Der explizite Betrachter

Der explizite Betrachter von Kemp,  Wolfgang
»Be a participant!«, »Mach mit!« ruft die Kunst seit den sechziger Jahren ihrem Modellbetrachter zu: dem expliziten Betrachter, der im Gegensatz zum impliziten und im Werk vorgesehenen Rezipienten jetzt direkt adressiert und zur physischen Beteiligung aufgefordert wird. Diese neue Situation erfordert eine neue Theorie: Der explizite Betrachter versucht sie zu entwerfen. Die Gegenwartskunst hat ihren partizipatorischen Ansatz unterschiedlich ausgeformt: Das Buch von Wolfgang Kemp behandelt den Betrachter als Probanden im Erfahrungsraum der Installation (Bruce Nauman), als Akteur bei Werkhandlungen (Franz Erhard Walther), als Teilnehmer an interaktiven Settings und Prozessen (Relationale Kunst) und als »Prosumer«, der gewissermaßen Hals über Kopf in eine neue Kunst des Spektakels eintaucht (Olafur Eliasson). Entscheidenden Anteil an diesen Ausformungen haben die Museen und Ausstellungsinstitutionen, die Rezeption und Produktion der Kunst überformen, indem sie Zugangsbedingungen festlegen und »kulturelles Kapital« verteilen oder vorenthalten. Die früher selbstverständliche Position einer »Kunst für alle« scheint dabei derzeit von einer Kunst für Käufer abgelöst zu werden. 1967 wurde die Rezeptionsästhetik in Konstanz geprägt. In der Bildenden Kunst erwies sich seitdem - und das bei immer wieder neuen ästhetischen Herausforderungen - keine Methode als so zeitgemäß. Der Betrachter-Teilnehmer ist dabei längst nicht mehr allein mit dem Kunstwerk: Er wird von der Institution regelrecht bevormundet und seiner Herkunft, deren soziale und bildungsmäßige Bedingungen von Pierre Bourdieu untersucht worden waren, wächst eine neue Bedeutung zu. Ist Kunstrezeption also eine elitäre, exklusive Klassensache? Man darf annehmen, dass der Boom, den die Kunstausstellungen erleben, auch das Verhalten und die Art des Publikums verändert hat. »Kunstausstellungen produzieren Ausstellungskunst« konstatierte Werner Hofmann bereits 1970. Gilt nicht ebenso: »Kunstausstellungen produzieren Ausstellungspublikum«? Wie aber sind die damit einhergehenden Rezeptionsweisen zu deuten? Und wie mit ihnen die Kunst überhaupt? Der explizite Betrachter versucht sich an den Antworten.
Aktualisiert: 2023-06-07
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Der explizite Betrachter

Der explizite Betrachter von Kemp,  Wolfgang
»Be a participant!«, »Mach mit!« ruft die Kunst seit den sechziger Jahren ihrem Modellbetrachter zu: dem expliziten Betrachter, der im Gegensatz zum impliziten und im Werk vorgesehenen Rezipienten jetzt direkt adressiert und zur physischen Beteiligung aufgefordert wird. Diese neue Situation erfordert eine neue Theorie: Der explizite Betrachter versucht sie zu entwerfen. Die Gegenwartskunst hat ihren partizipatorischen Ansatz unterschiedlich ausgeformt: Das Buch von Wolfgang Kemp behandelt den Betrachter als Probanden im Erfahrungsraum der Installation (Bruce Nauman), als Akteur bei Werkhandlungen (Franz Erhard Walther), als Teilnehmer an interaktiven Settings und Prozessen (Relationale Kunst) und als »Prosumer«, der gewissermaßen Hals über Kopf in eine neue Kunst des Spektakels eintaucht (Olafur Eliasson). Entscheidenden Anteil an diesen Ausformungen haben die Museen und Ausstellungsinstitutionen, die Rezeption und Produktion der Kunst überformen, indem sie Zugangsbedingungen festlegen und »kulturelles Kapital« verteilen oder vorenthalten. Die früher selbstverständliche Position einer »Kunst für alle« scheint dabei derzeit von einer Kunst für Käufer abgelöst zu werden. 1967 wurde die Rezeptionsästhetik in Konstanz geprägt. In der Bildenden Kunst erwies sich seitdem - und das bei immer wieder neuen ästhetischen Herausforderungen - keine Methode als so zeitgemäß. Der Betrachter-Teilnehmer ist dabei längst nicht mehr allein mit dem Kunstwerk: Er wird von der Institution regelrecht bevormundet und seiner Herkunft, deren soziale und bildungsmäßige Bedingungen von Pierre Bourdieu untersucht worden waren, wächst eine neue Bedeutung zu. Ist Kunstrezeption also eine elitäre, exklusive Klassensache? Man darf annehmen, dass der Boom, den die Kunstausstellungen erleben, auch das Verhalten und die Art des Publikums verändert hat. »Kunstausstellungen produzieren Ausstellungskunst« konstatierte Werner Hofmann bereits 1970. Gilt nicht ebenso: »Kunstausstellungen produzieren Ausstellungspublikum«? Wie aber sind die damit einhergehenden Rezeptionsweisen zu deuten? Und wie mit ihnen die Kunst überhaupt? Der explizite Betrachter versucht sich an den Antworten.
Aktualisiert: 2023-06-07
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Deutschland ist eins: vieles

Deutschland ist eins: vieles von Brückweh,  Kerstin, Buhr,  Daniel, Enders,  Judith C., Hidalgo,  Oliver, Kollmorgen,  Raj, Kowalczuk,  Ilko-Sascha, Lühmann,  Michael, Mannewitz,  Tom, Platzeck,  Matthias, Ranft,  Florian, Schroeder,  Wolfgang, Thieme,  Tom, Wanderwitz,  Marco, Yendell,  Alexander
Friedliche Revolution und deutsche Einheit jährten sich 2019 und 2020 zum dreißigsten Mal. Was ist seit 1990 im Osten Deutschlands im Rahmen des Transformations- und Vereinigungsprozesses passiert? Wie wirken die Umbrüche bis in die Gegenwart? Wie einig ist die deutsche Gesellschaft heute und welche Zukunftsperspektiven zeichnen sich ab? Die in diesem Band versammelten Studien bündeln die Ergebnisse der Transformationsforschung der vergangenen Dekaden. Sie analysieren die Ursachen, Phasen und Wirkungen des postkommunistischen Systemwechsels, beleuchten dessen politische, ökonomische, soziale und psychologische Dimensionen und binden sie in eine langfristige Alltags- und Gesellschaftsgeschichte ein. • fundierter Überblick zum aktuellen Stand der Transformationsforschung • Vorschläge für die zukünftige Gestaltung des Vereinigungsprozesses in Deutschland • Vorwort von Matthias Platzeck und Marco Wanderwitz https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0
Aktualisiert: 2023-05-28
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Körperliches und sinnhaftes Bezeugen

Körperliches und sinnhaftes Bezeugen von Freyburger,  Philipp
Wie können Erfahrungen aus NS-Lagern vermittelt und analysiert werden? Für Primo Levi, der in Auschwitz inhaftiert war, müsse ›eine neue Sprache‹ erfunden werden – zu unbeschreibbar und unvorstellbar sei das Erlebte. Gilt dieser Pessimismus auch für videographierte Oral-History-Interviews? Die vorliegende linguistische Arbeit versteht diese Interviews als sozial-interaktive Gattung, bei der die Zeitzeug:innen das Erlebte für das Gegenüber ›sinnhaft‹ rekonstruieren und körperlich repräsentieren. Mit diesem multimodalen Verständnis von Sprache greift die Studie das Forschungsdesiderat auf, den Körper bei der linguistischen Arbeit mitzudenken. PHILIPP FREYBURGER (Jg. 1990) war bis 2022 am Romanischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und forschte u.a. zu mündlichen Erinnerungserzählungen. Inzwischen arbeitet Freyburger an einer Beruflichen Schule als Lehrer für Französisch und Geschichte mit Gemeinschaftskunde.
Aktualisiert: 2023-05-09
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Körperliches und sinnhaftes Bezeugen

Körperliches und sinnhaftes Bezeugen von Freyburger,  Philipp
Wie können NS-Lagererfahrungen vermittelt und analysiert werden? Für Primo Levi, der in Auschwitz inhaftiert war, müsse ›eine neue Sprache‹ erfunden werden – zu unbeschreibbar und unvorstellbar sei das Erlebte. Gilt dieser Pessimismus auch für videographierte Oral-History-Interviews? Die vorliegende linguistische Arbeit versteht diese Interviews als sozial-interaktive Gattung, bei der die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen das Erlebte für das Gegenüber ›sinnhaft‹ rekonstruieren und körperlich repräsentieren. Mit dieser multimodalen Grammatik der Zeugenschaft positioniert sich die Studie gegenüber der immer stärker aufgeworfenen Frage, ob und inwiefern der Körper bzw. der Leib in sprachwissenschaftlichen Arbeitsgebieten mitgedacht werden sollte.
Aktualisiert: 2023-05-05
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Körperliches und sinnhaftes Bezeugen

Körperliches und sinnhaftes Bezeugen von Freyburger,  Philipp
Wie können NS-Lagererfahrungen vermittelt und analysiert werden? Für Primo Levi, der in Auschwitz inhaftiert war, müsse ›eine neue Sprache‹ erfunden werden – zu unbeschreibbar und unvorstellbar sei das Erlebte. Gilt dieser Pessimismus auch für videographierte Oral-History-Interviews? Die vorliegende linguistische Arbeit versteht diese Interviews als sozial-interaktive Gattung, bei der die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen das Erlebte für das Gegenüber ›sinnhaft‹ rekonstruieren und körperlich repräsentieren. Mit dieser multimodalen Grammatik der Zeugenschaft positioniert sich die Studie gegenüber der immer stärker aufgeworfenen Frage, ob und inwiefern der Körper bzw. der Leib in sprachwissenschaftlichen Arbeitsgebieten mitgedacht werden sollte.
Aktualisiert: 2023-05-01
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Bildungsbiografien südwestdeutscher Reichsgrafensöhne um 1600

Bildungsbiografien südwestdeutscher Reichsgrafensöhne um 1600 von Binkert,  Tobias
Die Zeit um 1600 markiert eine Zäsur in der Ausbildung junger Adliger, da neben der etablierten humanistischen Ausbildung zunehmend moderne Fremdsprachen und die institutionalisierte Ausbildung standesspezifischer Inhalte wie Fechten, Tanzen und Reiten an Bedeutung gewannen. Im vorliegenden Band werden die Ausbildungsgänge der Söhne dreier südwestdeutscher Freiherren- und Grafenfamilien in der Zeit des Späthumanismus untersucht. Dabei werden standesspezifische Bildungsstrategien herausgearbeitet und familiäre sowie konfessionelle Unterschiede aufgezeigt. Die Familien der Reichsgrafen orientierten sich – soweit es ihr Budget zuließ – einerseits am Fürstenstand, andererseits waren sie bestrebt, eigene Akzente zu setzen, sei es aus standespolitischen Erwägungen oder, weil sie eigenen Traditionen verpflichtet waren. Die systematische Auswertung breiter Quellenbestände förderte dabei auch eine Fülle an Informationen zu weiteren Wissensgebieten wie etwa der Reise-, Medizin-, Musikgeschichte oder der Alltagskultur zutage.
Aktualisiert: 2022-12-08
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Deutschland ist eins: vieles

Deutschland ist eins: vieles von Brückweh,  Kerstin, Buhr,  Daniel, Enders,  Judith C., Hidalgo,  Oliver, Kollmorgen,  Raj, Kowalczuk,  Ilko-Sascha, Lühmann,  Michael, Mannewitz,  Tom, Platzeck,  Matthias, Ranft,  Florian, Schroeder,  Wolfgang, Thieme,  Tom, Wanderwitz,  Marco, Yendell,  Alexander
Friedliche Revolution und deutsche Einheit jährten sich 2019 und 2020 zum dreißigsten Mal. Was ist seit 1990 im Osten Deutschlands im Rahmen des Transformations- und Vereinigungsprozesses passiert? Wie wirken die Umbrüche bis in die Gegenwart? Wie einig ist die deutsche Gesellschaft heute und welche Zukunftsperspektiven zeichnen sich ab? Die in diesem Band versammelten Studien bündeln die Ergebnisse der Transformationsforschung der vergangenen Dekaden. Sie analysieren die Ursachen, Phasen und Wirkungen des postkommunistischen Systemwechsels, beleuchten dessen politische, ökonomische, soziale und psychologische Dimensionen und binden sie in eine langfristige Alltags- und Gesellschaftsgeschichte ein. • fundierter Überblick zum aktuellen Stand der Transformationsforschung • Vorschläge für die zukünftige Gestaltung des Vereinigungsprozesses in Deutschland • Vorwort von Matthias Platzeck und Marco Wanderwitz https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0
Aktualisiert: 2023-03-20
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