Matrikel

Matrikel von Roussel,  Martin
Robert Walsers Mikrographie aus den 1920er Jahren führt an die Grenzen des Lesbaren: Bis auf ein bis drei Millimeter verkleinert Walser mit dem Bleistift auf den überlieferten 526 Zetteln seine Handschrift, als schriebe sie sich ins Papier hinein, und, umgekehrt, als kehrte sich das Papier nach Außen, um in der Schrift erst sichtbar zu werden. Zu lesen sind die Mikrogramme als Entwürfe, Skizzen im Kontext von Walsers ›Abschreibesystem‹: Walser selbst hat der Mikrographie vom Standpunkt seiner Reinschriften mit Tinte aus den Status eines ›Umweges‹ zugesprochen. Walsers Satz 'Schreiben scheint mir vom Zeichnen abzustammen' entfaltet hierin seine Bedeutung nicht als Genealogie, sondern als Reflexion des eigenen Handelns, als Ethologie, die Schreiben als Abschreiben begreift und die Mikrographie als Einzeichnung auf dem Papier – eine Literatur des Papiers im Zeichen der Schrift. Walsers in der literarischen Moderne singuläres Schreibexperiment verdichtet sich in den konkreten Zügen seiner Mikrographie. Dieses Buch versucht die Voraussetzungen, Implikationen und interpretatorischen Konsequenzen, die aus dieser Literatur zu ziehen sind, in Überlegungen zu einer Theorie der Schrift aufzufangen, die nicht semiotisch, sondern ethologisch fundiert ist und insbesondere etho-ästhetischen Fragestellungen zwischen Text und Bild sowie zwischen Stimme und Schrift Raum gibt. Die Überlegungen Michel Foucaults zur ›Ethopoiesis‹ sowie Jacques Derridas zum ›trait‹ (Strich / Zug / Einfall) geben hierbei die Leitbegriffe vor.
Aktualisiert: 2021-12-09
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Mikrogramme

Mikrogramme von Walser,  Robert
Robert Walser hat bekanntlich zwischen 1925 und 1933 auf mehr als 500 Blättern in seiner jahrzehntelang als unentzifferbar geltenden Schrift Prosatexte, Gedichte, Dramolette notiert. Für seine Mikrogramme benutzte er sogenannte Kunstdruckblätter, einen Kalender sowie alltägliche Papiere, die ihm in die psychiatrische Klinik Waldau zugesandt wurden. In jahrelanger Arbeit haben zunächst Jochen Greven, dann Bernhard Echte und Werner Morlang , die Texte entziffert und ediert. In ihnen versucht Walser, in allem Wechsel von Erlebnissen und Stimmungen »sich selbst willkommen zu heißen« oder, wie er an anderer Stelle sagt, »Unentweihtheiten« an sich zu entdecken. In diesem Band werden circa 15 Mikrogramme in der Originalgröße und -farbe wiedergegeben. Auf die Abbildung folgt jeweils die Transkription.
Aktualisiert: 2023-03-28
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Matrikel

Matrikel von Roussel,  Martin
Robert Walsers Mikrographie aus den 1920er Jahren führt an die Grenzen des Lesbaren: Bis auf ein bis drei Millimeter verkleinert Walser mit dem Bleistift auf den überlieferten 526 Zetteln seine Handschrift, als schriebe sie sich ins Papier hinein, und, umgekehrt, als kehrte sich das Papier nach Außen, um in der Schrift erst sichtbar zu werden. Zu lesen sind die Mikrogramme als Entwürfe, Skizzen im Kontext von Walsers ›Abschreibesystem‹: Walser selbst hat der Mikrographie vom Standpunkt seiner Reinschriften mit Tinte aus den Status eines ›Umweges‹ zugesprochen. Damit kommt ihnen eine kreatologische, insinuierende Funktion zu, als könnte seine Literatur, mit Tinte ins Reine abgeschrieben, ihre Worte direkt vom mikrographisch flimmernden Papier ablesen. Walsers Satz 'Schreiben scheint mir vom Zeichnen abzustammen' entfaltet hierin seine Bedeutung nicht als Genealogie, sondern als Reflexion des eigenen Handelns, als Ethologie, die Schreiben als Abschreiben begreift und die Mikrographie als Einzeichnung auf dem Papier – eine Literatur des Papiers im Zeichen der Schrift. Die Metaphorik des Blätterflüsterns – der Insinuation – suggeriert in diesem Sinn eine Bedeutung der Mikrographie, die dieser ex post – im Abschreiben – erst zukommt, im Entzug ihrer Lesbarkeit. Walsers in der literarischen Moderne singuläres Schreibexperiment verdichtet sich in den konkreten Zügen seiner Mikrographie. Die 'Matrikel' verzeichnet seine Haltung des Schreibens; sie versucht die Voraussetzungen, Implikationen und interpretatorischen Konsequenzen, die aus dieser Literatur zu ziehen sind, in Überlegungen zu einer Theorie der Schrift aufzufangen, die nicht semiotisch, sondern ethologisch fundiert ist und insbesondere etho-ästhetischen Fragestellungen zwischen Text und Bild sowie zwischen Stimme und Schrift Raum gibt. Die Überlegungen Michel Foucaults zur ›Ethopoiesis‹ sowie Jacques Derridas zum ›trait‹ (Strich / Zug / Einfall) geben hierbei die Leitbegriffe vor. Im Sinne eines Verzeichnisses der Abweichungen und Idiomatien, die Walsers Literatur ausmachen, bemüht sich die 'Matrikel' den theoretischen Ertrag durchgängig in Detaillektüren fruchtbar zu machen – dabei beides berücksichtigend: die konkreten Gegebenheiten des Materials wie die Notwendigkeit interpretatorischer Zu- und Einschnitte. Als Fluchtperspektiven bieten sich in ethologischer Hinsicht Robert Walsers 'Gesundheitslehre der Schrift' an sowie, mit Blick auf Walsers eigentümliche 'Zurück-Haltung' des Schreibens, die Metaphorik des Blätterflüsterns als Rahmungen für Walsers Mikrographie. Überlegungen zur Relevanz graphologischer Deutungen sowie ein Ausblick auf mikrographische Traditionen schließen die Arbeit ab.
Aktualisiert: 2019-03-15
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Robert Walsers ‚Felix‘-Szenen

Robert Walsers ‚Felix‘-Szenen von Aebli,  Adriano
Robert Walsers Mikrogamme in gedruckter Form zu lesen, ist im Grunde eine Zumutung. Die hier unternommenen 'Lektüren im Kontext der Mikrographie' basieren deshalb auf Faksimiles und diplomatischen Umschriften. Mittelpunkt der Betrachtung bilden die 'Felix'-Szenen. Sie sind 1925 entstanden und gehören damit zu den frühesten der erhaltenen Mikrogramme. Das mikrogrammblattbezogene Close Reading macht klar, dass Walsers Texte nicht nur sprachlich brillant, sondern eigentliche Schrift-Kunstwerke sind. Texte, Sätze und Wörter ‹reflektieren› ihre Lage auf der Seite oder stehen im ‹Dialog› mit ihrer engsten Umgebung. Was Walser auf seinen winzigen Notationsgrundlagen, den Mikrogrammen festgehalten hat, geht weit darüber hinaus, was ein linear gesetzter Text vermitteln kann. Die Leser sind deshalb eingeladen, selbst den Textverlauf auf den Faksimiles zu verfolgen. Ein Effekt dieses zwangsläufig entschleunigten Lesens ist, dass die vielfach rein obiographisch gedeuteten 'Felix'-Szenen als Elemente eines Textkosmos? erkannt werden. Die Szenen bilden Variationen auf das Thema der Adoleszenz ? dass sie an manchen Stellen fest verwoben mit den sie umgebenden Gedichten und Prosastücken sind, gehört zu den erstaunlichen Erkenntnissen des Buches. Jeder auf den 17 analysierten Mikrogrammen vorkommende Text ist in einem eigenen Kapitel besprochen. Die einzelnen Kapitel sind durch Querverweise miteinander verwoben. Die Lektüre funktioniert jedoch auch kapitelweise, je nach Interesse. Alle Mikrogrammtexte sind über topologische Skizzen am Kapiteleingang leicht auf den jeweiligen Faksimiles zu finden, und dank den Umschriften ist eine zeilen- und wortgenaue Orientierung ebenfalls gewährleistet. Faksimiles und Umschriften sind auf beigelegter CD-ROM enthalten. Beide können zur bequemen Ansicht ausgedruckt werden. So kann im Wortsinne textnah verfolgt werden, welch Zauber vom skriptural-literarischen Schaffen eines der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts ausgeht.
Aktualisiert: 2021-12-03
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