Loops und interaktive Kunst – Neues aus der (New) Media Art

Tina Sauerländer bespricht Schleifen

Film und Video, Websites, Software, Spielekonsolen oder Apps sind die neuen Medien des 20. und 21. Jahrhunderts. Künstler nutzen sie und ihre medienspezifischen Charakteristika für ihre Arbeiten. Eine Reihe kürzlich erschienener Publikationen erforscht die Geschichte verschiedener Aspekte der neuen medialen Kunst wie Algorithmen, Loops, oder Interaktivität.

In Schleifen: Zur Geschichte und Ästhetik des Loops (Kadmos, 26.4.2016) beleuchtet der Medienwissenschaftler Tilman Baumgärtel die Historie des Loops. Als Loop oder Schleife bezeichnet man die (unendliche) Wiederholung einer Ton- oder Filmsequenz oder die mehrfache Ausführung eines Kommandos beim Programmieren. Ein Loop unterscheidet sich von einem Algorithmus. Bei letzterem handelt es sich um ein Programm, das mit vorgegebenen Parametern automatisch immer wieder neue Ergebnisse generiert (die sich auch wiederholen können). Der erste Algorithmus für einen Computer wurde bereits 1843 von der Programmiererin Ada Lovelace erdacht (siehe dazu: Sybille Krämer, „Ada Lovelace. Die Pionierin der Computertechnik und ihre Nachfolgerinnen“, Wilhelm Fink Verlag, 19.8.2015). Aber wieder zurück zu den Loops: Namhafte Künstler und Musiker wie Nam June Paik und Elvis Presley, Karlheinz Stockhausen und die Beatles, Peter Roehr und Andy Warhol, Terry Riley und Ken Kesey verwendeten sie und erzielten dabei sehr verschiedene ästhetische Resultate. Loops zählen zu den wichtigsten Gestaltungsmitteln der postmodernen Ästhetik. Tilman Baumgärtel schildert nun ihre Entwicklung von einer technischen Fehlfunktion zur Grundlage von ganzen Subkulturen. Auch Franziska Stöhr beschäftigt sich in ihrer Studie „endlos: Zur Geschichte des Film- und Videoloops im Zusammenspiel von Technik, Kunst und Ausstellung (transcript, 12.4.2016) mit Loops. Sie analysiert entscheidende Ausstellungen wie „Information“ (MoMA, New York 1970), „Prospect 71: Projection“ (Kunsthalle Düsseldorf, 1971) und „documenta 5-10“ (Kassel, 1972-1997) mit Werkbeispielen u.a. von Bruce Nauman, Dennis Oppenheim, Paul Sharits oder Bill Viola.

 

Den Entwicklungsprozess der interaktiven Kunst beleuchtet Monika Rienössl in ihrer theoretischen Schrift „Interaktive und immersive Medienkunst: Die interdependente Beziehung zwischen Beobachter und Werk in der interaktiven und immersiven Medienkunst (Av Akademikerverlag, 5.5.2015). Als Immersion bezeichnet man das Eintauchen oder Eingebettetsein der eigenen Person in die virtuelle Welt, die sich auflösenden Grenzen zwischen Realem und Virtuellem sowie die damit einhergehenden Wechselwirkungen. Die digitale Technologie ermöglicht eine direktere, wechselseitigere Kommunikation zwischen Betrachter und Kunstwerk, so dass der Betrachter aktiv auf das Werk einwirkt und so zum User desselben wird. In der kürzlich erschienenen Publikation „My Boyfriend Came Back from the War: Online since 1996“ (Christoph Merian, 1.3.2016) des HeK – Haus der elektronischen Künste Basel wird die gleichnamige interaktive Net.Art-Pionierarbeit der russischen Künstlerin Olia Lialina und deren zahlreiche Appropriationen und Remixes anderer Künstler wie Masha Boriskina, Jodi, Dragan Espenschied, Guthrie Lonergan oder Anna Russett vorgestellt.

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