – 1919 Band I von Münch,  Detlef
Die 1. umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Science Fiction Kurzprosa für den Zeitraum 1871 - 1919 in mehr als 1050 Einzelnachweisen von 300 Autoren belegt in eindrucksvollen Statistiken, dass am Anfang der Gattung im deutschsprachigen Raum nicht der abenteuerliche Zukunftserfinderroman á la Jules Verne Pate stand, sondern in den 1870er Jahren die spekulativ-philosophische Kurzgeschichte und die gesellschaftskritische Zukunftssatire von Kurd Laßwitz, Gisbert Pniower und Julius Stinde die Science Fiction in Deutschland begründeten. Mit „Moderne Märchen und Zukunftsbilder“, „Bilder aus der Zukunft“ und „Die Opfer der Wissenschaft“ publizierte dieses frühe utopische Dreigestirn bereits in den 1870er Jahren sogar schon die ersten SF-Story-Sammlungen. So war es die oft nur minimalistisch literarisch ausgeführte technische Zukunftsskizze von nur wenigen Seiten, die die Science Fiction noch vor dem späteren SF-Roman-Boom um die Jahrhundertwende in Deutschland und Österreich bereits in den 1880er Jahren in Tageszeitungen und Zeitschriften etablierte. Schon früh wurde hier als „Utopia in minima maxima“ ein äußerst innovativer Höhepunkt generiert mit komplexen „Zukunftsbildern“, in denen oft die Keime ganzer SF-Bibliotheken angelegt waren, die dann erst später im 20. Jahrhundert literarisch realisiert wurden. Danach waren es in den 1890er Jahren meistens anonyme und heute längst vergessene Autoren (darunter einige wenige Autorinnen wie Bertha v. Suttner und Franziska v. Kapff-Essenther) sowie vor allem Ferdinand Groß, Max Haushofer, Paul Scheerbart und Hermann Löns, seit 1902 dann Gustav Meyrink, Hans Dominik, Carl Grunert und Rudolf Martin sowie später Salomo Friedlaender, die die genuine deutsche SF in der Kurzprosa als gesellschaftskritische, technikdidaktische oder spekulativ-philosophische Variante bis 1919 facettenreich weiterentwickelten und zahlreiche Genrehybride kreierten. Andere Autoren degradierten sie hingegen nach 1905 immer häufiger zur rein humoristisch-amourösen oder abenteuerlichen Unterhaltungslektüre um eine singuläre Zukunftserfindung – oftmals auch mit einem bellizistischen oder antifeministischen Duktus. Trotzdem konnte das weitverbreitete Vorurteil, dass die nationalistische Kriegsutopie die deutsche Science Fiction vor 1914 maßgeblich geprägt hätte, anhand der tatsächlichen Publikationszahlen widerlegt werden. Der 1. Weltkrieg beendete dann abrupt die weitere Entwicklung der Science Fiction in der Kurzprosa, sodass nach 1919 fortan der Roman u.a. als technisch-politischer Zukunftsroman das Genre in Deutschland dominierte, wofür Hans Dominik, der erst durch seine derartigen Romane in Millionenauflage zum SF-Bestsellerautor wurde, paradigmatisch stehen kann. Inhalt von Band I: Zur Erforschung der frühen deutschen Science Fiction Vom Nullpunkt der deutschen SF 1871 bis ins Jahr 1919 Die deutschen Zukunftsstädte um 1900 Die 1870er Jahre Die 1880er Jahre Die 1890er Jahre Von der Jahrhundertwende bis 1914 Die Weltkriegsjahre 1915 - 1919 Vom Naturwissenschaftlichen Märchen zur Science Fiction Erste Theorien der Science Fiction Frühe Kritik an der SF als „Technischer Chiliasmus“ Die Schundliteraturkampagne 1910 - 1916 gegen die SF Aktuell lieferbare deutsche SF-Kurzprosa 1871 - 1919
Aktualisiert: 2023-01-12
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Kurze Geschichte der deutschen Science Fiction Kurzgeschichte 1871 – 1919 Band II

Kurze Geschichte der deutschen Science Fiction Kurzgeschichte 1871 – 1919 Band II von Münch,  Detlef
Band II enthält eine umfassende Rezeption ausgewählter SF-relevanter Zeitschriften und Jahrbücher mit 40 utopischen Illustrationen seit 1844 u.a. zu Retortenbabys, geklonten Menschen, miozänen Anthropoiden, einem Asteroiden-Selbstentdecker, diversen Automatenmenschen, einer Weltzerstörungsmaschine uvm. sowie 44 Coverabbildungen sämtlicher SF-Anthologien und Sammelbände mit Science Fiction seit 1873. Inhalt von Band II: Frühe illustrierte SF in den „Fliegende Blätter“ seit 1844 Innovative SF in der Wiener Familienzeitschrift „An der schönen blauen Donau“ 1886 - 1891 Erotische SF in der frivolen Zeitschrift „Caviar“ 1887 - 1891 SF und Kriegsutopien in „Das Neue Universum“ und anderen Knabenbüchern seit 1884 SF in der „Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens“ SF-Sammelbände SF-Anthologien SF-Heftserien
Aktualisiert: 2023-01-12
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Hans Dominik, der Bildner der Technik. Die frühen technischen Gegenwartsromane und technisch-utopischen Novellen 1902 – 1934

Hans Dominik, der Bildner der Technik. Die frühen technischen Gegenwartsromane und technisch-utopischen Novellen 1902 – 1934 von Münch,  Detlef
Erstmals wird der in Zwickau geborene und später in Berlin lebende Maschinenbau- und Elektroingenieur Hans Dominik (1872 - 1945) bio-bibliographisch mit seinen frühen 11 technischen Gegenwartsromanen von 1908 - 1914, die ein authentisches Bild der beginnenden Technisierung der Wilhelminischen Gesellschaft durch Eisenbahn- und Staudammbau, Kalibergwerksbetrieb, Autorennen und die großstädtische Elektrifizierung geben, darunter auch der autobiographische Schlüsselroman „Hochströme“, den 3 technischen Kriegsromanen 1914 - 1916, den späten 3 technischen Jugendromanen 1921 - 1930 um den New Yorker Zeitungskönig „Gordon Bennett“ und den Berliner „Diamantenkönig „August Stauch“ mit seinem Vox-Konzern, sowie seinen 102 technischen, experimentellen und utopischen Novellen von 1902 - 1934 kritisch gewürdigt. Der aktuelle Stand der Dominik-Forschung bringt überraschende neue Erkenntnisse und präsentiert einen attraktiven bio-bibliographischen Bildteil mit Bucheinbänden, Zeitschriftenvorabdrucken und -illustrationen sowie zahlreichen bisher unveröffentlichten Zeichnungen und Fotos aus Familienbesitz. Kein anderer deutscher Schriftsteller wird seit 1902 über gut 3 Jahrzehnte lang bis in die frühen 1930er Jahre mit seinen Technik-Sachbüchern, technischen Gegenwarts- und Geschichtsromanen und vor allem mit seinen technisch-didaktischen Erzählungen seinerzeit so viele Menschen für Wissenschaft und Technik begeistert haben und so viele Jugendliche zu einer technisch-wissenschaftlichen Berufsausbildung motiviert haben wie der „Bildner der Technik“ Hans Dominik. Zentrales Anliegen von Dominik war es stets, durch modernste Wissenschaft und Technik, natürliche Ressourcen zu ersetzen, neue Energiequellen nutzbar zu machen und die Urbarmachung von Landflächen zu ermöglichen, um zukünftig Kriege um Rohstoffe und Landnahmen überflüssig zu machen. Die NS-Machtergreifung mit teilweiser Zensur einiger Romane und der Einflussnahme auf seine Jugendprosa sowie der Beginn des 2. Weltkriegs, führten bei Dominik zu einer Art „Innerer Emigration“, da er nach 1934 keine Jugenderzählungen und Zukunftsnovellen mehr schrieb, seine eindimensionalen SF-Romane nur noch so harmlos gestaltete, dass sie vor einer NS-Zensur gefeit waren, und sich mit seinen Lebenserinnerungen und späten technikgeschichtlichen Romanen in das „Paradies der Erinnerung“ flüchtete. In den 1930er Jahren bis zu seinem Tod 1945 wurde Dominik dann aufgrund seiner in Millionenhöhe verbreiteten 16 Zukunftsromane jedoch in Deutschland weniger als „Bildner der Technik“, sondern vielmehr als „Prophet der Technik“ gesehen und auch als solcher bewusst von seinem Hauptverlag inszeniert und vermarktet. Sein bedeutender Beitrag zur Technik- und Wissenschaftspopularisierung der deutschen Bevölkerung und vor allem der Jugend in den ersten 3 Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts geriet danach immer mehr in Vergessenheit. Heute lohnt es sich hingegen Dominiks Technikromane, die technisch-didaktischen Novellen und sogar einige seiner Sachbücher wiederzuentdecken, da sie immer noch gut lesbar sind und zudem bedeutende Dokumente zur Technikgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts darstellen. Inhalt: Der bekannte und der unbekannte Dominik Technische Märchen 1902 - 1904 Experimentalnovellen 1907 - 1916 Technikerzählungen 1908 - 1919 Technische Sachbücher 1900 - 1936 Technische Gegenwartsromane 1908 - 1914 1908 Amüsante Wissenschaft 1909 John Workmann Band 1 1910 Glück auf! 1911 Der eiserne Weg 1911 Hochströme (Zu spät) 1912 Heilige Wasser 1912 Die Madonna mit den Perlen 1913 Der Sieger 1913 Der Kreiselkompaß (Magnetische Kräfte) 1913 Alpenglühen (Zauber des Südens) 1914 Versunkenes Land Technische Kriegsromane 1914 - 1916 1914 Das Eiserne Kreuz 1915 Klar zum Gefecht 1916 Der „Eiserne Halbmond“ Späte technische Jugendromane 1921 - 1930 1921 John Workmann Band 2 - 3 1925 John Workmann Teil 4 1928 Klaus im Glück – August Stauch 1930 Moderne Piraten Zukunftsnovellen und -erzählungen 1902 - 1934 Der Bildner der Technik Bibliographie
Aktualisiert: 2022-11-17
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Die Welt im Jahre 1999. Sämtliche Zukunftsnovellen aus Zeitungen und Zeitschriften 1902 – 1934

Die Welt im Jahre 1999. Sämtliche Zukunftsnovellen aus Zeitungen und Zeitschriften 1902 – 1934 von Dominik,  Hans
"Die Welt im Jahre 1999" enthält erstmals sämtliche 25 technischen Zukunftsnovellen sowie 3 Zukunftsessays von Hans Dominik aus Tageszeitungen und Zeitschriften 1902 - 1934 mit den gesamten kongenialen utopischen Illustrationen. Dominik beweist hier, dass er vor allem in der "Königin der Science Fiction", der Kurzgeschichte, ein Meister seines Fachs war, sodass für ihn trotz seiner 16 erfolgreichen Zukunftsromane in Millionenauflage gilt: Utopia in minima maxima. Dominik hat sämtliche seinerzeit aktuellen Science Fiction Themen von A bis Z wissenschaftlich seriös und oft auch mit köstlichem Humor behandelt, ob Atomkraft oder Zeitreise, Sonnenenergie oder Weltraumfahrten mit Raketen und „Strahlraumschiffen“ zu Mond, Mars und Venus, „First Contact“ und extraterrestrisches Leben, Stadt- und Verkehrsutopien (vor allem von Berlin), Zukunftsmobilität, Zukunftskrieg (u.a. mit Drohnen, Langstreckenraketen und Giftgas), zukünftige Rohstoffgewinnung, Automatisierung, Technikgigantomanie mit Tiefenbohrungen ins Erdinnere sowie transnationalen Tunnel- und Kanalbauwerken (u.a. über die Alpen), Klimabeeinflussung, psychotrope Chemikalien, die einen u.a. in die Zukunft versetzen können, künstliche Nahrungs- und Genussmittel uvm. Dabei hat Dominik recht treffsicher die Zukunft unseres 21. Jahrhundert als „energetisches Zeitalter“ antizipiert und darüber hinaus sogar bis ins Jahr 2736 und 2810 utopisiert. Übersicht der SF-Novellen: 1902 Eine Erfindung des interplanetaren Luftschiffes 1902 Allerlei Zukunftsmusik 1903 Eine neue Technik 1903 Projekte 1903 Ein Theater 1903 Aus der Tiefe 1903 Ein Schulbesuch im Jahre 2736 1904 Ein neues Unternehmen 1904 Träumereien vom 28. Jahrhundert 1904 Die drahtlose Zeit 1906 Eine exzentrische Ballonreise 1918 Silvester 1999 1919 Planetenverkehr 1920 Die Welt im Jahre 1999 1921 Eine Amerikafahrt 1922 Kanäle über Berg und Stadt 1924 Aus dem 50. Zeitungs-Jahrgang der „Woche“ 1948 1924 Die Großstadt der Zukunft 1924 Eine Eisenbahnreise im Jahre 2000 1926 Im Äther des Weltraums anno 2050 1927 Das Presseflugzeug 1927 Berlin – San Franzisko 1928 Der Gas-Tod der Großstadt 1928 Die Reise nach dem Mond 1929 Berlin in 50 Jahren 1929 Der Weltverkehrsluftschiffhafen 1934 Vom Flugschiff über die Großrakete zum Strahlschiff 1934 Kolonien auf der Venus?
Aktualisiert: 2022-11-17
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Hans Dominik „Der Prophet der Technik“ und seine militärisch-politischen Antizipationen 1903 – 1934 für das 21. Jahrhundert

Hans Dominik „Der Prophet der Technik“ und seine militärisch-politischen Antizipationen 1903 – 1934 für das 21. Jahrhundert von Münch,  Detlef
Wer heute Putin, Kim Jong-un, Assad, Erdogan, Xi Jinping und Trump verstehen will, sollte Hans Dominiks US-Präsidentendiktator Cyrus Stonard, den Mongolenführer Toghon-Khan, den Großkalifen Abdurrhaman und den psychotischen Turi Chan aus den 1920er Jahren kennen. Hans Dominik (1872 - 1945), der mit 16 Zukunftsromanen produktivste und mit fast 3 Millionen verkauften Büchern schon vor 1945 meistgelesene deutsche Science Fiction Autor, galt in Deutschland seit den 1920er Jahren als „der Prophet der Technik“. In seinem zukunftsbelletristischen Werk von 1903 - 1934 hat er tatsächlich erstaunliche politische und militärische Prognosen, Antizipationen und Prophezeiungen für das 21. Jahrhundert gemacht, die heute entweder eingetroffen sind oder schon in Kürze wahr werden könnten. In Dominiks 21. Jahrhundert sind neue Weltordnungen mit verfeindeten Machtblöcken, einem Vereinten Europa und pankontinentalen, islamischen und chinesischen Zukunftsreichen entstanden, die im historischen und zeitgeschichtlichen Kontext betrachtet werden. So wird ein reicher Erkenntnisgewinn zur Weltgeschichte der letzten 100 Jahre bis heute und ein denkwürdiger Ausblick auf die nächsten Jahrzehnte offenbart. Dabei stellt sich dann zwangsläufig die Frage: Sind Dominiks größenwahnsinnige politisch-militärische Führer wie der US-Präsidentendiktator Cyrus Stonard, der Mongolenführer Toghon-Khan, der Kalif Abdurrhaman oder der psychotische Turi Chan die Putins, Kim Jong-uns, Assads, Erdogans, Xi Jinpings und Trumps von heute? Die intellektuell-barbarische Zukunftswelt mit Massenvernichtungswaffen in der Hand von größenwahnsinnigen Psychopathen und Kriegstreibern in Russland, China, den USA und dem Islamischen Staat, die Dominik in den 1920er Jahren antizipiert hat – es scheint tatsächlich die Welt von heute zu sein. Dominiks Zukunftswaffen der 1920er Jahre wie Atombomben, Langstreckenraketen, Stratosphärenbomber, Klimamanipulation (Künstliche Kälte, Feuerstürme), Teleenergie-, Unsichtbarkeits- oder Telepathiestrahlen mit Mind Control wurden teilweise schon im 2. Weltkrieg realisiert, harren noch ihrer Entwicklung oder werden besser nie Wirklichkeit. Sein 1927 antizipierter, von Russland geführter weltweiter Atomkrieg ist zum Glück nicht eingetroffen, und Dominiks US-Präsidentendiktator Cyrus Stonnard ist 1955 so wie Trump 2020 von seinen eigenen Leuten wieder abgesetzt bzw. abgewählt worden. Ob es Erdogan mit seiner "5 statt 3 Kinder"-Europapolitik gelingen wird, wie 1926 Dominiks Großkalifen Abdurrhaman, ein panislamisches Reich bis Spanien zu etablieren, wird dagegen wohl erst das Ende des 21. Jahrhunderts offenbaren. Das südafrikanische Apartheidregime wollte Dominik mit seinem genialen schwarzen Kaiser Augustus Salvator schon 1925 abschaffen, was dann doch erst Nelson Mandela 1994 gelang. Den Aufstieg von China als rücksichtslose Weltmacht war für Dominik in seinem belletristischen Werk ein ständiges Menetekel, das heute angesichts eines, wie von Dominik antizipiert, zerstrittenen Europas, eines militärisch aggressiven Russlands und einer psychotischen Großmacht USA wirtschaftlich bereits Realität ist und später wohl auch militärisch beginnend in Taiwan einzutreffen scheint. Ebenfalls wird analysiert, dass 4 seiner SF-Romane unter die NS-Zensur fielen, da sie der zukünftigen NS-Politik zu nahekamen. Dominik, der in seinen Romanen den NS-Staat und das Führerprinzip komplett ignoriert hat, könnte jedoch mit seinen weitverbreiteten Zukunftswaffenromanen unbeabsichtigt die deutsche Bevölkerung für die Wunderwaffenpropaganda der Nationalsozialisten 1944/45 empfänglich gemacht haben. Inhalt: Zum dominkprophetischen Geleit Einführung in die Zukunftsprosa von Hans Dominik Hans Dominik über „seine technischen Zukunftsromane“ Deutschland und Dominiks Antizipationen vor dem 1. Weltkrieg Die Welt und Dominiks Antizipationen zwischen den Weltkriegen Dominik unter der NS-Zensur Wenn Science Fiction zukünftiger NS-Politik zu nahe kam Dominiks Wunderwaffen Die Welt heute und Dominiks Zukunftsvisionen Wie Science Fiction 1944/45 die Wirklichkeit manipulierte Textnachweise Literatur
Aktualisiert: 2022-09-15
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„Etwas Besseres, Bequemeres, Billigeres wie das Fahrrad, wird nie erfunden werden.“

„Etwas Besseres, Bequemeres, Billigeres wie das Fahrrad, wird nie erfunden werden.“ von Münch,  Detlef
„Dem Fahrrade haben wir es zu danken, daß aus uns Deutschen, die wir allzusehr eine Nation von Stubenhockern und Biertrinkern geworden waren, wieder ein naturfrohes Volk wurde.“ Denn nach dem leidenschaftlichen Radfahrer Hermann Löns (1866 - 1914), der aus beruflichen Gründen als Journalist und Schriftsteller, aber auch als Naturliebhaber um 1900 in Niedersachsen so viel wie kaum ein anderer geradelt ist, wurde seit dem Beginn des Radfahrens als Massenphänomen in den 1890er Jahren die Generation „viel frohäugiger, muskelkräftiger und unverbildeter, als die der 1880er Jahre“. Löns führt in humorvollen Erzählungen und prophetischen Essays zurück zu den Anfängen des Radfahrens in den 1890er Jahren, in denen das Radfahren noch in Radfahrschulen gelernt werden musste, Radfahrer als persona non grata galten, mit Steinen beworfen wurden, Hunde sogar so dressiert wurden, dass sie Radfahrer angreifen sollten, und regelmäßig über eine „Fahrradsteuer“ diskutiert wurde. Der Radfahrer musste sich seinerzeit gegen Hunde mit Revolverschüssen, Hundepeitschen und „Hundebomben“ zur Wehr setzen. Doch nach Löns, der auch umfangreich über die „Deutschland-Fahrradwerke August Stukenbrok in Einbeck“ geschrieben hat, „gehört dem Rade die Zukunft, denn es macht uns frei von Zeit und Raum“. So antizipierte er für das 21. Jahrhundert das Fahrrad als das präferiertetste Fortbewegungsmittel nicht nur für Sport und Freizeit, sondern ganzheitlich für den Alltag. Er prophezeite anstelle von Kinderwagen künftige Kindertransporträder sowie die Fahrradmitnahme auch in Schnellzügen und forderte steuerliche Entlastungen wegen dessen Gesundheitsförderung. Denn: „Etwas Besseres, Bequemeres, Billigeres wie das Rad, wird nie erfunden werden, das Automobil wird es nie verdrängen.“ Auch die Leidenschaft des Radfahrens in der freien Natur hatte Löns analysiert: „Rad fahren, um Rad zu fahren, ein bequemes Fünfzehnkilometertempo fahren und die Natur besehen.“ So hat Löns schon früh das Motto des Verfassers, der selbst 300.000 km in den letzten 21 Jahren geradelt ist, „The meaning of life ist to cycle“ verinnerlicht. Inhalt: Zum Lönsradlerischen Geleit Wie Löns 1895 zum Radfahren kam Hermann Löns und die Popularisierung des Radfahrens in den 1890er Jahren Löns und die Fahrradsteuer Löns´ Antizipationen zum Radverkehr der Zukunft Löns und die Fahrradwerke Stukenbrok in Einbeck Stukenbroks „Radfahrerschutz gegen Hunde“ Löns´ Radfahrbelletristik: 1896 Die Radfahrerschule in Bella Vista 1897 Auf dem Rade durch die Eilenriede 1897 Radfahrers Traum 1900 Winterradlerei 1903 Tiefe Gedanken aus hohem Sattel
Aktualisiert: 2023-04-13
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„Das Beste an der Jagd ist nicht der Schuß. Das Schönste ist das freie Leben da draußen.“ Zur Aktualität von Hermann Löns Jagdkritik 1903 – 1914

„Das Beste an der Jagd ist nicht der Schuß. Das Schönste ist das freie Leben da draußen.“ Zur Aktualität von Hermann Löns Jagdkritik 1903 – 1914 von Münch,  Detlef
Mit 190 zu Lebzeiten von 1896 - 1914 in Tageszeitungen und Jagdzeitschriften veröffentlichten Jagdnovellen sowie ca. 50 Essays und Sachartikeln zur Jagd war der Wahlniedersachse Hermann Löns (1866 - 1914) nicht nur der bedeutendste Jagdschriftsteller seiner Zeit, sondern auch der literarisch versierteste. Löns, der schon als 12-Jähriger in den späten 1870er Jahren im westpommerschen Deutsch Krone waidwerkte, arbeitete seit 1893 als Redakteur, später ab 1911 als freier Fachjournalist vor allem bei Hannoverschen Tageszeitungen. Am liebsten ging Löns allein oder auch seltener mit Freunden auf die Pirsch, die er als „Krone des Waidwerks“ und „die schönste, vornehmste und ritterlichste Art der Jagd“ bezeichnete. Löns, der seinen Freunden nach „so ganz aus dem Rahmen der gesellschaftlichen Konventionen fiel“, und der sich als identitätsstiftendes Symbol bei seiner Unterschrift eine stilisierte Wolfsangel, einem jahrhundertalten Ritzzeichen aus der Jagd- und Forstwirtschaft, beilegte, hoffte, dass durch die Jagd der Stadtmensch seine verloren gegangene Empathie zurück zur Natur finden könnte: „Die Erkenntnis, daß die Jagd wohl das beste Gegengewicht gegen die mit unserer Kulturform entstehenden Nervenüberreizung ist, gewinnt überall mehr an Boden, so daß unsere Zeit sich da ihr Gegengift zu holen sucht, wo es einzig und allein zu finden ist, in der Natur.“ Gegen die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur hat Löns, sein Leben lang agitiert: „Jedes bischen Achtung vor der Natur ist uns abhanden gekommen; wir treiben Raubbau mit ihr, denken nur daran, was wir aus ihr herauspressen können, aber bedenken nicht, daß wir elend zugrunde gehen, wenn wir so weiterhausen.“ In der Natur und der „Naturschutzbewegung als ein Kampf für die Gesunderhaltung des gesamten Volkes“ sah Löns umweltsoziologisch den einzigen Weg, mit dem die Krise der modernen Gesellschaft und die Entwurzelung des modernen Menschen überwunden werden könnte. Erstmals werden jetzt die letzten 7 Löns´schen Jagdnovellen, die nach seinem Tode nicht wieder in Büchern abgedruckt wurden, wiederveröffentlicht, die nicht nur das ganze Spektrum von Löns´ Jagdbelletristik, sondern autobiographisch auch seine persönliche Entwicklung als Jäger zeigen. Vom pubertierenden Knaben, der sich an alles heranpirscht und auch aus Sammelleidenschaft für ausgestopfte Vögel auf fast alles schießt, was sich bewegt, erst mit der Zwille, dann mit der Vogelflinte, entwickelte Löns sich zum verantwortungsbewussten Jäger, der in den 1890er Jahren zwar immer noch gerne schießt und ein gutes Gehörn oder einen ausgestopften Birkhahn zu schätzen weiß, doch nach 1903 immer öfter den Finger nicht krumm macht, den Fuchs leben lässt, keine Jagdtrophäe mehr in seinem Haus duldete und verinnerlichte: „Nein, das Beste an der Jagd ist nicht der Schuß. Das Schönste ist das freie Leben da draußen, der rauschende Wald, der blühende Hang, Sonnenaufgang und Abendrot, Morgengesang und Abendlied der Vögel, heimliches Pürschen und stilles Beobachten und das weltfremde Leben in der Stille.“ Löns, der entweder mit der Eisenbahn und /oder dem Fahrrad zur Jagd fuhr, kritisierte früh die schon zu seiner Zeit fortschreitende Technisierung der Jagd, die den Jäger zur Unselbstständigkeit erziehen und der Natur wieder entfremden würde. Besonders verachtete Löns daher den übermäßig technisch ausgestatteten „Jagdprotz“, der mit dem Auto „zu Holze stänkert“ und die Jagd ohne Empathie für Tier und Natur als Zeit- und Zahlensport betreibt: Mit seiner damaligen umfangreichen Jagdkritik seit 1903 an „Jagdproleten, öden Schießern und dem Aasjägertum“ sowie an der „Massenmörderei durch den Pfahleisenbetrieb“, die die Artenvielfalt vernichten würden, hat Löns entscheidend in Deutschland mit dazu beigetragen, dass angeblich „schädliche Vögel“ wie selbst der Eisvogel endlich unter Artenschutz gestellt wurden, tierquälerische Fang- und Jagdmethoden verboten wurden, der Jäger eine tierkundliche Sachprüfung zu machen hat, die heute als „Jägerprüfung“ bekannt ist, sodass er ganz allgemein den Jäger als waidgerechten Heger popularisiert hat. Auch fast 110 Jahre nach seinem Tod am 26. September 1914 kann Hermann Löns´ umfangreiche Jagdprosa weiterhin mit Genuss und Gewinn gelesen werden, da sie nicht nur einen bemerkenswerten Einblick in die Jagdkultur um 1900 gibt, sondern Löns jagdlich auch immer noch state of the art ist. Inhalt: Zum Lönsjagdlichen Geleit Hermann Löns, ein gesellschaftskritischer Jäger Die Jagd als Vernichter der Artenvielfalt Von Jagdproleten, öden Schießern und Aasjägertum „Die Natur, nicht die Jagd, ist grausam.“ Die Jagd als Mittler zwischen Städter und Landwirt „Ein gesundes Volk treibt keinen Sport, sondern die Jagd.“ Durch die Jagd zurück zur Natur? Zur Technisierung der Jagd Unbekannte Jagdnovellen von Hermann Löns: 1893 Winterliche Haidfahrt 1896 Auf Birkhahnbalz in der Marklendorfer Haide 1897 Blühende Haide 1898 Schloß Waidmannslust, das Jagdhaus in Burgdorf 1903 Vor der Balz 1904 Im Bebertal bei Barbis 1904 Die Oder hinauf zum Brockenmoor 1908 Der Papenbrink bei Bückeburg 1909 Der Pürschschritt. Erinnerungen an Deutsch Krone 1913 Truggold 1913 Der Wert des Waidwerkes 1914 Am Ufer der Oder bei Scharzfeld Bibliographie sämtlicher Jagdnovellen und -essays 1896 - 1914
Aktualisiert: 2023-04-19
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„Mit der Tierwelt geht auch die Menschheit unter.“

„Mit der Tierwelt geht auch die Menschheit unter.“ von Münch,  Detlef
Heute weitgehend unbekannt ist, dass der thüringische 1848er Revolutionär Karl Wartenburg (1826 - 1889) schon 1874 in Gera in einer Art „Artenschutz-Manifest“ vor dem globalen Artensterben gewarnt und prophezeit hat, dass „mit der Tierwelt auch die Menschheit untergehen wird“. Wartenburg identifizierte früh die Jagd auf Vögel, Bisons, Elefanten, Wale und heimische Säugetiere (u.a. Biber und Wolf), die Vernichtung ihrer Biotope, die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und bei den Fischen die Vergiftung und Aufheizung von Flüssen als Hauptursachen des Artenrückgangs und befürchtete schon bald einen „Stummen Frühling“. 30 Jahre danach musste in Hannover der Wahl-Niedersachse Hermann Löns (1866 - 1914) 1905 in „Die Gefährdung unserer Tierwelt“ feststellen, dass sich an den damaligen Gefährdungsursachen nichts verändert hatte und noch neue Gefährdungen wie das Sammeln von Vogeleiern, Schmetterlingen, Amphibien und Reptilien, die großflächige Vergiftung von Feldhamsterbauten sowie der Massentourismus und vor allem die Nivellierung der Landschaft durch Flurbereinigung („Verkoppelung“) und Begradigungen von Bächen hinzugekommen waren. Löns forderte deshalb früh eine nachhaltige Jagd, Forst- und Landwirtschaft und den besonderen Schutz u.a. von Biber und Wiesel sowie einen Stopp des „Hasenmassenmordes“ und der barbarischen Tötung des Eisvogels sowie zahlreicher weiterer als „schädlich“ diskriminierter Vogelarten. Nur in der Ausweisung großflächiger Nationalparks (Naturparks) wie der Lüneburger Heide und dem Harz sah er eine Möglichkeit, diese Naturräume mit ihrer Tierwelt für kommende Generationen dauerhaft zu erhalten. Ein Leben lang bis zu seinem Soldatentod 1914 engagierte Löns sich in zahlreichen Essays, Sachartikeln, Natur- und Tiernovellen für den Arten- und Naturschutz. Früh kritisierte er die geringen Möglichkeiten des staatlichen Naturschutzes, der nur singulär und nicht ganzheitlich agieren würde. Löns war ebenfalls derjenige, der die damalige Natur- und Heimatschutzbewegung um Ernst Rudorff, die sich noch primär auf den konservativen Erhalt von Bau- und Naturdenkmälern fokussierte, nicht nur ökologisierte, sondern auch für den Artenschutz und vor allem für den Schutz auch weniger populärer Tierarten wie Amphibien und Reptilien sensibilisierte. Denn: „Die Natur ist nämlich nicht ganz so einfach zusammengesetzt wie eine Taschenuhr.“ Die Folgen der anthropogenen Naturzerstörung waren für Löns nicht nur ökologische und landschaftsästhetische, sondern er bewertete sie auch bemerkenswert früh umweltpsychologisch und umweltsoziologisch als negativ für den einzelnen Menschen und die gesamte Gesellschaft, da der Verarmung der Tierwelt im kollektiven Bewusstsein eine „Verarmung der Volksseele“ folgen würde und „so kahl wie die Landschaft auch das Gemüt des Menschen werde“. Nur in einer fortschrittlichen Naturschutzgesetzgebung und der Umweltpädagogik, die er selbst als narrative Didaktik in seinen zahlreichen Natur- und Tiernovellen vor allem für die Jugend umsetzte, sah er nachhaltige Instrumente für einen erfolgreichen Arten- und Naturschutz. Denn: „Die Natur ist unser Jungbrunnen. Schwächen wir sie, so schwächen wir uns, morden wir sie, so begehen wir Selbstmord.“ Inhalt: Zum historisch-ökologischen Geleit Genese der Naturschutzbewegung in Deutschland 1874 - 1905 Gefährdete Tierarten und Ursachen des Artensterbens bei Karl Wartenburg und Hermann Löns 1874 - 1914 Frühe ethische, umweltsoziologische und ökonomisch-ökologische Begründung des Artenschutzes Von Friedrich Schillers Naturempfinden 1795 zu Hermann Löns´ Umweltpsychologie der „Volksseele“ 1905 Hermann Löns – ein Leben für den Naturschutz 1894 - 1914 Hermann Löns´ Naturschutzlyrik Gründungsdokumente des Artenschutzes: 1874 Die Arche Noah in tausend Jahren 1905 Die Gefährdung unserer Tierwelt Literatur vor 1914 Sekundärliteratur
Aktualisiert: 2022-05-19
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Russland als Gefahr des Weltfriedens in den militärischen und politischen Antizipationen der Kriegsutopien von Rudolf Martin 1906 – 1910

Russland als Gefahr des Weltfriedens in den militärischen und politischen Antizipationen der Kriegsutopien von Rudolf Martin 1906 – 1910 von Münch,  Detlef
Ausführlich wird das aviatische und bellizistische utopische Werk 1906 - 1910 von Rudolf Martin (1867 - 1939), einem unehrenhaft entlassenen Regierungsrat aus dem Reichsinnenministerium, im historischen und zeitgeschichtlichen Kontext analysiert. Erstaunliche Vorhersagen zum 1. und 2. Weltkrieg sowie zur aktuellen Weltlage im Jahr 2022, sein unerschütterlicher Glauben an die ethische Kraft der Technik und Aviatik, die die Menschheit auf „eine höhere Stufe des Daseins“ heben sollten, machen eine detaillierte Beschäftigung mit einer umstrittenen Persönlichkeit des Deutschen Kaiserreichs heute besonders sinnhaft. Denn Rudolf Martin divergierte in der Maxime „si vis pacem para bellum“ stets zwischen einer propagierten Kriegsnotwendigkeit mit massiver Aufrüstung („Der Wille zum Weltkrieg allein sichert den Weltfrieden!“) und einem aus der Luft gegriffenen deutschen Friedensreich „Aerotopia“ von Berlin bis Bagdad mit multikultureller Gesellschaft sowie einem europäisierten Islam. Für Rudolf Martin kam nebst seinem Heimatland Deutschland, dem er die Suprematie in einem Vereinten Europa prophezeite, vor allem Russland eine besondere geopolitische Bedeutung in der Zukunft zu. So antizipierte er 1906 - 1910 für das damalige zaristische Russland 3 alternative Entwicklungslinien für die Zukunft, die von erstaunlich aktueller Relevanz seit 1991 bis im Jahr 2022 sind. Entweder führt eine friedliche Revolution zu Demokratie, Wirtschaftswachstum und Wohlstand oder eine blutige Revolution etabliert ein Terrorregime, das einen Diktator wie Stalin oder Putin generiert, der Russland als ständige Gefahr des Weltfriedens in den Gegensatz zu einem u.a. mit der Ukraine Vereinten Europa und die USA stellt. Fiktiv war es seinerzeit bei Martin Deutschland, das u.a. die von einem autokratischen Russland besetze Republik Ukraine (damals Ruthenien) durch seine Luftwaffe befreit, während Russland international isoliert wird und nach einem Staatsbankrott in Einzelrepubliken zerfällt. Nur in einem demokratischen Russland, das im 21. Jahrhundert ein souveräner Bestandteil der „Vereinigten Staaten von Europa“ ist und mit den USA verbündet in geopolitischer Rivalität zu China steht, sah Martin einen Garant für Frieden und Freiheit sowie die wahrscheinlichste Antizipation für die Unmöglichkeit eines zukünftigen Krieges in Europa.
Aktualisiert: 2022-12-15
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Johann Joseph Polt, Julius von Voß und Wilhelm Hauff als Begründer der technischen Kriegsutopie in der deutschen Literatur 1800 – 1827

Johann Joseph Polt, Julius von Voß und Wilhelm Hauff als Begründer der technischen Kriegsutopie in der deutschen Literatur 1800 – 1827 von Münch,  Detlef
Von 1800 - 1827 hat sich die utopische Antizipation, dass der kommende Zukunftskrieg ein technischer Krieg werden würde, in der deutschen Literatur manifestiert. Johann Joseph Polt legte 1800 den Krieg mit Luftgeschwadern und Luftbomben erst in das 23. Jahrhundert, während der heute nur noch als Märchendichter bekannte Wilhelm Hauff 1827 ganz im Bann des gegen Napoleon 1813/14 erfolgreich vereinigten europäischen Heeres einen Luft- und U-Boot-Krieg eines mit Russland gemeinsam agierenden Europas als „Krieg der Kontinente“ gegen einen US-Diktator führt. Der preußische Offizier Julius von Voß hat hingegen 1810 einen globalen Luft- und U-Bootkrieg, der mit unglaublichen innovativen militärischen Zukunftstechnologien im Jahr 2100 zwischen einem auch mit Russland Vereinten Europa erst gegen Afrika und dann mit diesem Kontinent vereint gegen Asien/China geführt wird, antizipiert. Zudem setzte er auch schon eine künftige chemische und biologische Kriegsführung (Stickgase und Pesterreger) ein. In den folgenden Jahrzehnten fehlen technische Kriegsutopien weitgehend in der deutschen Literatur, von Marginalia abgesehen, wie bei Hermann Marggraf 1845, der ebenfalls einen Krieg gegen die immer mehr Staaten sich einverleibende USA mit Europa prophezeite. Auch Kurd Laßwitz schilderte 1869 einen aus wirtschaftlichen Gründen geführten modernen Luftkrieg von China gegen die USA im Jahr 2271 und 1873 wurde zeitnah die französische Bombenkriegsutopie „Die Revanche anno 1882“ wohl als erste ausländische Kriegsutopie ins Deutsche übersetzt. Angesichts der aktuellen Weltlage erscheinen die teilweise mehr als 200 Jahre alten Zukunftskriegsvisionen erstaunlich aktuell. Die frühen deutschen Kriegsutopien 1800 - 1869 einte das Narrativ, dass der nächste Krieg ein technischer Krieg werden würde, der die bisherigen Kriege an Grausamkeit und Kriegsopfern weit übertreffen wird und deshalb für die Zukunft geächtet werden müsste.
Aktualisiert: 2022-12-15
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Nachhaltige Zukunft und ökologische Katastrophen. Utopische Entwürfe aus Dresden 1900 – 1913

Nachhaltige Zukunft und ökologische Katastrophen. Utopische Entwürfe aus Dresden 1900 – 1913 von Münch,  Detlef
Ob Elektromobilität, kostenloser Öffentlicher Personenverkehr, regenerative Energien mit Gezeitenkraftwerken und Luftelektrizität, Sonnen- und Wasserstoffmotor, Klimaschutz, umweltfreundliche Industrien, vegetarische Ernährung, extensive Landwirtschaft, Tierschutz sowie Konsumverzicht und eine naturgemäße Lebensweise – alles, was heute längst als bedeutende Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung der Menschheit und der ökologischen Zukunftsfähigkeit des Planeten Erde erkannt worden ist, wurde schon um 1900 in Dresden, der damaligen, durch die Lebensreformbewegung etablierten Hauptstadt der Nachhaltigkeit, in den technischen Utopien von Friedrich Eduard Bilz (1842 - 1922) und Oskar Hoffmann (1866 - 1928) teilweise als irdisches Zukunftsspiegelbild auf dem Mars antizipiert. So ist entweder bereits ein vorbildlicher technischer Naturstaat auf dem Mars etabliert oder die Marsianer halten durch eine Art klimatisches Terraforming ihren ökologisch degenerierten Planeten lebensfähig. Die Nutzungen neuartiger Energien durch nicht beherrschbare neue Technologien, die sich als nicht nachhaltig erweisen, enden bei Oskar Hoffmann in ökologischen (klimatischen) Katastrophen mit apokalyptischen Auswirkungen für Mensch und Umwelt und hinterlassen der Menschheit schon lange vor Tschernobyl und Fukushima radioaktiv strahlende Ruinen. Hoffmann hat als einer der ersten höchst aktuelle Fragen eines Diskurses zur Ethik von Wissenschaft und Technik, zu nachhaltiger Forschung, Technikfolgenabschätzung und technischer Risikoabwägung behandelt. Die mehr als 100 Jahre alte Botschaft der beiden Dresdener Schriftsteller, die jetzt erstmalig als Begründer einer ökologischen Science Fiction wiederentdeckt werden, ist dabei aktueller denn je, dass die Lösung der irdischen Probleme nicht auf anderen Planeten oder in der Raumfahrt zu suchen ist und dass, wer sich von der Natur entfernt, keine Zukunft haben wird. Inhalt: Zum nachhaltigen Geleit Deutsche Zukunftsstädte um 1900 Die Lebensreformbewegung um 1900 Dresden 1904 – Erfindung der Nachhaltigkeit? Friedrich Eduard Bilz´ technischer Naturstaat auf der Erde Oskar Hoffmanns irdischer Zukunftsspiegel auf dem Mars Oskar Hoffmanns technischen Katastrophen der Zukunft Nachhaltige Zukunfts- und Mobilitätsentwürfe anno 1900 Bibliographie
Aktualisiert: 2022-12-15
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Die letzten Menschen. Endzeitvisionen vor 100 Jahren zur kosmischen und klimatischen Apokalypse 1896 – 1913

Die letzten Menschen. Endzeitvisionen vor 100 Jahren zur kosmischen und klimatischen Apokalypse 1896 – 1913 von Münch,  Detlef
Die beiden großen Mysterien Tod und Weltuntergang haben die Menschheit von Anbeginn ihrer Zivilisation besonders fasziniert. Eine Möglichkeit der Auseinandersetzung damit ist die Religion, die andere die utopische Literatur. Während der Tod eher im Genre der Horror- und Gespensterliteratur thematisiert wird, ist der Weltuntergang neben dem Zukunftskrieg seit Beginn der modernen Science Fiction seit den 1890er Jahren ein beliebtes Genrethema. Diese wissenschaftlich begründeten Weltuntergangsphantasien erlebten vor allem in den Jahren vor dem Erscheinen projektierter Kometen wie 1899 und 1910 einen Höhepunkt. Der Untergang der Welt wurde dabei oft als die anthropozentrische Sicht des Untergangs der Erde formuliert, sodass die vollständige Vernichtung des Sonnensystems nur von einigen, dann aber in besonders beeindruckenden Schilderungen und Bildern antizipiert wurde. Die belletristischen Zukunftsapokalyptiker der damaligen Zeit differenzierten zwischen dem zeitnahen und dem zeitfernen Weltuntergang, den sie mit einem Erkalten der Sonne und der damit einhergehenden Vereisung der Erde gleichsetzten. Bei der zeitnahen Apokalypse dominiert die kosmische Katastrophe vor allem durch einen Kometen. Dieser bewirkt eine Polverschiebung oder „wirft“ die Erde aus der Bahn, sodass sie in die Sonne stürzt oder sonnenfern erkaltet. Die Erde wird durch einen direkten Zusammenprall oder durch einen Aufprall des Mondes zum Platzen gebracht oder ein Einschlag führt immerhin zu globalen Erdbeben, Tsunamis und Überflutungen. Der Kometenschweif entzieht entweder der Erde den Sauerstoff, tötet mit seinen giftigen Gasen alles Leben oder beeinflusst durchaus origineller den Menschen neuroaktiv durch die Erhöhung seines Aggressionspotentials und stürzt so auch ohne Kometenaufprall die Welt ins Chaos. Dass der Komet zum Heilsbringer wird und der erkaltenden Erde eine neue Sonne bringt, war eher eine literarische Ausnahme. Sehr beeindruckend sind die Visionen zum Überleben und Aussterben der letzten Menschen auf der vereisten Erde oder auf ihr als wasserverarmten, überhitzten „Wüstenplaneten“ sowie zu den auf einer postapokalyptischen Erde sich evolutionär zurück- oder auch weiterentwickelnden "Nachmenschen". Die wenigen Überlebenden sind geläutert und versuchen eine bessere Zivilisation und Gesellschaft zu formen. Schon früh wurde angesichts einer möglichen Vereisung oder Zerstörung der Erde entweder das Überleben der Menschen in hochtechnisierten unterirdischen Städten, durch die Ausnutzung der Erdwärme oder die Erwärmung durch Elektrizität antizipiert sowie die Evakuierung der Menschen mit technischen Mitteln im Luftschiff auf andere Planeten belletristisch vollzogen, womit die heute weitgehend vergessenen Autoren aktuell state of the art sind. Der heutige Leser wird deshalb erstaunt in dieser Anthologie feststellen, dass apokalyptischen Ideen schon vor mehr als 100 Jahren in der deutschen Science Fiction präsent waren, die oft erst in den 1950er Jahren von der bis heute führenden angloamerikanischen SF wieder aufgenommen wurden. Inhalt: Zum apokalyptischen Geleit 1896 Vincenz Chiavacci Der Weltuntergang 1899 Paul Scheerbart Platzende Kometen 1901 Robert Kraft Die Totenstadt 1902 Gustav Kühl Hypothesen 1904 Theodor Seuberlich Die letzten Menschen 1905 J. Tribby Das große Ende 1906 Max Haushofer Wenn kein Wasser mehr rauscht 1907 Max Haushofer Zukunftsbilder 1907 Max Haushofer Nachmenschen 1907 Carl Grunert Der letzte Mensch 1909 Georg Heym Die niedren Himmel hingen auf dem Rand 1910 R. Crusoe Die letzten Menschen 1910 Adolf May Die große Katastrophe 1910 Ernst Lübbert Der Weltuntergang in Bildern 1913 Wilhelm Schmidtbonn Der letzte Mensch Vom roten Kometen bis zum „Grünen Tod“ – Deutsche Weltuntergangsphantasien 1892 - 1914 Apokalyptische Bibliographie
Aktualisiert: 2022-03-17
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Welt ohne Elektrizität. Technikkritische Zukunftsvisionen 1883 – 1909

Welt ohne Elektrizität. Technikkritische Zukunftsvisionen 1883 – 1909 von Münch,  Detlef
Science Fiction um 1900 war die Literatur des technischen Zeitalters, die oft familisierend eine goldene Zukunft durch neue, ans Wunderbare grenzende Erfindungen und wissenschaftliche Errungenschaften postulierte und damit einhergehend sogar eine moralische Veredelung des Menschen und ein goldenes Zeitalter des Friedens prophezeite. So waren es nur einige wenige Visionäre, die schon vor 100 Jahren technikkritisch die möglichen Schattenseiten einer technisierten Zukunft aufgezeigt haben und vor der Hybris von Technikmissbrauch und Technikgigantomanie mit ihren negativen ökologischen Folgen oder technikpessimistisch sogar vor einer durch den technischen Fortschritt einhergehenden Degeneration und soziale Entfremdung des Menschen gewarnt haben. Ob der Weltuntergang aus der Retorte, eine globale Ölpest, weltweiter Stromausfall, künstliche Veränderung der Atmosphäre, negative Auswirkungen des Flugverkehrs, radioaktiv strahlende Altlasten, die Machtübernahme durch intelligente Maschinen, außer Kontrolle geratene Eisenbahnen und Automobile, Lebensenergie raubende Maschinen, tödliche Androiden, die Automatisierung der Gesellschaft – die technischen Antizipationen von damals sind tatsächlich die Probleme von heute. „In hundert Jahren wird der Automat die Welt beherrschen“, warnte Ferdinand Groß schon 1899 und Oskar Hoffmann mahnte 1908: „Wer der Natur ins Handwerk pfuscht, wird die Folgen stets am eigenen Leibe erfahren.“ Dies schilderte beeindruckend schon 1907 auch Siegfried von Lutz in einer „Welt ohne Elektrizität“, der wie auch Hoffmann und Meyrink die menschgemachte, herstellbare Katastrophe als technische Apokalypse mit weitreichenden ökologischen Folgen antizipiert, sei es durch die künstliche Intelligenz einer selbstlernenden tödlichen Maschine, eine Metallkaninchenplage, die Klimaveränderung durch eine globale Ölpest oder die Gefrierung der Atmosphäre. Doch auch individuelle technische Schicksale werden behandelt, ob durch eine todesbringende Automatenfrau, grauenhafte Menschmaschinen oder einen metallisierten „Terminator“. Die Übersättigung durch die Technik führt die Burinen sogar zum Massenselbstmord und eine technisch hochentwickelte aber moralisch degenerierte Zukunftsgesellschaft erlebt im 3. Jahrtausend ihren Exodus. 1883 Hippolyt Tauschinsky: Die letzten Thaten des Doctor Ox 1886 Julius von Gans-Ludassy: Der Weltmord 1891 Friedrich Meister: Die unheimliche Maschine 1899 Ferdinand Groß: Automatopolis 1903 Anton O. Klaußmann: Das Ende der Luftschiffahrt 1903 Gustav Meyrink: Petroleum – Petroleum 1903 Gustav Meyrink: Das Präparat 1904 Gustav Meyrink: Das Wachsfigurenkabinett 1907 Otto Grautoff : Die Automatenfrau 1907 Karl Hans Strobl: Der Triumph der Mechanik 1907 Siegfried von Lutz: Die Welt ohne Elektrizität 1908 Oskar Hoffmann: Bezwinger der Natur 1909 Robert Heymann: Die über und unter der Erde 1909 Carl Grunert: Mr. Infrangibles Erfindung
Aktualisiert: 2022-03-09
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Vakuumreiniger des Lebendigen. Technikkritische Zukunftsvisionen 1911 – 1914

Vakuumreiniger des Lebendigen. Technikkritische Zukunftsvisionen 1911 – 1914 von Münch,  Detlef
Science Fiction um 1900 war die Literatur des technischen Zeitalters, die oft familisierend eine goldene Zukunft durch neue, ans Wunderbare grenzende Erfindungen und wissenschaftliche Errungenschaften postulierte und damit einhergehend sogar eine moralische Veredelung des Menschen und ein goldenes Zeitalter des Friedens prophezeite. So waren es nur einige wenige Visionäre, die schon vor 100 Jahren technikkritisch die möglichen Schattenseiten einer technisierten Zukunft aufgezeigt haben und vor der Hybris von Technikmissbrauch und Technikgigantomanie mit ihren negativen ökologischen Folgen oder technikpessimistisch sogar vor einer durch den technischen Fortschritt einhergehenden Degeneration und soziale Entfremdung des Menschen gewarnt haben. Ob der Weltuntergang aus der Retorte, eine globale Ölpest, weltweiter Stromausfall, künstliche Veränderung der Atmosphäre, negative Auswirkungen des Flugverkehrs, radioaktiv strahlende Altlasten, die Machtübernahme durch intelligente Maschinen, außer Kontrolle geratene Eisenbahnen und Automobile, Lebensenergie raubende Maschinen, tödliche Androiden, die Automatisierung der Gesellschaft – die technischen Antizipationen von damals sind tatsächlich die Probleme von heute. Schon Fritz Müller-Partenkirchen mahnte 1911, dass „der Riese Technik Fangball mit den Menschen spielt“ und die Maschinen davor stehen, die Macht zu übernehmen: „Die Maschinen der Erde blinkten auf, blinkten sich zu in stillem Verstehen und spannen ein eisernes Netz um die Welt.“ Herbert Frank warnte 1914 vor der Hybris, die gewaltigsten Naturkräfte beherrschen zu wollen, denn: „Einmal wird die vergewaltigte Natur furchtbare Rache nehmen.“ Salomo Friedlaender, Hermann Eßwein und Fritz von Briesen führen hingegen durch neuartige Chemikalien wie „Kathartikon“ und „Radion“ schnell und schmerzlos den Weltuntergang aus der Retorte herbei. Carl Grunerts „Maschine des Theodulos Ernergeios“ frisst buchstäblich die Lebensenergie des Menschen auf, während Oskar Hoffmann 1911 die wohl erste Strahlenkatastrophe in der Literatur beschreibt und der Menschheit eine strahlende Ruine hinterlässt, und bei H. H. Schmitz mutierte Bakterien das Aussterben des Autos verursachen. 1911 Salomo Friedlaender: Der Vakuumreiniger der Lebendigen 1911 Oskar Hoffmann: Dr. Ypsilons Gefrorene Elektrizität 1912 Carl Grunert: Die Maschine des Theodulos Energeios 1912 Hermann Eßwein: Das Bekenntnis des Dr. Webelhorst 1911 Fritz Müller-Partenkirchen: Briketts 1913 Fritz Müller-Partenkirchen: Die Maschine 1913 Fritz Müller-Partenkirchen: Es wird einmal sein … 1913 H. H. Schmitz: Das neue Auto 1913 Fritz von Briesen: Das Ende der Welt 1914 Max Pollaczek: Der Gefangene der neuen Urwelt 1914 Herbert Frank: Die Wunder der geheimnisvollen Insel Nachwort: Von tödlichen Maschinen, dem Weltuntergang aus der Retorte und einer vollautomatisierten Gesellschaft – Technikkritische Science Fiction 1871 - 1914
Aktualisiert: 2022-03-09
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F. E. Bilz: „Der ganzen Menschheit muß wieder eine naturgemäße Denkweise beigebracht werden.“

F. E. Bilz: „Der ganzen Menschheit muß wieder eine naturgemäße Denkweise beigebracht werden.“ von Münch,  Detlef
Der Lebensreformer und Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz (1842 - 1922) aus Dresden-Radebeul hat sich früh seit 1882 für ein (prä)ökologisches Bewusstsein und eine naturgemäße Lebensweise, die man heute als nachhaltige bezeichnen würde, engagiert. Dies versuchte er besonders seit 1894 in der 100.000fach zu seinem erfolgreichen Naturheilkundebuch verteilten Broschüre „Wie schafft man bessere Zeiten?“, in dem voluminösen futuristischen Sachbuch „Der Zukunftsstaat“ (im Jahre 2000) und der darauf aufbauenden Öko-Utopie „In hundert Jahren“ als „Naturstaat im Jahre 2048“ zu popularisieren. Betroffen durch die negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen der Industrialisierung, kritisierte er, dass die Menschen ihrer „großartig und vollkommenen Erde gar nicht wert seien“, aufgrund ihrer Überkultur und Überzivilisation, „durch die sie aus dieser schönen Erde ein Jammertal und eine Stätte des Elends und des Verderbens gemacht haben.“ Friedrich Schillers Analyse 1795 zu Naturliebe, Naturempfinden und Naturentfremdung des Menschen transferierte er zu einer naturgemäßen Lebensweise nach einem „göttlichen Naturgesetz“. Noch vor der Naturschutzbewegung von Ernst Rudorff um 1900 warnte er vor ökologischen „Übelständen“, „welche durch uns Menschen selbst geschaffen wurden und womit wir uns oft sehr empfindlich schaden, ohne daß wir es nur ahnen.“ In seiner Öko-Utopie setzte er durch einen „Naturstaat“ ein ressourcenschonendes Bescheidenheitsethos mit Konsumverzicht, Umweltbildung, regenerative Energien, Gartenstädte, Elektromobilität, eine vegetabilische Landwirtschaft sowie Tierschutz belletristisch um. Er agitierte gegen „naturwidrige“, künstlich erzeugte, eingebildete „Bedürfnisse“ und warb für ein einfaches, bescheidenes Leben in Harmonie mit seinen Mitmenschen und im Einklang mit der Natur sowie einer nachhaltigen Technik. Doch angesichts des Misserfolges seiner langjährigen ökologischen Bemühungen forderte er engagiert, dass „der ganzen Menschheit wieder eine naturgemäße Denkweise beigebracht werden muss“. Ansonsten schreckte er auch vor radikalen Maßnahmen zum Schutz der Wälder wie einer Bodenreform mit Verstaatlichung von Grund und Boden nicht zurück. Denn schon 1904 konstatierte Bilz, dass „wenn die gegenwärtige Generation nun einmal noch nicht fähig ist, sich auf allen Gebieten vernünftig und naturgemäß einzurichten, so muß sie einfach unter Vormundschaft gestellt werden, bis sie das Naturgemäße, das vernünftige Denken und Handeln, gelernt hat.“ Bilz´ ökologische Agitation und Argumentation vor 100 Jahren ist angesichts globaler Umwelt-, Klima-, Corona- und Finanzkrise heute aktueller denn je und die Realisierung seines Naturstaates im Jahr 2048 war selten so notwendig wie jetzt, bevor die Menschheit ihre natürlichen Lebensgrundlagen endgültig irreparabel zerstört hat.
Aktualisiert: 2022-09-29
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„Am liebsten ließe ich mich beerdigen.“ Hermann Löns letzte Lebensjahre

„Am liebsten ließe ich mich beerdigen.“ Hermann Löns letzte Lebensjahre von Münch,  Detlef
Die Ehefrau Lisa Hausmann und sein kleiner Sohn gaben dem seit seiner Jugend ruhelosen Hermann Löns (1866 - 1914) bürgerliche Stabilität und Freiräume für sein belletristisches Schaffen, das 1909 seinen Höhepunkt erreichte. Das Verlassenwerden von Frau und Kind am 25. Juli 1911 war daher eine drastische Zensur in seinem Leben, die auch eine negative Persönlichkeitsänderung von Löns bewirkte, den danach bis zu seinem Soldatentod Selbstmordgedanken und Todesahnungen quälten. Die „Wilde Ehe“ mit Ernestine Sassendorf seit 1912 und seiner wohl nur teilweise erfüllten „Sehnsucht nach ein bischen Glück“ verhinderte Schlimmeres. Wenn Löns seit dem Teufelsjahr „Anno diaboli“ 1911 auch zu keinem größeren literarischen Werk wie einem Roman mental mehr fähig war, konnte er doch immer noch bedeutende Novellenbände kreieren, so „Haidbilder“, „Mein buntes Buch“, dem weltweit ersten belletristischen Biotoptypenbuch, sowie mit „Die Häuser von Ohlendorf“, einem beeindruckenden und dokumentarischen Zeugnis über das an tragischen Einzelschicksalen geschilderte niedersächsische Dorfleben im 19. Jahrhundert. In einigen Jagd- und Tiernovellen 1913/14 spiegelt sich in grausamen Tierschicksalen oftmals sogar seine eigene persönliche Disposition dieser Zeit. Mit zahlreichen ökologischen Texten und Essays war Löns in seinen letzten Lebensjahren zudem für die Naturschutzbewegung so aktiv wie nie zuvor. Bis heute ist Löns sprichwörtlich geblieben mit Aussagen dazu wie „Die Natur ist unser Jungbrunnen; … schwächen wir sie, so schwächen wir uns, morden wir sie, so begehen wir Selbstmord“ sowie „Pritzelkram ist der Naturschutz, so wie wir ihn haben. … Die Naturverhunzung arbeitet `en gros´, der Naturschutz `en detail´“. Doch an der Westfront im 1. Weltkrieg konnte er den Krieg in sich selbst externalisieren und sein Ende am 26. September 1914 war so, wie er es mit seinem empfundenen „Zweiten Gesicht“ in zahlreichen Novellen und im „Wehrwolf“ geschildert hatte. Er sah sich als „nicht mehr nötig auf der Welt“, „passte nicht mehr in die Welt“ und „starb den besten Tod“ „in dem häßlichen Schlamm, naß und schmutzig“.
Aktualisiert: 2022-07-07
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