Transformation findet Stadt

Transformation findet Stadt von Gasparin,  Sonja, Hauser,  Walter, Kancler,  Tomaz, Kobe,  Jurij, Maldoner,  Bruno
Die Transformation des Stadtraumes ist in den meisten Städten ein kontinuierlicher Prozess, dessen Entwicklungshöhepunkte sich oftmals architektonisch markant im Stadtraum abbilden. Ein Spaziergang vom Grazer Hauptplatz über die Erzherzog-Johann-Brücke, vorbei an der Murinsel und dem Kunsthaus in Richtung Annenstraße macht diesen kontinuierlichen Wandel sehr deutlich. Im Weitergehen, das Golden Eye am Europaplatz passierend und entlang des ehemaligen Industriegeländes, das sich seit einiger Zeit zu einem der größten Fachhochschulzentren Österreichs entwickelt hat – der FH Joanneum – bis zur Welterbezone Schloß Eggenberg offenbart sich, wie sehr Transformation für eine Stadt notwendig ist, um die Anforderungen und Bedürfnisse einer rasch anwachsenden Bevölkerung zu erfüllen. Der Wandel betrifft dabei den gesamten Stadtraum, wenngleich die Veränderungen lokal sehr unterschiedlich sind. In den historisch gewachsenen Vierteln der Altstadt obliegt mit der Gestaltung und Benutzbarkeit des öffentlichen Raumes der Stadtverwaltung eine besondere Verantwortung. Die Qualität dieses in erster Linie zu Fuß durchschreitbaren Raumes unterstützt das Wirtschaftsleben und attraktiviert die historische Kernzone als Wohnort, beide Faktoren sind unerlässlich für eine lebenswerte Stadt. Gepflasterte Straßen und Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität ergänzen architektonisch markante Häuserfronten und machen den besonderen Stellenwert der Altstadt auch hinsichtlich ihrer Materialität, Gestaltung und Dichte deutlich. Die Stadt Graz ließ seit ihrer Erhebung des Historischen Zentrums in den Welterbestatus 1999 beinahe jeden Platz – meist auf Basis von Architekturwettbewerben – qualitätsvoll neu gestalten. Die Transformation von öffentlichem Raum, der bis dahin noch dem Verkehr gewidmet war, hin zu urbanem Lebensraum, ist ein wesentlicher Schritt des Transformationsprozesses. Die mit markanten Denkmälern und Brunnen akzentuierten Plätze bilden mit den flankierenden Gastgärten öffentliche Wohnzimmer, die zum Verweilen und Flanieren einladen und Körper und Geist Raum geben. Die besondere Struktur der historischen Altstadt, die bis heute viele öffentliche Funktionen beherbergt, bildet auch das Vorbild für die zeitgemäße Stadt der kurzen Wege und intelligenten Kommunikation, die Smart City. Ihr Entwicklungsgebiet liegt in Graz entlang und nahe der eingangs beschriebenen Achse nach Westen und stellt ein „Transformationsgebiet“ größeren Ausmaßes dar. Wieder geht es um Wohnen, Arbeiten und Erholen, ja schlicht um das Leben mit all seinen zeitgemäßen Bedürfnissen, gestützt durch virtuelle Arbeits-, Kommunikations- und besonders effiziente Mobilitätsmöglichkeiten, um multifunktionale Stadträume zu schaffen. Der Transformationsprozess ehemaliger Industriegebiete in lebendige Stadtteile erfordert insbesondere den Faktor „Zeit“, um konsequente Planung auf Basis internationaler Wettbewerbe und eine ebenso anspruchsvolle Umsetzung der Ideen zu ermöglichen. Interessanterweise sind die charakteristischen Denkmäler dieser Transformationsgebiete häufig Relikte historischer Industrieanlagen, die scheinbar aus der Zeit gefallen, Monumente der Kontinuität im Wandel sind und daher als Symbol für die Transformation von STADT schlechthin stehen.
Aktualisiert: 2020-09-10
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Norm-Konform

Norm-Konform von Bramberger,  Alfred, Fuchsberger,  Hermann, Hild,  Andreas, Ledergerber,  Niklaus
Das seit 1894 von der Grazer Stadtregierung genutzte Rathaus ist das dominante Baudenkmal am Grazer Hauptplatz, seine Kuppellandschaft steht im Zentrum des UNESCO-Welterbes Graz „Historisches Zentrum“. Generationen von PolitikerInnen, MagistratsmitarbeiterInnen und BürgerInnen sind die Stufen der monumentalen Treppenanlage empor geschritten oder eilig über eine der Seitentreppen gehuscht. Nie war für sie relevant, ob eine Treppe mehr als 20 Stufen ohne Absatz aufweist oder ob ein höheres und niedrigeres Treppengeländer jede noch so niedrige Vorlegestufe begleitet, zumal es seit geraumer Zeit eine barrierefreie Erschließung des Rathauses über zwei Lifte gibt. Immer aber war die Ästhetik der Stiegenhäuser einen bewundernden Blick wert, und sie wird mitunter durch wechselnde Kunstwerke noch pointiert in Szene gesetzt. Im Lichte sich ständig erneuernder Baunormen aber erscheint plötzlich nicht nur das seit über 100 Jahren durch seine Ästhetik und Funktionalität überzeugende Rathaus, sondern viele historische Häuser nur mehr teilbenutzbar zu sein: Rampen und Geländer müssen als „Sicherungsmaßnahme gemäß OIB-Richtlinie“ errichtet werden, auch wenn der Hausverstand sich dagegen sträubt. Plötzlich müssen Parapete in öffentlichen Büroräumen mit Glasscheiben zusätzlich gesichert und zu niedrige Balkonbrüstungen oder Stiegengeländer erhöht werden, weil es den Menschen sicherheitstechnisch nicht zumutbar ist, gefahrlos durch ein historisches Baudenkmal zu gehen, das – wie im Falle des Grazer Rathauses – bestens in Stand gehalten ist. In der Öffentlichkeit regt sich Widerstand und Protest nicht nur unter Denkmalerhaltern, denn was seit 100 Jahren unverändert funktioniert, kann nicht auf den Stichtag unbenutzbar werden! Bauwirtschaft und EigentümerInnen beklagen die überbordenden und nicht zwischen Neu- und Altbau unterscheidenden Regeln und sprechen von einer „Normenflut“, die das Bauen sinnlos verteuert und gestalterisch unsägliche Eingriffe in Baudenkmäler fördert. Tatsächlich reden wir aber von keiner „Naturgewalt“, sondern von handfesten Interessen einer Bauvorschriftenproduktion Ihre positive Absicht, im Sinne der Vergleichbarkeit, Anwendbarkeit und Sicherheit so manche Gesetzeslücke zu schließen und auf neue Entwicklungen zu reagieren, wird niemand in Abrede stellen. Viele Baunormen führen jedoch über den Umweg der kritiklosen Aufnahme in die Bautechnikverordnungen der Länder zu einer Wertigkeit, die entschieden gegen die Reglements der Baudenkmalerhaltung gerichtet ist. Einmal im Gesetzesrang, wird die Norm als „Stand der Technik“ zum Angelpunkt jeden Rechtsstreits. Aber welchen Anspruch erfüllt das Grazer Rathaus als Baudenkmal? Den höchsten: Als gebautes Symbol der bürgerlichen Macht, als architektonischer Angelpunkt in der Altstadt und als Symbol für die GrazerInnen, die in „die Stadt fahren“, weil sie ihre Altstadt lieben und das schon vielfach kämpferisch unter Beweis gestellt haben.
Aktualisiert: 2022-03-24
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New Heritage: ein Generationenvertrag

New Heritage: ein Generationenvertrag von Holzschuh,  Ingrid, Nial,  Susan, Tanovic,  Sabina
Vittorio Lampugnani beschreibt in seinem Buch «Die Stadt der Moderne – Strategien zu Erhaltung und Planung» verschiedene erfolgreiche wie auch illusionistische städtebauliche Konzepte des 20. Jahrhunderts und kommt zum Schluss: „Jeder Versuch, eines dieser urbanen Phänomene nach den Gesetzen eines anderen zu pflegen, würde ihm ein spektakuläres Unrecht antun und wäre zum Scheitern verurteilt. Es kann nur darum gehen, diese Phänomene zu akzeptieren, auch wenn wir dazu zwar ausreichend historische Distanz aufgebaut haben, aber nicht genügend Abstand, um ihnen gegenüber emotionslos zu bleiben“ Damit trifft er das Herz der Denkmalpflege. Bis anhin beschäftigte sich die Denkmalpflege meist mit Architekturen, die stets eine lange Lebensdauer, nicht selten sogar einen Ewigkeitswert beanspruchten. Nun aber fordern die Avantgardisten der Moderne explizit die Kurzlebigkeit und damit auch die Veränderbarkeit des Gebauten. Antonio Sant’Elia verlangte gar in seinem Manifest La città futurista: „Jede Generation wird sich ihre eigene Stadt bauen müssen“. Wir sehen uns somit mit dem Paradoxon konfrontiert, etwas zu bewahren, was weder kulturell noch materiell auf eine langfristige Erhaltung ausgelegt ist. Diese Auseinandersetzung ist schwierig, aber gleichzeitig auch inspirierend. Sie zwingt unsere Generation, den Denkmalwert nicht mehr nur an konservativen Architekturvorstellungen zu messen, sondern darin ebenfalls die ganze Komplexität eines Bauwerks zu begründen. Längst reichen dazu die gängigen Erhaltungskriterien wie architektonischer Wert, künstlerische Qualität oder baugeschichtliche Bedeutung alleine nicht mehr aus. In die Schutzüberlegungen müssen auch Architekturtheorie, Technikgeschichte oder die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte einfließen. Daraus das Ende der klassischen Denkmalpflege abzuleiten wäre jedoch ebenso falsch, wie das sture Festhalten am herkömmlichen Denkmalbegriff. Wir müssen daran arbeiten, die Authentizität dieser Objekte zu stärken, und damit sind nicht nur das Erscheinungsbild, die räumlichen Qualitäten oder die bauzeitlichen Oberflächen gemeint. Unsere neuen Denkmäler verlangen eine präzise Auseinandersetzung mit der Architekturtheorie, der Logik des Bauwerks sowie den individuellen Ideen des Entwerfers. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sind die Voraussetzung, um das Denkmal den Verwertungsinteressen der Investoren, dem Unwissen von Behörden oder dem Vergessen und Verachten zu entziehen. Dieser Herausforderung müssen sich Denkmalpflege und Behörden, aber auch Architekten sowie die Wissenschaft mutig stellen. Lampugnani schliesst seinen Aufsatz mit den Worten: „Nur sie (damit meint er die Denkmalpflege) kann und muss sich als Vertreterin jener Objekte erheben, die vielleicht zurzeit niemand mehr haben will, welche aber in der Zukunft, die nicht abzusehen ist, wieder eine Bedeutung erlangen werden, die wir nicht missen wollen und dürfen.“
Aktualisiert: 2020-01-17
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Stadt weiterbauen: Zukunft Altstadt

Stadt weiterbauen: Zukunft Altstadt von Hody,  Eva, Lampugnani,  Vittorio Magnago, Maldoner,  Bruno
Stadt weiterbauen – Zukunft Altstadt In den wachsenden Stadtregionen Europas hat der Druck auf noch unbebaute Freiflächen zugenommen. Die Strategien zur Stadterweiterung setzen oftmals dort an, wo die Stadtplanung des späten 19. Jahrhunderts abrupt abgebrochen ist. Aber auch jene Zonen, die außerhalb der Gründerzeit-Stadt liegen und als »Zwischenstadt« einen bunten Flickenteppich in das Umland auslegen, bilden Versuchsareale für neue urbane Zentren. Es brennt die Frage, wo und wie die traditionelle europäische Stadt weitergebaut werden soll – auf den Dächern der Altstadt und der Gründerzeitbauten, den letzten grünen Freiflächen der Gründerzeitzonen oder im »sprawl« der Peripherie? Mit den Auswirkungen des weltweiten Trends einer rapiden Urbanisierung, der im Zusammenwirken mit dem teilweise exponentiellen Ansteigen der Bevölkerungszahlen vor allem in der dritten Welt und in Schwellenländern Stadtgebilde von gigantischen Ausmaßen und kaum erfassbaren Organisationsformen hervorbringt, beschäftigen sich heute Scharen von Wissenschaftlern und Planern im Bestreben, ein Bild zukünftiger Stadtformen zu zeichnen. Das Deutsche Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung rief für 2015 das Thema Zukunftsstadt zum Wissenschaftsschwerpunkt des Jahres aus, das österreichische Bundesministerium für Bildung und Forschung startete zur gleichen Zeit das breit angelegte Forschungs- und Förderungsprogramm Stadt der Zukunft. Vor diesem Hintergrund erscheint die Frage, ob es sich bei dem traditionellen Modell der europäischen Stadt um ein nicht mehr zeitgemäßes Auslaufmodell handelt, nicht gänzlich abwegig. Werden unsere Städte globale Anforderungen wie CO2-neutrale Energie- und Ressourceneffizienz, die Integration der Erneuerbaren Energieversorgung, Klimaanpassung, die Einbeziehung der sozialen und kulturellen Aspekte der neuen Wanderungsbewegungen und vieles mehr physisch, ökonomisch und ideell verkraften können? Sind die über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen flexibel genug, um die in einer digitalisierten Informationsgesellschaft immer rascher ablaufenden Veränderungsprozesse aufzunehmen und sogar stabil genug, um sie zu überstehen? Und werden sie Zukunftsvisionen wie Mobilitätskonzepte ohne Lärm und Abgase, urbane Landwirtschaft auf Hausdächern, Gebäudekonzepte, die Energie gewinnen, statt sie zu verbrauchen, nicht im Wege stehen? Vielleicht sind es aber gerade solche Szenarien, die dem Thema des Symposiums 2015 des Internationalen Städteforums in Graz »Stadt weiterbauen – Zukunft Altstadt« ein gewisses Gewicht verleihen Die penible Auseinandersetzung mit der Entwicklungsgeschichte unserer Städte zeigt auf, welchen Turbulenzen diese gewachsen waren und welche Werte sie über den Lauf der Zeit hinweg zu bewahren und zu kumulieren in der Lage waren. Erst der Versuch, Gleichwertiges zu schaffen, offenbart die Unwiederbringlichkeit ihrer Eigenheit als Ausdruck des gemeinsamen gesellschaftlichen Wollens, Lebensraum zu gestalten. Dies betrifft nicht nur die Stadt im eigentlichen Sinn, sondern auch kleinere Siedlungskerne und den Umgang mit der Kulturlandschaft. Es sind aber vor allem die Altstädte, die auf engem Raum zeigen, wie man auf Forderungen nach Veränderung und Anpassung an jeweils zeitkonforme Lebensweisen reagiert hat, und die Zeugnis davon ablegen, dass Kontinuität und ständige Erneuerung keinen Widerspruch darstellen. Wenn es um die Frage des Weiter-Bauens geht, bedeutet dies implizit die Auseinandersetzung mit vorhandenen Strukturen, das Einfügen in einen Kontext, die Umnutzung und Adaption von so nicht mehr Gebrauchtem im Gegensatz zum pionierhaften Aufbruch in das Neue, zum Ausweichen in die Peripherie, dem Verbrauch von unbebautem Freiland und zur möglichst weitgehende Verweigerung von Bindungen. Weiterbauen kann hingegen bedeuten, müde gewordene Stadt- und Siedlungsstrukturen wieder mit neuer Energie aufzuladen und abgebrochene gesellschaftliche Bindungen wieder neu zu fokussieren. Es stehen also nicht so sehr die Gebäude im Einzelnen im Vordergrund, sondern die Bezüge, die sie herstellen, und der Raum, den sie für die städtische Gemeinschaft erzeugen. Dennoch fällt der Architektur die Rolle des Proponenten auf der Bühne zu, der die dahinterstehenden gesellschaftlichen Strömungen weithinaus über jene Generation, die sie geschaffen haben, zum Ausdruck bringt. BauherrInnen und PlanerInnen, aber auch Gestaltungsbeiräte, Schutzkommissionen und Denkmalschutz haben dabei nicht bloß eine für die Gegenwart bedeutsame Aufgabe, sondern auch die Verantwortung für die Zukunft. Die Beiträge des Symposiums spannen sich als eigenständige theoretische Positionen und Erfahrungsberichte über das breite Feld der hier beschriebenen Aspekte und sind Katalysatoren für weiterführende Überlegungen. Die gezeigten Beispiele eindrucksvoller praktischer Arbeit bezeugen, dass kreative Interventionen wertvollem Bestand zu neuer Qualität verhelfen können. Allen Referentinnen und Referenten sei für die Bereitstellung ihres Wissens und ihrer Erfahrung, und vor allem auch für die Mühe der Aufbereitung zu schriftlichen Artikeln, herzlich gedankt. Dank gebührt auch allen Unterstützern der Veranstaltung und nicht zuletzt dem Bundeskanzleramt, das durch seine Unterstützung diese Publikation wieder ermöglichte. Möge sie mit Interesse gelesen und verbreitet werden!
Aktualisiert: 2020-01-17
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Warum es ums Ganze geht. Baukultur an den Siedlungsrändern

Warum es ums Ganze geht. Baukultur an den Siedlungsrändern von Gegner,  Martin, Peer,  Johann, Rodewald,  Raimund
Vorwort Mag. Siegfried Nagl, ISG-Präsident und Bürgermeister der Landeshauptstadt Graz Die Publikation des ISG „Warum es ums Ganze geht. Baukultur an den Siedlungsrändern“ stellt die Stadt-, Orts- und Siedlungsränder – außerhalb der Zentren – in den Mittelpunkt einer Stadtentwicklungsdebatte, die in den vergangenen Jahrzehnten zu geringe Aufmerksamkeit auf sich zog. Gemäß dem Jahresprogramm des ISG wurde das Augenmerk auf die Randzonen gerichtet, die sich rasant ändern und verdichten und deren Gestaltung oftmals nebensächlich betrachtet wird. Denn eine Stadt besteht aus vielen Bereichen und auch die Ränder verschieben sich: der Rand der historischen Altstadt liegt heute an der Schnittstelle zur Gründerzeitarchitektur und auch dieser – vor knapp 100 Jahren gebaute – Rand liegt heute schon wieder inmitten der Stadt. Die Publikation weist auf die dauerhafte Veränderung hin, die einer lebendigen Stadt eigen ist. Der immanente Wandel der Stadt ist ein Teil ihrer Charakteristik. Doch in den stark wachsenden Regionen Europas verändern sich manche Städte und Orte in einer Dynamik, welche die Notwendigkeit zum führenden Gestaltungsparameter werden lässt. Das Stadtbild und die lebensbereichernden Aspekte der Urbanität bleiben dabei manchmal auf der Strecke. Das Internationale Städteforum in Graz hat deshalb den Blick der Autoren von den wertvollen historischen Zentren unserer Städte- und Orte, hin zu jenen Randzonen, die dicht bewohnt sind und trotzdem kaum mit städtischen Identitfikationsmerkmalen beschrieben werden, gerichtet. Gerade für diese Zonen stellt sich die Gestaltung des Lebensraumes, das ausgewogene Verhältnis zwischen Bebauung und Grünraum als wichtige Planungsaufgabe für die nächsten Jahre dar. Urbanes Lebensgefühl entwickelt sich nicht beim „in die Stadt fahren“ zum samstäglichen Altstadtbesuch, es entsteht in dem „Stadtviertel“, das den Lebensmittelpunkt darstellt.
Aktualisiert: 2019-12-13
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Im Zentrum: Wohnen

Im Zentrum: Wohnen von Christ,  Wolfgang, Czaja,  Wojciech, Dangschat,  Jens
Der Planer-Traum des urbanen Lebens Zu den Auszeichnungen der historischen Grazer Altstadt zählt ihre Aufnahme in die Liste der UNESCO Welterbe-stätten, weshalb sie unter besonderem Schutz steht; aber zugleich stellt auch ihre vitale Zentrumsfunktion, in dem sich die wesentlichsten Institutitonen von Wirtschaft, Verwaltung und Kultur im historischen Altstadtbereich befinden, eine Besonderheit dar. Die Erdgeschoßzonen der Innenstadtlagen werden großteils von Geschäftsflächen eingenommen, der Be-darf an Flächen für Büros, Praxen und öffentliche Einrich-tungen ist im gesamten Altstadtbereich drückend und bildet eine starke Konkurrenz zur Wohnnutzung. Eine Bestimmung im Grazer Altstadterhaltungsgesetz, wo-nach in keinem Haus das Verhältnis von 50 % Wohnen unterschritten werden darf, wird nicht strikt exekutiert, die letzte diesbezügliche Bestandsaufnahme als Basis für eine wirksame Kontrolle liegt Jahrzehnte zurück. Un-geachtet dessen besteht im Bereich Wohnen ein starker Trend zurück in die Stadt, der auch die Grazer Altstadt betrifft – Wohnen im Herzen der Stadt mit Blick auf den Grazer Schloßberg gehört für viele wieder zu einer erstre-benswerten Lebensqualität. Mangels verfügbarer Flächen konzentriert sich dabei die Schaffung von Wohnraum, der den Ansprüchen der Zeit gerecht wird, vor allem auf die zum Teil noch ungenutzten Dachböden. Dem verständlichen Wunsch nach Ausblick, Dachterrasse und Lift steht jedoch der kulturelle Wert der als Teil des Grazer Welterbes geschützten typischen Gra-zer Dachlandschaft – mit ihrer beinahe geschlossenen Decke aus roten Tonziegeln – entgegen. Die Möglichkeit, die wenigen noch vorhandenen Baulü-cken zu schließen, oder die zuvor meist handwerklich genutzten Innenhofverbauungen einer Wohnnutzung zuzuführen, bieten in der historischen Altstadt seltene Chancen, zeitgenössische Architektur im dichten Stadt-gefüge zu realisieren und leistbaren Wohnraum für brei-te Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Die Stadt als »Ort des Wohnens«, des »Zu Hause seins« soll eben das gan-ze Stadtgefüge – auch die historische Stadt – betreffen, nicht nur die »neuen Wachstumsgebiete«, die als Stadt-teilzentren ihre Identität erst finden müssen. Der Diversität der StadtbewohnerInnen, welche die urbane Identität charakterisiert, stehen beinahe ebenso viele fach-liche Zugänge der Autoren und Autorinnen gegenüber. Die in der vorliegenden Publikation nachzulesenden Bei-träge tragen nicht den Wunsch nach einer »allgemeinen Verstädterung« in den Vordergrund – der Großteil der europäischen Bevölkerung lebt bereits in urbanisierten Zonen – sondern die Städte sollen auf Ihre Wohn- und Zentrumsfunktion hin untersucht werden. Wer wohnt dort, welche Bedingungen bieten sich für Menschen, die in Zentren wohnen – wollen oder müssen? Fordert das Leben im Zentrum eine spezifische Lebensart, einen speziellen Nutzerkreis, oder bieten vice versa historische und neue Zentren genügend Potenzial, um auf geänder-te Lebensweisen strukturell zu reagieren? Sind die tradi-tionellen Zentren überlastet, überfrachtet und daher als Wohnsitz zunehmend ungeeignet? Und gelingt es, neue Zentren so zu schaffen, dass sie an die Qualität von ge-wachsenen Strukturen heranreichen oder sogar zeitge-mäßer sind?
Aktualisiert: 2019-12-13
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Die umworbene Stadt

Die umworbene Stadt von Kreutzer,  Dietmar, Liechti,  Bernard, Strasser,  Peter
Graz wirbt… für seine Auszeichnung als UNESCO World Heritage, als UNESCO City of Design und für viele weitere Auszeichnungen. Werbung ist längst ein wichtiges Element der Stadtgestaltung geworden, das wesentlich in den öffentlichen Raum eingreift. Manche Werbezeichen werden zu „Landmarks“, zu identitätsstiftenden Orientierungspunkten. Die Aktualität der Werbesujets im öffentlichen Raum stellt auch einen Indikator für die Geschäftigkeit und Lebendigkeit einer Stadt dar. Nichts dokumentiert so sehr den wirtschaftlichen Niedergang einer Stadt, wie Werbeplakate im öffentlichen Raum aus längst vergangenen Jahren. Doch darf deshalb der öffentliche Raum mit allen Mitteln und Methoden als Werbefläche genutzt werden? Haben nicht auch die Bewohnerinnen und Bewohner einer Stadt – jenseits wirtschaftlicher Interessen – das Recht, unumworbene Stadträume zu erleben? Graz und viele europäische Städte sind herausragende, über Jahrhunderte gewachsene Kulturdenkmäler. Diese haben sich oftmals gewandelt, haben die Werbeflut der Industrialisierung durchlebt und im letzten Jahrhundert gelernt, dass die historische Architektur ein unwiederbringlicher Wert für den Stadtraum ist, den es zu erhalten gilt. Dafür haben die Städte viele – auch unpopuläre – Maßnahmen ergriffen, um die Stadtgestalt positiv herauszustreichen. Graz präsentiert stolz seine historische Architektur und die Stadtverwaltung setzt seit Jahrzehnten darauf, die Stadt mit Rücksicht auf die Erfordernisse der Altstadterhaltung weiter zu entwickeln. Diese Entwicklung glückt nur, weil die Interessen der Gesellschaft vor Einzelinteressen gestellt werden, weil also der öffentliche Raum nicht zur Agitationsfläche einzelner wird. Im Bereich der Werbung scheint diese Prämisse der qualitativen Stadtentwicklung- und Gestaltung nur teilweise verstanden worden zu sein. Viele Wirtschaftstreibende setzen noch immer Quantität im Werbeauftritt vor qualitätsvoller Zurückhaltung. Aber nicht nur an historisch wertvollen Fassaden setzen die bunten Firmen- und Produktbotschaften störende Zeichen. Auch der öffentliche Straßenraum, die Gehsteige und Plätze werden als Werberaum ohne Gebühr beansprucht und erwecken den Eindruck, vordergründig als Konsumraum zu existieren. In vielen Städten und hier vor allem an den Stadteinfahrten ist der Straßenrand längst zu einer durchgehenden Plakatwand mutiert. Das traditionelle Stadtbild mit Kirchtürmen, Rathäusern und Architekturdenkmälern, das uns auf Autobahnen den Hinweis auf nahe touristische Ziele liefert, ist an den Stadteinfahrten nicht auffindbar. Dort regieren Megaposter auf Stahlstützen und an Hausfassaden die abgelöst werden von Lärmschutzwänden. Das Symposium des Internationalen Städteforums in Graz, das sich seit einigen Jahren wiederkehrend den unbequemen Fragen der Altstadterhaltung widmet, schafft in der internationalen Zusammenarbeit eine neue Qualität der Diskussion. Die Beiträge aus unterschiedlichen europäischen Städten lassen Lösungsansätze und Regelungen erkennen, die ein Stück des Verhandlungs- und Entscheidungsweges abkürzen können, um Architektur- und Stadtraum wieder in den Vordergrund zu stellen.
Aktualisiert: 2019-12-13
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Oben: Publikationen von Internationales Städteforum Graz

Informationen über buch-findr.de: Sie sind auf der Suche nach frischen Ideen, innovativen Arbeitsmaterialien, Informationen zu Musik und Medien oder spannenden Krimis? Vielleicht finden Sie bei Internationales Städteforum Graz was Sei suchen. Neben praxiserprobten Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblättern finden Sie in unserem Verlags-Verzeichnis zahlreiche Ratgeber und Romane von vielen Verlagen. Bücher machen Spaß, fördern die Fantasie, sind lehrreich oder vermitteln Wissen. Internationales Städteforum Graz hat vielleicht das passende Buch für Sie.

Weitere Verlage neben Internationales Städteforum Graz

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Qualität bei Verlagen wie zum Beispiel bei Internationales Städteforum Graz

Wie die oben genannten Verlage legt auch Internationales Städteforum Graz besonderes Augenmerk auf die inhaltliche Qualität der Veröffentlichungen. Für die Nutzer von buch-findr.de: Sie sind Leseratte oder Erstleser? Benötigen ein Sprachbuch oder möchten die Gedanken bei einem Roman schweifen lassen? Sie sind musikinteressiert oder suchen ein Kinderbuch? Viele Verlage mit ihren breit aufgestellten Sortimenten bieten für alle Lese- und Hör-Gelegenheiten das richtige Werk. Sie finden neben