200 Jahre Corps Franconia-Jena

200 Jahre Corps Franconia-Jena von Wilson-Zwilling,  Markus
Prolog Markus Wilson-Zwilling Im Frühjahr 2019 fragte ich den Doyen des Corps Franconia-Jena, Wiesner II, den Primus Praeceptor Franconiae-Jena, wer denn die Veröffentlichung zum 200. Stiftungsfest betreuen würde. Die Antwort war, dass ich das hiermit sei. Denn bislang war in dieser Richtung keinerlei Planung aufgesetzt worden. Dieser Aufgabe wollte ich mich nicht verschließen, und so begann ich, Themen abzustecken und Aufsätze zu sammeln. Leider stellten sich gesundheitliche Probleme ein, die Arbeit musste mehrmals ruhen. Und nachdem dann Anfang 2020 die Coronapandemie begonnen hatte, musste auch das Jubiläums-Stiftungsfest im Sommer 2021 abgesagt werden. Und die Arbeiten an der Festschrift verlangsamten sich dadurch stark. Das vorliegende Werk ist ein Gemeinschaftsprodukt von Jenschen Franken und Freunden dieses Corps. Inhaltlich ist es vor allem ein Florilegium verschiedener Beiträge zu einzelnen Themen, eine Blütenlese im besten Sinne. Die Themenfolge beginnt mit dem Jubiläums- Stiftungsfest im Herbst 2021, dem 200ten Geburtstag unseres lieben Corps Franconia-Jena zu Regensburg. Freilich ist Regensburg nur die letzte Stadt in einer Reihe von Universitätsstandorten unseres Corps. Die erste Heimat war, wie bereits aus dem Namenszusatz ersichtlich, die große Salana in Jena. Dann, nach dem Verbot durch das nationalsozialistische Unrechtsregime, nach Flucht und Vertreibung, wurde 1950 Frankfurt am Main eine prägende Zwischenstation. Bis dann seit 1967 die oberpfälzische Regierungshauptstadt Regensburg mit der 1962 gegründeten Universität die neue Heimat unserer lieben Franconia-Jena wurde. Es folgt ein kurzer Ausflug in die Corpsgeschichte. Dieser soll und kann in keinerlei Hinsicht eine allgemeine Corpsgeschichte ersetzen. Die bleibt nach wie vor ein Desiderat. Anschließend werden verschiedene Aspekte rund um Regensburg und das Innenleben des Corps behandelt, bis dann eines der beiden Kartelle des Corps Franconia-Jena, Franconia München, herausgegriffen wird. Besonders sei auf das Kapitel „Studentenlieder“ hingewiesen, mit dem in genialer Weise von Franconia-Jena besonders gern gesungene Lieder vor dem Hintergrund ihrer Entstehung einordnet werden. Gegen Ende der Festschrift wird ein Schlaglicht auf den Hoftag, das Alter Ego der Franconia-Jena, und ein Blick auf die symbiotische Beziehung von Corps und Hoftag zueinander geworfen. Das Kapitel „Miszellen“ endlich schließt den Themenreigen ab. Die Festschrift konnte nur entstehen durch die dankenswerte Unterstützung vieler Menschen. Da sind zunächst die Autoren zu nennen, sie seien hier alphabetisch aufgezählt: S.K.H. Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate, Christian Wilhelm Baumann, Wolfgang Bayer, Ernst Brenning, Burkhard v. Grafenstein, Gunther Hauck, Ferdinand Hetzer, Dr. Henning Kahmann, Prof. Dr. Frank Michael Köhn, Prof. Raimund Lang, Prof. Markus Lüpertz, Jason Müllersch.n, Dr. Werner Nuernbergk, Emil Pegau, Maximilian Seeliger, Dr. Sebastian Sigler, Hartwin Vieweg und Jörg Wiesner. Herzlicher Dank sei den vielen Spendern gezollt, die diesen Buchdruck durch ihre gro.zügigen Spenden erst ermöglicht haben. Ihre Namen sind in der Donatorenliste hier im Buch veröffentlicht. Doch einige, die für meine Fragen und Verzagtheiten stets ein offenes Ohr hatten und mir mit Rat und Tat zur Seite standen, seien hier noch einmal namentlich hervorgehoben: Jörg Wiesner, Andreas Schurek, Burkhard v. Grafenstein, Henning Kahmann, Prof. Dr. Frank Michael Köhn, Michael Collisi, Dr. Sebastian Sigler, Frank Loeser, Dr. Peter Müller- Peddinghaus, Peter Größl, Dr. Annette Semrau und Peter Albert. Alle, die an dieser Festschrift gearbeitet haben, wünschen nun viel Vergnügen beim Lesen und Schmökern sowie einen gütigen Sinn und ein gnädiges Auge: „Ergänzt unsere Unvollkommenheit mit euren Gedanken! Wie dieser Prolog um eure gnädige Geduld bittet, unser Spiel wohlwollend zu hören, und gütig zu lesen!“ (frei nach Shakespeare, Henry V.)
Aktualisiert: 2023-01-12
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Querdenker

Querdenker von Ebert,  Günter
Prolog Wenn es um einen Querdenker geht, muss zunächst einmal das Wort in seiner Begrifflichkeit erläutert werden. In Meyers Hand- Lexikon aus dem Jahr 1842 fehlt es noch, ebenso wie „im Meyers“ aus den Jahren 1924 - 1930 und 1971 - 1979. Erst „im Duden“ aus dem Jahr 2009 bin ich ihm auf die Spur gekommen. Dort wird er als Mensch beschrieben, der „unkonventionell u. originell denkt“, womit übrigens meine Identität lexikalisch kurz und ausreichend bestätigt ist. Der Querdenker von heute, so wie ihn die Medien, dem aktuellen Erscheinungsbild folgend, sich zurecht geknetet haben, weicht davon deutlich ab. In Aufmärschen und bei ähnlichen Straßenkundgebungen, wie sie unter dem Namen „Pegida“ veranstaltet werden, hat er schon längst den Gleichschritt gefunden. Aus ihm ist ein Statist aus der Theaterwelt geworden, der wir den Namen „Zeitenwende“ gaben. Hinter der wiederum verbergen sich Ereignisse, die man so nicht erwarten konnte, obwohl sie gar nicht so plötzlich eingetreten sind wie es vielleicht den Anschein hat. Der fortschreitende Klimawandel war, durch wissenschaftlich gesicherte Fakten hinreichend belegt, längst schon in Gang gekommen, der industrielle Umbau in der Landwirtschaft ebenfalls, obwohl fachlich seriöse Studien und alarmierende Ergebnisse aus der Umweltforschung rechtzeitig davor gewarnt haben. Die Perspektiven einer globalen, auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Wachstumswirtschaft haben den Blick verstellt für Gefahren, die daraus entstehen. Im besonderen Maße gilt das natürlich für den Eroberungskrieg, den Putin und sein Regime gegenüber der Ukraine vom Zaun gebrochen hat und der, als ideologische Auseinandersetzung expandierend, in erpresserischem Stil auf die Energieversorgung der westlichen Welt abzielt. Dieses machtpolitisch eingesetzte Druckmittel wird nicht nur vom überwiegenden Teil der Gesellschaft in den davon betroffenen demokratisch regierten Ländern wahrgenommen; auch der einzelne Mensch spürt wie alles durcheinander gerät und seine Ordnung verliert. Die tiefgreifenden Veränderungen, die auf die weltweite Coronakrise zurückgehen und ständig neue Ängste schüren, haben allein schon dafür gesorgt, dass die Zahnräder der alten Wirtschaftsordnung nicht mehr reibungslos ineinander greifen. Was man seit langem befürchten musste ist eingetreten: Der Mensch ist nicht mehr in der Lage, sein eigenes Leben, wie auch das Miteinander das darauf aufbaut, so zu gestalten, dass Gemeinsinn und sozialer Frieden erhalten bleiben. Die Politik zeigt sich schon jetzt überfordert und bietet keine Gewähr dafür, dass sie diese Entwicklung noch im Griff hat. Und dieses Gefühl der Überforderung greift weiter um sich. Diese „Zeitenwende“ führt zunehmend zur Destruktion, zum Drang nach Zerstörung und Auslöschung. Archaische und religiöse Vorstellungen haben den Terrorismus im Vorderen Orient geprägt. Denkmäler und Zeugnisse menschlicher Kulturen werden zu Hassobjekten, die in der Sprache konservierte geistige Überlieferung zur Zielscheibe von Obszönitäten und Barbarei. Ein nicht unerheblicher Teil der Menschheit, in allen Erdteilen präsent, neigt heute zur Verneinung und Vernichtung dessen, was „Kulturschaffende“ früherer Epochen in globaler Gemeinsamkeit hinterlassen haben. Als Rechtfertigung werden Verschwörungstheorien geboren, die mit dem kulturellen Erbe nichts mehr gemein haben, sondern eher Ausdruck einer evolutionären Regression sind. Davon betroffen ist auch die Wissenschaft mit all ihren auf nachprüfbarer Grundlage erzielten Erkenntnissen; im gleichen Maße auch die Politik in ihrem Bemühen um die Errichtung oder Weiterentwicklung einer demokratischen Grundordnung. Aus einer exponentiell anwachsenden Weltbevölkerung mit zunehmenden Bildungsdefiziten sind massive soziale Spannungen nicht mehr wegzudenken. Der Hass, der weltweit vom Extremismus erzeugt wird und die täglichen Nachrichten dominiert, ist geradezu teuflisch und befeuert den uralten Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen. Wie steht es da um unsere Gegenwehr? Diese Frage muss mit allem Nachdruck neu gestellt werden; eine klare Antwort gibt es bisher darauf nicht. An die Stelle eines schlüssigen Konzeptes ist eine allgemeine weltweite Ernüchterung getreten. Damit ist längst klar geworden woran es fehlt: Die Entscheidung muss beim Volk liegen und nicht bei den Parteien, den Wesenskern der Demokratie darf man dabei aber nicht verändern! Wohin das führt, haben Hitler, Stalin, und inzwischen auch Putin gezeigt. Alle haben sie das in ihrer Ideologie begründete Ego über den Gemeinsinn gestellt, für den sie in der Verantwortung standen oder immer noch stehen. Alle Macht geht vom Volk aus. Das gilt immer noch. Wenn der Straßenmob das für sich reklamiert, so zeigt das die große politische Gefahr, die von Minderheiten ausgehen kann. „Wir sind das Volk“ heißt im Gegensatz dazu, dass die Besten davon, die sich bereits durch Geist und Tat in der Gesellschaft (und nicht in einer Partei oder in einer ähnlichen Interessengruppierung) bewährt haben, definitiven Einfluss auf die Gesetzgebung nehmen sollen. Und diese Gesetzgebung hat, anders als es heute in der Praxis geschieht, allein dem Wohl des Volkes zu dienen. Nicht der „Wohlfahrtsstaat“ ist damit gemeint, sondern die Wahrung von „nationalen Eigentümlichkeiten in einer europäischen Union“, im Gegensatz zum globalen Denken und Handeln, mit dem man bis jetzt genau das Gegenteil erreicht hat. Nicht die gefährlichen Abhängigkeiten durch internationale Arbeitsteilung und Ergänzungswirtschaft bringen uns weiter, sondern vielmehr die Verlässlichkeit auf eigenes Können und auf die eigene Produktion. Warum opfern wir unseren Boden einer lächerlichen Exportwirtschaft, um erst dann, wenn wir ihn in Notzeiten wirklich brauchen, durch die eigene Naivität irritiert den Verlust festzustellen? Und das alles nur aus einer politischen Dummheit heraus, die wir danach sogar noch mit neuem, dem Volk auferlegten finanziellen Aufwand, wissenschaftlich gründlich untersuchen werden. Steht dem nicht eine „digitale Welteroberung“ gegenüber und sind wir nicht schon untrennbar in ihrem Netz verstrickt? Es ist ja nicht eine Ordnung die schon vorhanden ist und nur noch nicht im gewünschten Maße funktioniert. Gegenwärtig herrscht das Chaos und damit die tägliche Gefahr des folgenschweren Missbrauchs; man denke nur an die immer häufigeren Angriffe auf lebensnotwendige kommunale wie auch überregionale Schaltzentralen im öffentlichen Verkehr oder in der Energie-und Wasserversorgung. Beschränkt man diese Überlegung räumlich auf ein staatliches Refugium, so ist das Volk, das darin eingebunden ist, nicht nur unmittelbar dem gleichen Missbrauch ausgesetzt, es kommt auch – die nachfolgenden Generationen partiell vielleicht ausgenommen – immer weniger mit den dahin galoppierenden digitalen Neuerungen zurecht, die sich häufig als unprofessionelle „Notmaßnahmen“ entpuppen. Ständige Unzufriedenheit, psychische Zusammenbrüche mit Arbeitsplatzverlusten und dauernder Personalmangel auf vielen Ebenen der Arbeitswelt sind die Folge davon. Das Volk verliert den Glauben an die Politik und letztlich an sich selbst. Woher soll Rettung kommen? Der Zufall wollte es, dass ich mit meiner Frau erst vor wenigen Tagen eine Veranstaltung besucht habe, die unserer anfängerhaften Kenntnis vom „online banking“ auf die Sprünge helfen sollte. Eine Bank hatte einen sogenannten Social Ingeneer und eine entsprechende Auswahl ihrer Kunden dazu in ein Vier-Sterne-Hotel eingeladen. Wir durften also (unserer Meinung nach) einen praxisbezogenen „Crashkurs“ erwarten. Stattdessen erhielten wir eine „Performance“, dargeboten von einem Artisten in der Art eines Paganini, nur mit dem Unterschied, dass er auf keiner Strativari spielte sondern auf einem potenten Personalcomputer, den er ausschließlich dazu benutzte, uns zu beweisen, dass es ein Kinderspiel sei, Kenn- und Passwörter mit Hilfe ungezählter Tricks zu dechiffrieren. Man müsse sich nur die richtigen Anfangskombinationen merken. Als sich ihm einige Fortgeschrittene aus dem Publikum zur Verfügung stellten, allein schon um vor den Anderen aufzufallen, kam er erst richtig in Fahrt. In eineinhalb Stunden wurde mühelos der Beweis erbracht, dass einem echten Profi wie ihm als ehemaligen „Hacker“ (so hat er sich selbst vorgestellt) kein Hindernis, und mag es noch so raffiniert erscheinen, in den Weg gestellt werden kann. Wie mag es da (so haben wir uns gefragt) erst auf höchster Ebene bestellt sein, wenn keine Einzelkämpfer sondern spezielle Teams in autokratisch regierten Staaten, oder überhaupt globale Player, die Auftragnehmer sind und Großrechner für den Angriff benutzen dürfen? Wie kann menschliche Zukunft gesichert werden, wenn sie jederzeit mit hochmodernen, hoch effektiven Waffen aus der elektronischen Zauberkiste in Sekundenschnelle zerstörbar ist? Mit dem Ruf nach Gegenwehr war die Aufforderung verknüpft, sich nicht alles gefallen zu lassen was Politik uns vorgibt oder auferlegt, insbesondere dann, wenn sie selbst die Suppe angerührt hat, die wir jetzt auslöffeln sollen. Unser Geschmack ist mittlerweile abgestumpft. Aus dem Gourmet ist ein Gourmand geworden. Gerade in Deutschland, dem manche etwas zu anspruchsvoll den Beinamen „Volk der Dichter und Denker“ gaben, hat die Ernüchterung Einzug gehalten. Die in alten Traditionen steckende kulturelle Kontinuität ist verloren gegangen. Es genügt schon ein grüner Plastikschurz und eine Blume im wilden Haarschopf um einen internationalen Kunstpreis zu erhalten, insbesondere dann, wenn man dazu noch ein eigenes, in Buchform präsentiertes Machwerk vorweisen kann. Als geistige Grundlage dient dazu eine auf sogenannte Algorithmen aufbauende, mathematisch legitimierte Kommunikation, die man fortwährend sprachlich zu transformieren versucht. Eine derartige Entwicklung fördert die Entstehung menschlicher Mutationen, die auf diese Art von Kommunikation spezialisiert sind und bald einen globalen Genpool hervorbringen werden, der allen nur denkbaren Vorstellungen über das Schicksal unseres Planeten Erde und der darauf lebenden Populationen an Pflanzen und Tieren, den Mensch als biologische Art natürlich inbegriffen, Tür und Tor öffnet. Der Querdenker in seiner klassischen Form hat allen Grund zu dieser Vorhersage, und genau der soll hier auch hervorgehoben werden.
Aktualisiert: 2022-12-22
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GEGENWEHR

GEGENWEHR von Ebert,  Günter
Vorwort Wenn man, wie es öfters geschieht, den Stift zur Hand nimmt um Gedanken festzuhalten die gerade dein Fühlen und Denken bewegen, so ist das mit einem Selbstgespräch ver-gleichbar: Du bist ganz und gar mit dir allein. Doch wie schnell kann sich das ändern! „Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort ...“ hat Rainer Maria Rilke in einem solchen Augenblick geklagt und zugleich seine Hilflosigkeit den Menschen gegen-über ausgedrückt. „Die Dinge singen hör ich so gern. Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm, ihr bringt mir alle die Dinge um“. Ja, es ist eine Klage die der Ohnmacht gleichkommt. Die Suche nach Harmonie und Gemeinsamkeit verliert sich im Nichts, so wie das auch mit der Hoffnung geschieht. Zurück bleibt der Mensch, verunsichert durch das was er täglich sieht oder erfahren muss, der sich an Dinge klammert die ihre Be-deutung verlieren, wo sie doch einmal so bedeutungsvoll wa-ren. Im Gespräch mit dem Anderen lässt sich kaum etwas er-reichen, was aus dieser Krise herausführen könnte. Wie steht es daher mit der eigenen Weltanschauung? Habe ich mich in meinem Grübeln so verrannt, dass ich dem Ablauf einer Ent-wicklung, welche „die Dinge bewegt“, nicht mehr folgen kann, und ist darin die Forderung einer ständigen, methodisch gelei-teten Revision zu sehen? Man spricht von einer „Gesamtauf-fassung der Welt und des Menschen mit handlungsorientierter Intention“. Wenn jedoch die Zweckbestimmung und Zielrich-tung einer Intention mehr und mehr von politischen Parteien oder Interessengruppen okkupiert und der Mensch in seiner freiheitlichen Grundhaltung immer stärker eingeschränkt wird, wer bestimmt dann „den Lauf der Dinge“? Viele Fragen, genauso wie viele Einschränkungen des Menschen in seiner „handlungsorientierten Intention“...
Aktualisiert: 2023-04-06
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Einführung in die Neurophysiologie

Einführung in die Neurophysiologie von Roedel,  Heinz
Die Strukturelemente des Nervensystems bilden die Nervenzellen, auch Neuronen genannt und die Ihnen zugeordneten Bindegewebszellen, die Gliazellen. Ihre Zusammenarbeit verleiht dem Organismus seine mannigfaltigen Aktivitäten. Es wird angenommen, dass das menschliche Nervensystem aus circa 1011 (100 Milliarden) Neuronen und ebenso vielen Gliazellen besteht, ungefähr die gleiche Zahl, wie Sterne in unserer Galaxie, der Milchstraße vorhanden sind. Dabei sind keine zwei Neuronen in ihrer Form identisch. Am stärksten sind die Neuronen im Zentralnervensystem (ZNS), speziell im Gehirn konzentriert. Jeder Kubikmillimeter der menschlichen Großhirnrinde enthält rund 4·104 (40 Tausend) Neuronen, die über Kontaktstellen - Synapsen - miteinander „verkabelt“ sind. Manche Neuronen besitzen bis zu 104 solcher synaptischer Kontakte. Insgesamt fügen sich die 8,6·1010 Neuronen des Gehirns über mehrere 1014 Synapsen zu einem unvorstellbar komplexen Netzwerk zusammen. In ihm sind sämtliche Leistungen des Gehirns eingewoben (C.E. Sagan: „Zauberwebstuhl“). Seine funktio-nelle Architektur ist in Grundzügen genetisch vorgegeben, wird jedoch in Details erst nach der Geburt - durch Lernen an der realen Welt - endgültig ausgeprägt. „Das Gehirn ist die Bühne, auf der das Welt-Theater stattfindet“. Was als wirklich empfunden wird, muss gar nicht wirklich erlebt sein. Was wir von der Welt bewusst wahrnehmen, entsteht erst im Gehirn. Mit jeder Erfahrung, die unser Gehirn dazugewinnt, nimmt es die Welt anders wahr. Unser Bild von der Welt hängt also nicht nur von der Welt, sondern auch vom jeweiligen Gehirn ab. Das Gehirn ist deshalb so schwer durchschaubar und verstehbar, weil es - anders als sein vorgebliches elektronisches Pendant, der Computer - nicht für wohlüberlegte Zwecke oder nach durchdachten Prinzipien entworfen worden ist. Verantwortlich für seine Konstruktion ist vielmehr die natürliche Auslese, der Motor der Evolution alles Lebendigen. Das menschliche Gehirn ist das komplizierteste Organ, das die Evolution bislang hervorgebracht hat, und wohl das komplizierteste stoffliche Gebilde im Universum überhaupt. Die Entwicklung des menschlichen Gehirns begann schon vor vielen 100 Millionen Jahren mit der „Erfindung“ der ersten sehr einfachen Nerven-systeme wie man sie heute noch bei den Weichtieren oder Würmern findet. Das Gehirn der Insekten enthält 105 - 106 Neuronen (das Gehirn der Honigbiene wiegt nur ein Milligramm und hat knapp eine Million Neuronen), dagegen finden sich bei höheren Wirbeltieren um mehrere Zehnerpotenzen höhere Werte. Im Cortex von Katzen befinden sich 2,5·108 Neuronen. Im Cortex von Hunden befinden sich 5,3·108 Neuronen. Im Cortex von Schimpansen befinden sich 5,5·109 Neuronen.
Aktualisiert: 2022-07-21
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Sit venia verbis!

Sit venia verbis! von Teichmann,  Alexander T., Vetter,  Klaus
Alexander Teichmann ist natürlich kein Heinzelmännchen, denn er hat, was er für die Frauen, für Gynäkologie und Geburtshilfe und ihre Institutionen bewirkt hat nicht nachts und schon gar nicht leise getan. Es bedurfte keines neugierigen „Schneiders Weib“ um herauszufinden, was er so macht, denn dies alles fand recht transparent und deutlich bei Tage im öffentlichen Raum statt. Dennoch hat er vielen die Arbeit – verdient oder unverdient – abgenommen – eben schon auf Heinzelmännchen-Art. Erinnerlich sind aber auch Aktionen, bei denen man an Arnold von Winkelrieds Vorgehen in der Schlacht bei Sempach anno 1386 erinnert wurde. Hier geht es darum, noch einmal gebündelt nachzuvollziehen, was einen engagierten Frauenarzt ausmacht, der systematisch denkt, eine nachvollziehbare Meinung hat, keine Hand vor den Mund nimmt und in einer Sprache schreibt, die in ihrer Brillanz ihresgleichen sucht. Ab 1998 hatte er mit dem von Fritz Beller veranlassten „Seminar des Frauenarztes“, das damals schon in den FRAUENARZT integriert war, eine Plattform zur Verfügung, um wie Till Eulenspiegel oder der Hofnarr uns Frauenärztinnen und Frauenärzten einen, seinen Spiegel vorzuhalten, der auch durch den dabei verblasenen Rauch der unvermeidlichen Zigarre nicht getrübt war. Natürlich eckt ein Autor damit an, insbesondere wenn Absurditäten manchmal etwas suffisant oder ironisch dargestellt wurden, um die Dinge so sichtbar werden zu lassen, dass sie nicht mehr übersehen und schon gar nicht unter den Tisch gekehrt werden können. So hat er scharfsinnig abgeleitet prognostisch orientiert Konsequenzen sichtbar gemacht aus Vorgängen, die z. B. der Zukunft unseres Berufs im Weg stehen oder schaden. Zweifellos ist es nicht schwierig, damit anzuecken. So hatten auch wir beide einige Auseinandersetzungen und sind uns auch heute bezüglich mancher Ansichten nicht grün. Das macht aber nichts, weil wir uns nichts nachtragen, sondern Widersprüch­liches als Denkanregung ansehen und jeder seine Meinung im Diskurs entwickelt – bis hin zu geeinten Ergebnissen. Dennoch oder vielmehr gerade deshalb freue ich mich, einige der Texte von Alexander Teichmann hier noch einmal vorstellen zu dürfen, weil sie im Rückblick die Perspektive im Sinn haben und damit vielleicht umso wichtiger sind, weil sie zeigen, dass klare Gedanken und konsequent abgeleitete Schlussfolgerungen allen Lesern nicht nur zu dienen vermochten, sondern immer noch vermögen. Klaus Vetter 16.08.2020
Aktualisiert: 2022-08-18
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Tribunal der Tiere

Tribunal der Tiere von Ebert,  Günter, Tschurikow,  Xenia
Vorwort Schon 1988 sind Seehunde aus der Nordsee vor Gericht gezogen und haben den damaligen Bundesverkehrsminister angeklagt - viele Jahre also, bevor 2002 der Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert wurde. Warum sind seitdem so wenige Tiere als Kläger vor unseren Gerichten erschienen, wenn ihre Klagen doch dringender und begründeter sind als je zuvor? Überall auf der Welt rauben Menschen Tieren den Raum zum Leben, die Luft zum Atmen und vor allem die Ökosysteme, in denen ihr Futter wächst. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES geht davon aus, dass in den nächsten Jahren weltweit eine Million Arten aussterben werden. Ökologinnen und Ressourcenforscher warnen vor dem Ökozid, vor einem Massenaussterben, bei dem nicht nur einzelne seltene Arten mit besonderen Bedürfnissen verschwinden, sondern so viele Lebewesen, dass ganze Ökosysteme zusammenbrechen werden. Das Ausmaß dieser menschengemachten Katastrophe ist mir erst beim Recherchieren für mein Buch „Das Sterben der anderen“ klar geworden. Dabei hatte ich schon viele Jahre lang immer wieder über die Folgen unseres Wirtschaftens für die Umwelt berichtet. Und je länger ich recherchierte und je mehr Studien ich las, desto verzweifelter wurde ich. Wenn es doch so offensichtlich ist, wissenschaftlich so gut belegt, dass Menschen das Leben der Tiere auf dem Planeten gefährden, ohne die wir Menschen aber gar nicht überleben können, warum hören wir damit nicht auf? Warum helfen alle unsere bisherigen Versuche nicht, das große Sterben zu stoppen? Warum schützen nicht einmal die Naturschutzgebiete, die Nationalparks, die Schutzzonen in den Meeren? Wenn auf politischem Weg aber nicht genug passiert, dann müsste es doch auf juristischem Weg möglich sein, das war meine Hoffnung. Gesetze zum Schutz der Umwelt haben wir schließlich genug. 8 1988, als der Hamburger Anwalt Michael Günther im Namen der Robben gegen die Dünnsäureverklappung in die Nordsee klagt, wiesen die Richter die Klage zurück, weil Robben nicht klageberechtig seien. Aber seitdem hat sich viel verändert: Der Schutz der Tiere ist zum Staatsziel erklärt worden. An den Universitäten haben sich die Human-Animal-Studies etabliert. Biologinnen erklären uns, dass die Menschen gar nicht so einzigartig sind, wie sie viele Jahrhunderte lang gedacht haben, dass auch Tiere Werkzeuge gebrauchen und Mitgefühl und Solidarität zeigen. Wenn sich die Rolle der Tiere in der Wissenschaft und in der Gesellschaft geändert hat, müsste sich das doch auch vor Gericht niederschlagen? Das war meine Hoffnung, als ich ein Tribunal der Arten vorschlug, ein Gericht, vor dem gefährdete Arten ihr Recht auf Überleben einklagen sollten. Anfang 2020 lud mich der Kurator für Schmetterlinge Dr. Robert Trusch zu einer Lesung ins Naturkundemuseum in Karlsruhe ein (es sollte die letzte Lesung in Präsenz vor dem Lockdown sein). Er erzählte mir von seinem Vorgänger und Freund, dem legendären Entomologen Günter Ebert, von seinen Expeditionen nach Nepal und Afghanistan und er sagte, dass dem Helden der Lepidopterologie mein Buch gefallen hätte, vor allem meine Idee mit dem Tribunal der Arten. Was für eine Freude! Wenig später schickte mir Günter Ebert einen Entwurf für sein Tribunal und schließlich das Skript für ein Theaterstück. Es kommt in klassischen Paarreimen daher, die an die Dichtung vergangener Zeiten erinnern. Umso größer ist der Effekt, wenn die Tiere des Stückes vor dem Europäischen Gerichtshof in ihrem altertümlichen Duktus vom Grauen im Anthropozän erzählen. Hier ist es nun, das Tribunal der Tiere! Und ich wünsche mir, dass es der Prolog zu weiteren Gerichtsverfahren wird. Und dass das Sterben der anderen gestoppt wird.
Aktualisiert: 2021-07-22
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Streifzug

Streifzug von Dr. Roedel,  Heinz
V o r w o r t In dem vorliegenden Buch „Streifzug durch die Mathematik und theoretische Physik“ wird der Versuch unternommen, dem mathematisch und physikalisch interessierten Leser einen Querschnitt durch die theoretische Physik und die dort angewandte Mathematik zu geben. Obwohl dieses Buch ein breites Spektrum mathematischer Gebiete, die teilweise über die unmittelbare Anwendbarkeit hinausgehen, überdeckt, ist es weniger an die Leser gerichtet, die nur an der reinen Mathematik interessiert sind, als vielmehr an die Leser, die an der Anwendung der Mathematik besonders in der theoretischen Physik interessiert sind. Dem Zweck entsprechend ist auf eine strenge Herleitung und Beweisführung von Formeln gelegentlich verzichtet worden, die in weiterführender Literatur nachgelesen werden können. Der an der theoretischen Physik interessierte Leser findet in diesem Buch die wichtigen physikalischen Disziplinen und viele mathematische Grundlagen, die zu deren Verständnis erforder¬lich oder zumindest förderlich sind. Einzelne Kapitel können auch isoliert voneinander gelesen werden, andere wiederum benötigen die Kenntnisse vorausgehender Kapitel. Schon immer haben sich die beiden Wissenschaften Mathematik und Physik gegen¬seitig stark beeinflusst und befruchtet. In der Mathematik sind auf rein axiomatischer Basis Strukturen entwickelt worden, die sich später in den Naturwissenschaften als äußerst nützlich erwiesen haben. So hat zum Beispiel die Gruppentheorie in der Physik bei der Behandlung von Symmetrien große Dienste geleistet. Anderseits sind die in der Physik oft aus praktischen Gründen eingeführten Größen erst in der Mathematik auf eine fundierte Grundlage gestellt worden. Ein Beispiel dafür ist die Dirac'sche Delta-„Funktion“, die in der Mathematik als Distribution bezeichnet wird. Die gegenseitige Befruchtung der beiden Wissenschaften hat treffend Martin Schechter von der University of California ausgedrückt: „Die Wechselwirkung zwischen Mathematik und Physik hat zu allen Zeiten eine wichtige Rolle gespielt. Der Physiker, der nur vage mathematische Kenntnisse besitzt, ist sehr im Nachteil. Der Mathematiker, der kein Interesse an physikalischen Anwen¬dungen besitzt, verbaut sich Motivationen und tiefere Einsichten.“ Meinen Dank möchte ich dem Akademischen Verlag München aussprechen, dass er meinen Wünschen hinsichtlich Ausstattung des Buches in verständnisvoller Weise nachgekommen ist. Der Verfasser Wenn für dich eine Sache schwer zu bewältigen ist, darfst du nicht leichtfertig denken, sie sei für Menschen unmöglich; du musst vielmehr glauben, wenn überhaupt etwas für den Menschen möglich ist und in seinem Bereich liegt, dass es auch für dich erreichbar sei. Marc Aurel
Aktualisiert: 2022-05-12
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Bernina Gran Turismo

Bernina Gran Turismo
Vorwort von Florian Seidl Die Kunst den Moment einzufangen Das Gefühl des Bernina Gran Turismo Rennens ist kaum zu erklären. Man muss daran teilgenommen haben. Poetischere Autoren als ich selbst haben das Rennen auf den Bernina Pass als »Wenn Goodwood Revival und Mille Miglia ein Baby zusammen hätten, wäre es die Bernina Gran Turismo« oder »Today’s ultimate historic race« beschrieben. Für Kurt Engelhorn und KUSANA ist diese Veranstaltung in St. Moritz eine Kunstform und Kulturerhalt, eine Aufgabe und Verpflichtung. Rennfahrzeuge aus acht Jahrzehnten in der spektakulären Kulisse der Engadiner Hochgebirgsnatur in vollem Einsatz zu sehen, berührt praktisch jeden. Historische Fahrzeuge erzählen uns Geschichten: über ihre Technik, über vergangene Zeiten, über Rennsport und ihre Fahrer. Reale, authentische Geschichten, keine virtuellen. Für alle Beteiligten eindrückliche Erlebnisse, die Bestand haben in unserer Erinnerung. Momente gefüllt mit Spannung, Freude und Begeisterung. Wir wollten eine kleine Hommage an die besonderen Augenblicke der letzten fünf Jahre machen, zusammengestellt vom gesamten Organisationsteam und den meisterhaften Fotografen, mit denen wir zusammenarbeiten dürfen. Sie fangen mit Blende, Objektiv und Auslöser das ein, was manchmal selbst dem besten Betrachterauge verwehrt bleibt. Früh am Morgen in Eiseskälte am Pass zur »BGT Dawn Patrol«, auch einmal im Nieselregen stundenlang an einer Kurve, meist an der Strecke in der strahlenden Herbstsonne. Kunst ist es, diese Augen­blicke einzufangen, ihnen Bestand zu geben, sie zu konservieren. Ähnlich wie beim Instandhalten historischer Fahrzeuge: das Richtige tun im richtigen Moment. Unglücklicherweise kann nicht das ganze Jahr Bernina Gran Turismo sein, derweilen erfreuen Erinnerungen und die hier zusammengetragenen Fotografien. Bis es im Herbst wieder heißt: ONLY @BERNINAGRANTURISMO
Aktualisiert: 2021-06-10
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Die Vorträge der 77. deutschen Studentenhistorikertagung

Die Vorträge der 77. deutschen Studentenhistorikertagung
Inhalt Vorwort des Herausgebers 7 Marvin Gedigk Das ,,Ius Potandi oder Zechrecht" des Blasius Mul tibibus: zwischen Scherz, Comment und (Anti)-Moral 11 Robert Soppa Der SC zu Halle in den Jahren 1789 bis 1819 37 Sebastian Sigler (Berab.) Bemerkungen zum Hallenser SC im 19. Jahrhundert 59 Jürgen Kloosterhuis Pump, Pomp and Circumstances ,_ Die Hallenser Neupreußen-Kneipen als Prestige- und Problem-Indikatoren 69 Harald Lönnecker Von Wartburgfest zu Wartburgfest- politisch-soziale Wandlungen in der Studentenschaft von 1817 bis 1848 unter besonderer Berücksichtigung Halles 145 Simone Ruoffner ,,Wir wollen nicht gegängelt werden!" - Damenverbindungen im Deutschen Reich von ihrer Entstehung bis zu ihrer Gleichschaltung 173 Peter Johannes Weber Die Geschichte des Kaiserkommerses in Fribourg Wolfgang Lück Wilhelmi und Müller - gegen das Dritte Reich Michael Ruprecht Die Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg RolfKöpke Die 77. deutsche Studentenhistorikertagung in Halle an der Saale Sebastian Sigler Vier Rezensionen - Promotionsschrift über Saxonia Göttingen - ,,summa cum laude"! - AV Kadimah - Harald Seewann erschließt abermals einen korporativer Kosmos im Zeichen von Zirkel und Zionsstern - Paul Ehinger legt Schlüsselwerk über das schweizerische Korporationswesen vor - Die Weinheimer Corps in der 1968er Zeit Bildnachweise 191 211 223 231 239 249 257 263 268
Aktualisiert: 2021-01-28
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Kosovo und die österreichisch-albanischen Beziehungen

Kosovo und die österreichisch-albanischen Beziehungen von Ajeti,  Faruk, Clewing,  Konrad, Herausgegeben von der Botschaft der Republik Kosovo in Österreich,  vom Albanien-Institut e.V. und von der Österreichisch-kosovarischen Freundschaftsgesellschaft
Die Absicht hinter dem vorliegenden Buch und der begleitenden Ausstellung gleichen Namens (Presseclub Concordia, Wien, 12. April 2018 bis 30. April 2018) ist eben dieses: „Bilder einer Beziehung“ vorzulegen, über die man sich bislang als Betrachter nur unzureichend informieren konnte. Nie zuvor waren der deutsche und der albanische Sprachraum so eng miteinander verflochten wie heute. Der Hauptfaktor dabei ist ein für die europäische Geschichte, zumal aber die Gegenwart typischer Verbindungsfaktor: die Migration, konkret die Präsenz Zehntausender Kosovarinnen und Kosovaren in einem Land wie Österreich und Hunderttausender im deutschsprachigen Mitteleuropa. Aus Anlass der zehnjährigen Existenz diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Österreich und der Republik Kosovo konzentrieren wir uns auf das, was in der Geschichte und in der Gegenwart die Gesellschaften beider Länder miteinander verbunden hat und verbindet. In weiterer, historischer Betrachtung kommt mit dem Aspekt der österreichisch-albanischen Kontakte eine dritte Bezugs- und Betrachtungsebene hinzu. Die Republik Kosovo ist gemäß ihrer Verfassungsordnung ein multiethnisches Staatswesen. Aber unleugbar besteht die Bevölkerung in ihrer übergroßen Mehrheit aus albanischen Kosovarinnen und Kosovaren; eine Beziehungsgeschichte, die dies übersehen wollte, ergäbe für die lange Zeit, in der die Beziehungen nicht von beiderseitiger Staatlichkeit geprägt gewesen sind, keinen rechten Sinn. Daher gehen wir mit klarem Schwerpunkt auf Kosovo und Österreich kompositorisch in einer Art Dreiklang aus österreichischen, kosovarischen und albanischen Elementen vor. Für die europäische Geschichte ist es nichts Ungewöhnliches, dass der Auftakt zu intensivierten Kontakten in kriegerischem Geschehen lag, nämlich in dem tiefen Vordringen habsburgisch-kaiserlicher Truppen auf den Balkan bis in die Region des Kosovo in den Jahren 1689 und 1690. Dieses Vordringen steht in einer unmittelbaren Ereigniskette mit dem Scheitern des osmanischen Angriffes auf Wien im Jahre 1683 und hatte folgenreiche Wirkungen, obwohl die österreichisch-kaiserliche militärische Präsenz so weit im Süden des Balkans nur sehr vorübergehend war. Der zweite Abschnitt des Buches wie der Ausstellung behandelt sodann die vielfältig fruchtbringende, aber doch sehr ungleiche Beziehung zwischen der europäischen Großmacht der Habsburgermonarchie und dem albanischen Raum im dort gleichsam bis 1912 verlängerten 19. Jahrhundert. Mit dem serbischen und montenegrinischen Erwerb des Kosovo im Ersten Balkankrieg von 1912/13 verlagerten sich die Bezie- hungsschwerpunkte zwischen dieser Region und Österreich dann für gut 30 Jahre wieder auf die kriegerische Ebene. Unsere Darstellung der österreichisch-­kosovarischen Kontaktpunkte mit Augenmerk auf die Zeiten der beiden Weltkriege im Themenbereich 3 bildet dies ab. Die Publikation und die Ausstellung handeln von Themen und Hintergründen, die dem weiteren österreichischen Publikum nicht ohne Weiteres von Haus aus geläufig sind; wir blicken daher zur Darstellung des Beziehungsrahmens mitunter fokussiert auf den Vielen wenig bekannten Kosovo selbst, zumal in Themenbereich 4, in dem es um die Entstehung Kosovos als politische Einheit im Rahmen der jugoslawisch-sozialistischen Ordnung geht. Themenbereich 5 ist dann wieder konsequent beziehungsgeschichtlich angelegt und verweist zugleich auf die langwirkenden Schattenseiten beziehungsweise das dramatische Ende jener jugoslawisch-serbischen Herrschaft im Kosovo. Sie mündete zunächst in eine extreme Diskriminierungspolitik gegenüber der Bevölkerungsmehrheit im Kosovo in den Jahren ab 1989, und 1998/99 in den Krieg, der serbischerseits die massive gewaltsame Änderung der Bevölkerung durch Vertreibung und Ermordung bezweckte. Themenbereich 6 umfasst die Zeit seit 1999. Das betrifft einerseits die kosovarische Nachkriegsordnung unter der Ägide der Internationalen Gemeinschaft und im neuen unabhängigen Staat ab 2008. Dann aber stehen die Beziehungen mit Österreich ganz im Mittelpunkt. Sie werden auf der politisch-diplomatischen Ebene ebenso wie in ökonomischer und gesellschaftlich-kultureller Beziehung betrachtet. Von zen­traler Bedeutung für die Verflechtung des Kosovo mit Österreich und insgesamt mit der westlichen Welt ist darüber hinaus die Rolle der kosovarischen Diaspora, die wir dementsprechend prominent im Text und durch eine eigens angefertigte Karte behandeln. Als historisch-politologisches Autorengespann haben wir uns in Konzeption und Umsetzung bidisziplinär befruchtet und im Endergebnis sämtliche Texte gemeinsam verfasst. Sofern einem Leserin oder einem Leser etwaige Schärfen in der einen oder anderen Bewertung oder Benennung ins Auge fallen, so trägt dafür trotz der Gemeinsamkeit der Autorenschaft der Nichtdiplomat von uns beiden die Verantwortung, also Konrad Clewing. Seit Beginn der im Ursprung von Faruk Ajeti aufgebrachten Idee zu der Ausstellung haben wir bei deren Vorbereitung beziehungsweise bei der vorliegenden Publikation vielfältige Unterstützung genossen. Zu danken haben wir zunächst der Botschaft der Republik Kosovo in Österreich. Ihre Unterstützung war für die Verwirklichung des Projekts in verschiedenster Hinsicht, angefangen mit der materiellen, völlig unerlässlich. Der besondere Dank gilt hier Seiner Exzellenz, Herrn Botschafter Sami Ukelli. Wir danken aber auch zahlreichen anderen Einrichtungen und Einzelpersonen für ihre freundliche Unterstützung. Zu nennen sind die fast zwei Dutzend anderen Botschaften der Republik Kosovo im Ausland, die uns statistische Angaben zur Zahl der europa- und weltweiten Diaspora geliefert haben. Durch das Haus-, Hof- und Staatsarchiv, das Kriegsarchiv und das Archiv der Republik (sämtlich im Rahmen des Österreichischen Staatsarchivs, Wien) wurde uns bei Recherchen und Abbildungsrechten sehr freundlich geholfen. Die großzügige Hilfe der Staatlichen Agentur der Archive des Kosovo bei der Bildrecherche stellte uns vor die sprichwörtliche Qual der Wahl anhand der reichen Bildbestände zur kosovarischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, die sich ursprünglich im Kommunalarchiv Prishtina befunden haben und mittlerweile im Archiv des Kosovo betreut werden (besonderer Dank an Ramë Manaj, den leitenden Direktor der Agentur, an Shpresa Mekaj und Bekim Aliu im gleichen Haus und an Abaz H. Makolli, den Direktor des Kommunalarchivs Prishtina). Blerim Canaj (Stuttgart), Barbara Gashi, Andreas Khol, Pjeter Logoreci, Hazir Mehmeti und Tahir Turkaj (alle Wien), Ehat Oreshka (Prizren), Muhamet Brajshori, Granit Kurti, Remzie Shahini-Hoxhaj sowie Azem Vllasi (Prishtina) und der Torjäger von RB Salzburg, Valon Berisha, haben uns mit weiteren Bildern und Bildrechten unterstützt. Dhurata Selimi von der Botschaft in Wien sei herzlich für vielfältige kollegiale Hilfe gedankt. An Institutionen sind im gleichen Zusammenhang das Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, die Paneuropabewegung Österreichs (Generalsekretär Rainhard Kloucek) und die verantwortlichen Chef- und Bildredaktionen des „Kurier“, von „News“, der „Presse”, von „Profil“ und des „Standards” dankend hervorzuheben. Die wunderbaren, dank der Mittel der Wiener Botschaft der Republik Kosovo eigens angefertigten Karten sind Produkt der kartographischen Fertigkeiten des Ingenieurbüros Joachim Zwick (Gießen). Dem österreichischen Bundesministerium für Europa, Integration und Auswärtiges sind wir für seine große moralische Unterstützung und die Zurverfügungstellung von zentralen Dokumenten aus den jüngsten bilateralen Beziehungen sehr verpflichtet. Konrad Clewing, Faruk Ajeti Wien, 11. März 2018
Aktualisiert: 2021-01-28
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Medizin, Ethik, Recht.

Medizin, Ethik, Recht. von Hamann,  Ulrich, Teichmann,  Alexander T.
Vorwort Sehr verehrte Kolleginnen, sehr geehrte Kollegen, mehr als andere akademische Berufe hat die Profession des Arztes in den vergangenen Dezennien einen tiefgreifenden Wandel erleben müssen. Er betrifft die Auseinandersetzung mit der sich verändernden Gesellschaft und hat zu wachsender Unbestimmtheit der geltenden Maximen ärztlichen Handelns und Selbstverständnisses geführt. Zwei Kraftfelder üben ihre normative Wirkung auf den Beruf des Arztes aus: – die rechtlichen Rahmenbedingungen unter dem Postulat des mündigen Patienten anstelle der karitativen Sorge, – die Macht der Ökonomie, deren realer Merkantilismus ärztliche Tätigkeit zum Teil eines Geschäftes umdeutet, in dem persönliche Verantwortung reklamiert, im Angesicht systemischer Zwänge aber ad absurdum geführt wird. Grundlage der privilegierten Stellung des Arztes war dessen persönliche Verpflichtung unbedingter Hinwendung zu dem ihm anvertrauten Kranken. Geblieben ist eine eingeschränkte und von zahlreichen Bedingungen geprägte Dienstleistung, deren ethische Grundlagen nicht mehr persönlicher, sondern kollektiver Art und Ausfluss der politischen Verpflichtung zur Daseinsfürsorge sind. Der vorliegende Berichtsband unseres Symposions möchte sich den Kernfragen des heutigen Arztberufes widmen und dies unter besonderer Berücksichtigung des Anfang und Ende des Lebens gleichermaßen umfassenden Gebietes von Frauenheilkunde und Geburtshilfe, in dem Manches deutlicher in Erscheinung tritt als in anderen Bereichen der Medizin. Er stellt die letzte einer Reihe von Publikationen in Gestalt von Leitlinien und Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe dar. Die AG MedRecht, wie sie allgemein genannt wurde, und der wir in den vergangenen Jahren vorzustehen das Privileg hatten, hat sich in ihrer alten Form aufgelöst. Einer Neugründung sehen wir mit Optimismus entgegen. Prof. Dr. med. Prof. h.c. Dr. h.c. Alexander T. Teichmann, University of Southwest China Dr. jur. Ulrich Hamann, Vizepräsident des Oberlandesgerichts Celle a. D.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Drei Brüder – drei Schicksale in einer schweren Zeit

Drei Brüder – drei Schicksale in einer schweren Zeit von Richardi,  Hans-Günter
Die Familiengeschichte, die in diesem Buch beschrieben wird, ist ein Spiegelbild menschlicher Schicksale im Dritten Reich. Begeisterung, Opfer und Schuld liegen hier dicht beieinander. Der Autor hat es bewusst vermieden, Schuld zuzuweisen. Vielmehr ging es ihm darum, Verständnis zu wecken für die politische Haltung der drei Brüder aus einer gehobenen gesellschaftlichen Schicht in Berlin. Sie begeisterten sich wie Millionen ihrer deutschen Zeitgenossen für den Nationalsozialismus, weil sie für sich berufliche Erfolge erwarteten. Sie luden Schuld auf sich, weil sie das Verbrecherische an dem NS-Regime nicht erkannten oder nicht erkennen wollten. Sie verschlossen ihre Augen vor dem Unrecht. Steht es der Generation der Nachgeborenen aber zu, die Väter zu verurteilen? Wie auch immer unsere Antwort ausfällt, steht fest, dass der Widerstand der Wenigen gegen den Nationalsozialismus heute umso mehr unsere Achtung und – noch mehr unsere Bewunderung verdient. Alle drei Brüder, deren Leben hier dokumentarisch beschrieben wird, hatten ein schweres Schicksal, wie zahllose Deutsche ihrer Generation auch. Ihr Leben soll den Nachgeborenen eine Warnung sein, den falschen Versprechen in der Politik zu folgen. Doch der Verfasser vermied es, den Stab über die Brüder zu brechen. Aber es bleibt eine Tatsache: Ungezählte Deutsche haben – wie die drei Brüder – weggesehen, als es ihre Pflicht gewesen wäre, hinzusehen. Das sollte niemand in Deutschland vergessen. Die Beschäftigung mit dem Alltag im Nationalsozialismus ist auch heute noch wichtig, da sich wieder braune Kräfte erheben. Darauf hat der Verlag C. H. Beck im Winter 2015 in der Vorstellung seiner neuen Reihe „Die Deutschen und der Nationalsozialismus“ hingewiesen: „Bald schon werden keine Menschen mehr unter uns sein, die aus eigener Erfahrung über die Zeit des Nationalsozialismus sprechen können. Deshalb muss, wenn unser Bild von dieser Epoche nicht in leeren Formeln erstarren soll – das Dritte Reich als Inbegriff des Bösen, aber unserer Gegenwart scheinbar ganz entrückt –, die Lebensrealität dieser Jahre neu erzählt werden. Sonst bleibt unverständlich, warum das Regime so vielen Deutschen attraktiv erschien und warum sich so viele mit ihm identifizierten.“ Zu den vielen Deutschen zählten auch die drei Brüder.
Aktualisiert: 2021-01-28
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Gedanken und Verdichtungen

Gedanken und Verdichtungen von Kühn,  Horst
Curriculum Vitae Jahrgang 1940, Vertriebener aus Mähren, 1946; Halbwaise durch den Tod des Vaters 1943 im 2. Weltkrieg; beruflich sehr erfolgreich als Internist/Kardiologe und Wissenschaftler 1,2; seit 10 Jahren in „Ruhestand“. Lebt mit seiner Frau (Musikerin und Malerin) in Planegg/München bzw. in Orciano-Schieppe/ Italien. Bereits in der Jugend sehr neugierig und hinterfragend; sehr interessiert an moderner Kunst (mit Eigenproduktionen) und an neuer Musik; 1956, noch Gymnasiast, 1 Woche Kurs bei KH Stockhausen in München – Künstlerhaus; später neben dem Medizin-Studium 2 Semester Studium Generale, LMU München. Was tut „so einer“ im Ruhestand? Nun, er hinterfragt weiter; ihn drängt das Urbedürfnis des Menschen, sich und die Welt besser zu verstehen. Er beschäftigt sich immer mehr mit Astrophysik, Neurobiologie, Philosophie und verbringt viele Nächte im Freien mit seinem Teleskop und der Astrophotographie. Das Ergebnis ist die faszinierende Entdeckung, dass „vieles ganz anders ist“, als bisher erfahren. Beispiele sind Kosmos, Schuld, Religion, auch die Politik. Sie führte zu einem wunderbar beruhigenden Gefühl „die Dinge zu sehen“. Wie ein Überfall trat dann die Lyrik auf die Bühne. Sie lieferte – angeregt durch Essais von M. de Montaigne 3 und späte Gedichte von G. Grass 4 – die nötige Form und Klarheit. Der Autor nannte seine Gedichte „Gedanken und Verdichtungen“. Horst Kuhn Januar 2017
Aktualisiert: 2021-01-28
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Die Zukunft der HRT

Die Zukunft der HRT von Gothe,  H., Kiesel,  L., Neulen,  J., Römer,  T., Windler,  E.
Seit der Veröffentlichung der WHI-Studie im Jahr 2002 wird der Zusammenhang zwischen Brustkrebs und einer Hormonersatztherapie immer wieder kontrovers diskutiert. Neueste Daten zeigen jedoch, dass es keinen Zusammenhang zwischen der Brustkrebs­inzidenz und den Hor­mon­­ersatzthera­pie­(HRT)-Ver­ordnungen gibt. Die Forscher um Caroline Antoine haben dafür über einen Zeitraum von zehn Jahren Frauen zwischen 45 bis 69 Jahren in elf europäischen Ländern beobachtet. Eine im März 2016 publizierte Stellungnahme von Manson und Kaunitz, zwei führenden Autoren der WHI-Studie, weist auf Fehlinterpreta­tionen der WHI-Ergebnisse hin. Nach ihren Worten überwiegt der Nutzen eindeutig die potenziellen Risiken, wenn die HRT aus gegebener Indikation früh in der Menopause begonnen wird, also im typischen Alter der klimakterischen Beschwerden. Diese Publikationen sollten uns Gynäkologen zu denken geben: Die nega­tiven Konnotationen einer HRT sind mittlerweile auch durch die Daten der WHI-Studie widerlegt. Natürlich bedarf es immer einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung, gemeinsam mit der Patientin. Bei einer indizierten HRT ist außerdem zu bedenken, welche positiven Zusatzeffekte Estrogene auf den Stoffwechsel haben können. Studien wie die WHI und HERS haben gezeigt, dass konjugierte equine Estrogene z. B. einen protektiven Effekt hinsichtlich der Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 haben können. Die steigende Zahl über­gewichtiger Menschen mit entsprechenden Stoffwech­selerkrankungen wird eine zunehmende Belastung der Gesundheitssysteme. Es sollten daher alle Möglichkeiten ausgenutzt werden, um die negativen gesundheitlichen Folgen dieser Stoffwechselerkrankungen zu vermeiden. Häufig begegnen uns in der Praxis auch klimak­terische Patientinnen mit Begleiterkrankungen. Die Behandlung dieser Frauen stellt uns täglich vor He­rausforderungen. Daher ist es für die richtige Therapie wichtig, dass wir über die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Laufenden sind. Denn die Wahl der passenden Applikationsform, des geeigneten Gestagens und des Therapie-Regimes sollte wohldurchdacht und an das Risikoprofil der Pa­tientin angepasst sein. Es herrscht bei vielen Pa­tientinnen und auch bei Kolleginnen und Kollegen aufgrund der unsachgemäßen Berichterstattung eine große Unsicherheit bei der HRT. Das war für uns mehr als nur ein ausreichender Anlass, im Rahmen eines zweitägigen Workshops bei einem ak­tiven wissenschaftlichen Austausch mit nieder­gelassenen Kollegen und Klinikern Themen und Fragestellungen der gynäkologischen Endokrinologie zu diskutieren. Wir möchten Ihnen gerne hiermit unsere zusammengefassten Ergebnisse zugänglich machen und können Ihnen vielleicht einige der vielen Facetten der HRT näher bringen. Diese Zusammenfassung hat natürlich nicht den Anspruch, einen kompletten Überblick über das Feld der HRT zu geben, aber sie zeigt einen relevanten Ausschnitt für die Behandlungsmöglichkeiten klimakterischer Beschwerden. Ich möchte mich herzlich bei den Kolleginnen und Kollegen für ihre Teilnahme und ihre Beiträge bedanken. Ihnen, liebe Leser, wünsche ich eine anregende Lektüre und interessante Impulse für Ihre tägliche Praxis. Prof. Dr. Josef Neulen, Aachen
Aktualisiert: 2021-01-28
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Das Vermächtnis des Widerstandes gegen das NS-Regime

Das Vermächtnis des Widerstandes gegen das NS-Regime von Richardi,  Hans-Günter
Die Gedenktagung am 4./5. Juni 2015 im Hotel „Pragser Wildsee“ waren die 4. ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee. Diese erinnerten an die Befreiung der Sippen- und Sonderhäftlinge vor 70 Jahren in Niederdorf und in Prags. Die zumeist prominenten Häftlinge waren als Geiseln der SS aus verschiedenen nationalsozialistischen Konzentrationslagern in die „Alpenfestung“ nach Südtirol verschleppt worden. Als Faustpfand sollten sie dort dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Ernst Kaltenbrunner, für Waffenstillstandsverhandlungen mit den Westalliierten zur Verfügung stehen. Der Transport, der noch am Ende des Zweiten Weltkrieges in drei Gruppen seinen Sammelpunkt im Konzentrationslager Dachau verließ, umfasste 139 Häftlinge aus 17 Nationen Europas. Unter den Internierten befanden sich der ehemalige österreichische Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg mit Frau und Tochter, der frühere französische Ministerpräsident Léon Blum mit Frau, der ehemalige ungarische Ministerpräsident Miklós von Kálley, der Oberbefehlshaber des griechischen Heeres, General Alexandros Papagos, mit seinem Stab, der französische Bischof von Clermont- Ferrand, Gabriel Piguet, der ehemalige Generalstabschef des deutschen Heeres, Generaloberst Franz Halder, der frühere Reichsbankpräsident und Reichswirtschaftsminister Dr. Hjalmar Schacht sowie Familienangehörige des Obersten im Generalstab Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das Attentat auf Adolf Hitler verübt hatte. Die Gefangenen wurden im April 1945 aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Flossenbürg und Mauthausen im KZ Dachau Das Gedenken an die Befreiung der SS-Geiseln vor 70 Jahren Von Hans-Günter Richardi 01_Vorwort_ZgAPW_Gedenkband2015-04.qxd 12.05.2016 13:36 Uhr Seite 9 10 zusammengezogen und dann von einem Sonderkommando der SS und des SD über Innsbruck nach Niederdorf im Hochpustertal gebracht. Soldaten der Deutschen Wehrmacht, die unter dem Kommando des Hauptmanns Wichard von Alvensleben standen, befreiten sie dort am 30. April 1945 aus der Gewalt der SS. Die Deutsche Wehrmacht übernahm nun den Schutz der befreiten SS-Geiseln und brachte sie noch am selben Montag ins Hotel „Pragser Wildsee“, das den ehemaligen Häftlingen unter der Leitung der Hotelbesitzerin Emma Heiss-Hellenstainer eine sichere Bleibe bot. Am 4. Mai 1945 trafen amerikanische Truppen am Pragser Wildsee ein und übernahmen die Gefangenen. In zwei Transporten, die am 8. und am 10. Mai 1945 aufbrachen, gelangten dann die ehemaligen Geiseln über Verona und Neapel nach Capri, wo ihre Odyssee durch halb Europa schließlich endete. An dieses Geschehen erinnert heute das „ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee“, das im Jahre 2006 von Dr. Caroline M. Heiss und Hans-Günter Richardi im Hotel „Pragser Wildsee“ gegründet worden ist. Das Archiv hat sich inzwischen auch als Tagungsort der ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee bewährt.
Aktualisiert: 2021-01-28
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