ZWÖLFTE VERTIKALE POESIE – DUODÉCIMA POESÍA VERTICAL von Burghardt,  Juana, Burghardt,  Juana & Tobias, Juarroz,  Roberto

ZWÖLFTE VERTIKALE POESIE – DUODÉCIMA POESÍA VERTICAL

Freund Juarroz:

Verzeihen Sie, dass ich so lange brauchte, um Ihnen zu antworten, aber erst kürzlich kehrte ich nach Paris zurück, nachdem ich einige Monaten in Wien arbeitete. Seit geraumer Zeit wollte ich Ihnen sagen, dass mir die Zeitschrift sehr gefällt, weil ich aus der Ferne die neuen und jungen Stimmen Argentiniens vernehmen kann. Aber ich schreibe Ihnen jetzt aus einem anderen, dringenderen Grund: ich habe gerade die ZWEITE VERTIKALE POESIE gelesen und bin noch ganz fasziniert davon, ohne jenen Schritt nach hinten zu machen, den wir unumgänglich tun, nachdem uns ein Poet ein wenig auf dem Weg zur großen Wahrheit seiner Welt, der Welt, vorwärtskommen ließ. Ihre Gedichte gehören für mich zum Höchsten und Tiefsten (das eine wegen des anderen, natürlich), das in diesen Jahren in der spanischen Sprache geschrieben wurde. Ich hatte stets den Eindruck, dass Sie es schaffen, das, was Sie suchen, zu Gesicht kommen zu lassen in einer Sichtweise, die völlig frei ist von Unreinheiten (wörtlichen, dialektischen, historischen) und die in der Morgenröte unserer Welt die vorsokratischen Poeten hatten, jene, die die Professoren als Philosophen bezeichnen: Parmenides, Tales, Anaxagoras, Heraklit.

Ihnen (und ihnen) genügt es, sich umzuschauen, damit je­de prosaische Sicht in Stücke zerfällt angesichts dieser gesamten Aneignung des Daseins durch die Poesie. Ich ha­be die Gedichte laut gelesen, was mir mehr liegt (andere entziehen sich mir oder verlangen nach einer Interpretation, was vielleicht ein Selbsttrost ist, weil sie nicht gleich intuiert werden können). Und jedesmal hat sich diese überraschende Empfindung der Verwunderung, Verzückung und Anverwandlung eingestellt. Ich habe immer eine Poesie geliebt, die aus der Umkehrung der Zeichen entsteht; der Gebrauch der Abwesenheit bei Stéphane Mallarmé, einige „Anti-Essenzen“ bei Macedonio Fernández, die Pausen in der Musik von Anton Webern. Sie aber steigern jene Umkehrungen bis zum Unglaublichen, was in anderen Händen lediglich als Wortspiel endet. Und dann sind jener sehende Blick und der Blick, der nicht sieht, einmal in einem gleichen Faden zusammengedreht, etwas wunderbar Fruchtbares, eine Erfindung des Seins. Seit langer Zeit habe ich keine Gedichte mehr gelesen, die mich derart berührten und begeisterten wie Ihre, und das sage ich Ihnen in dieser Eile und ohne erneutes Nachlesen, denn am Ende wird man ganz dumm und so viele wohlklingende Worte beängstigen. Aber ich fühle, dass Sie mir glauben werden und dass wir nunmehr Freunde sind, und eine Umarmung.

Julio Cortázar

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