Neues aus deutschen Privatsammlungen

About Painting: Positionen der Sammlung Wemhöner

Das Sammeln zeitgenössischer Kunst ist eine Herausforderung. Das ist nichts für Menschen, die eine Garantie für eine stabile Wertentwicklung oder auch (angesichts der oftmals im Kunstkontext neuen und unbeständigen Materialien) einen jahrhundertelangen Erhalt des Werkes erwarten. Der Kunstsammler Heiner Wemhöner umgibt sich deshalb mit Kunst, die seine Lebensqualität verbessert, Stärke und Inspiration verleiht (BMW Art Guide by Independent Collectors, 2015). Vielleicht ist es genau diese Lebenseinstellung, die dazu führt, dass man Dinge, die einem täglich Freude bereiten, mit anderen teilen möchte. Vielleicht ist es auch das Bewusstsein für eine gesellschaftliche Verantwortung, die dazu führt, dass private Sammler auf ihre Kosten ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren und damit einen wertvollen Beitrag in Zeiten des privatisierten Geldes leisten. Eine genauere Analyse der Handlungsmotive hat Kunsthistorikerin und Kulturmanagerin Gerda Ridler vorgelegt („Privat gesammelt – öffentlich präsentiert: Über den Erfolg eines neuen musealen Trends bei Kunstsammlungen“, Transcript, 2012)

Bücher wie „Privatzugang: Private Kunstsammlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz“ (DISTANZ Verlag, 2011), „Corporate Collections“ (DAAB, 2012) oder die „KUNST Magazin Sammlergespräche“ (Offizin Verlag, 2013) vereinen eine Auswahl dieser Privatsammlungen. Vor allem ist es der jährlich in neuer Auflage erscheinende „BMW Art Guide by Independent Collectors“ (Hatje Cantz Verlag, Mai 2015), der eine weltweite Auswahl öffentlich zugänglicher Privatsammlungen präsentiert. In der aktuellen Ausgabe sind es 236, darunter in Deutschland die Sammlung Fiede (Aschaffenburg), Sammlung Haubrok (Berlin), Kienzle Art Foundation (Berlin), Stoschek Collection (Düsseldorf), Walther Collection (Ulm) oder die Alexander Tutsek-Stiftung (München).

Einige dieser, sich auf zeitgenössische Kunst fokussierenden Privatsammlungen, haben kürzlich Kataloge über Teilbereiche ihrer Sammlung herausgegeben. Die Berliner Boros Collection präsentiert eine umfassende Monografie der amerikanischen Malerin „Elizabeth Peyton“ (DISTANZ Verlag, 25.3.2016) und die SØR Rusche Sammlung stellt in einer Ausstellung mitsamt Katalog die Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Umgang mit religiösen Fragestellungen in der Kunst heraus. Dabei treffen Werke des holländischen Barock aus dem 17. Jahrhundert auf die von international erfolgreichen Zeitgenossen („Vom Allmächtigen zum Leibhaftigen: Religiöse Motive in der SØR Rusche Sammlung Oelde/Berlin“, Wienand, 1.1.2016).

Die Sammlung Wemhöner hat zusammen mit ihrem ambitionierten und bedacht agierendem Kurator und Herausgeber Philipp Bollmann bereits drei umfangreiche Publikationen über die Fotografien, die skulpturalen sowie die im asiatischen Kontext entstandenen Arbeiten der Sammlung vorgelegt: „Aufgestellt: Skulpturen aus der Sammlung Wemhöner“ (2013), „Im Blick: Fotografie aus der Sammlung Wemhöner“ (2012), „Focus Asia: Einblicke in die Sammlung Wemhöner“ (2011). Nun erscheint mit „About Painting: Positionen der Sammlung Wemhöner“ (Kerber Verlag, 27.4.2016) der vierte Band über die Malerei der Sammlung mit Arbeiten von Valérie Favre, Imi Knoebel, Liu Wei, Peter Stauss, Marianna Uutinen, Jorinde Voigt, Brigitte Waldach und vielen anderen.

Parallel zur Ausstellung der Sammlung Goetz in München erscheint die Publikation „Michael Buthe und Ingvild Goetz: Eine Freundschaft“ ( Hatje Cantz Verlag, angekündigt für 1. Juli 2016). Ingvild Goetz lernte Buthe in den 1970er-Jahren in Köln kennen, freundete sich mit ihm an und begleitete sein Schaffen bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1994. Die persönliche Publikation zeichnet nicht nur die Entwicklung des Künstlers nach sondern gibt Einblick in zahlreiche Fotografien aus privaten Alben.

Zum Buch: About Painting – Positionen der Sammlung Wemhöner

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