Warum sich selbst verbessern?
Hilal Sezgin
Schon immer und in allen Kulturen und Religionen haben Menschen versucht, sich zu verbessern – es wäre ja auch dumm, nicht aus Fehlern lernen zu wollen. Heute heißt das Ganze „Selbstoptimierung“, wir „arbeiten“ an uns, lassen unsere Fitness „tracken“ und „trainieren“ Achtsamkeit – das Projekt der Selbstverbesserung ist allgegenwärtig und gleichzeitig unter Verdacht geraten. Denn was wir für Selbstverwirklichung halten, ist ja zugleich Ausdruck eines Systems, in dem sich alles um Gewinnmaximierung und Effizienzsteigerung dreht.
Dennoch wäre es verfrüht, sich ganz von der Idee zu verabschieden, wir könnten und sollten uns verbessern. Schließlich macht spätestens die Klimakrise klar: Wir müssen jede Menge an uns und der Gesellschaft verändern, sprich: verbessern, damit das Leben auf dieser Erde überhaupt eine Zukunft haben kann. Es gilt also, menschen- und generell lebensfreundliche Wege der Selbstverbesserung zu beschreiten, statt gegen unsere „Unvollkommenheit“ nur „anzukämpfen“ und uns im Dienst von Turbokapitalismus und Naturbeherrschung selbst zu versklaven.
