Wachsam bis zuletzt von Kuric,  Isabella, Schumann,  Franz

Wachsam bis zuletzt

Der Mensch in seinem Widerspruch: oft tut er das,
was er unbedingt vermeiden will.

Fußballprofis neigen unter extremem Stress oft dazu, das zu tun, was sie partout nicht wollen. Bastian Schweinsteiger läutete mit einem Handelfmeter die Niederlage ein im Länderspiel gegen Frankreich. Irritierend war auch zuvor Boatengs Handspiel, und Oliver Kahn ließ im WM-Finale 2002 bei einem Schuss auf sein Tor den Ball so vor die Füße des Brasilianers Ronaldo rollen, dass dieser die Führung erzielte.

Hirnphysiologie und Psychologie lehren: Gerade wenn sich jemand etwas zu tun vornimmt, oder wenn er unbedingt etwas vermeiden will, werden hemmende Impulse und Nervenschleifen im Gehirn aktiviert, die das unerwünschte Verhalten wahrscheinlicher machen.

Ein ähnlich paradoxes Phänomen kann man im unbewussten Drang sehen, den manche auf einer Brücke spüren, in die Tiefe zu springen, obwohl sie an sich unter gar keinen Umständen hinabspringen wollen.(So Peter Henningen von der TU München)

Der unbedingte Wunsch nach Vermeidung liefert also das Risiko mit, genau das ungewollte Verhalten anzubahnen, das man unbedingt vermeiden will.
Kommt ein Überraschungselement hinzu (Schweinsteiger berichtet z. B., dass beim Spiel der Europameisterschaft 2016 der Eckball eine unerwartete Flugbahn nahm), so verliert man in einer solchen Stresssituation noch leichter die Kontrolle als in Normalfällen: Eigentlich weiß man, wie man sich zu verhalten hat. Aber unter extremer Anspannung kommt es zu dem, was man unbedingt vermeiden will: man begeht z. B. ein böses Foul oder einen Handelfmeter beim Fußball.

Dies gilt auch in anderen Lebensbereichen. Bei vielen, wenn nicht sogar bei allen Menschen scheint unübersehbar ein deutlicher Riss, ein Widerspruch zu bestehen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, der im Alltag nur mühsam verdeckt und verdrängt wird. Originalton Paulus im Römerbrief: „Ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich.“ (Rö 7,15).

Es ist der Mensch in seinem Widerspruch, die `condition humain´ scheint auch in der großen Geschichte aus oft tragischen Fehlleistungen zu bestehen. Nach dem Urteil der Historiker wollte eigentlich keine Macht den 1. Weltkrieg. Und doch unterlagen alle bestimmten Handlungszwängen, so dass alle in die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts taumelten.

Ähnliche Zwänge herrschten vor dem 2. Weltkrieg. Im Gegensatz zu Chamberlain war Winston Churchill sich sicher: An der kriegerischen Beseitigung Hitlers führt kein Weg vorbei.
Denken wir auch an die Geschichte der Kirche. Sie soll und will eine Schule der Liebe zu Gott und Mensch sein. Und doch wurde in ihr auch fataler Hass gelebt: Die Inquisitoren fühlten sich unter Zwang, Abweichler von der reinen Lehre zu verfolgen, zu foltern und zu vernichten. Die Geschichte der Hexenverbrennung zeigt, wie selbst Bischöfe in wahnhafte Zustände gerieten und der Verbrennung unschuldiger Frauen als Hexen zustimmten.

Da bricht etwas in die Kirche ein, was stärker ist als das Bewusstsein der Handelnden selbst: sie halten ihr Falsches für richtig.

Auch die Kirche zeigt in ihrer Geschichte Wirkungen, die sie unbedingt vermeiden sollte. So wollte das II. Vatikanische Konzil die lange Phase der Repression, den Antimodernisierungsstreit beenden. Heraus kam aber keine befreite und versöhnte, sondern eine von heftigen Kämpfen erschütterte Kirche, welche große Risse nur mühsam überdeckt.

Die Konklusion aus Kreuz und Auferstehung Jesu im konkreten Leben der Christen: Willst du gewinnen, lerne verlieren! Nimm dein durchkreuztes Dasein an und du wirst verwandelt zu einem Menschen, der in der Nieder-Lage auf(er)steht. Die Geschichte der christlichen Religion wollte und sollte eine Frohbotschaft sein, indem man lernt, anders mit den Urübeln der Menschheit umzugehen, auch unbequeme Fragen zu stellen: Lässt Gott das Leiden zu – oder ist auch der Grenzenlose in Christus gekreuzigt und mit Ihm auferstanden?
Aber er muss lernen, willst du gewinnen, lerne verlieren. Ein Suchweg, der die Kunst zu leben lernt: willst du es gewinnen, lerne verlieren, vom sinnlosesten Leiden zum Sinn.

Auf der anderen Seite macht der Glaube an Gott das Leiden zum bewussten Schmerz, so dass man sich nicht länger mit ihm abfinden kann. Lässt Gott das Leiden der Menschen zu? Oder anders herum gefragt: Ist nicht auch der Grenzenlose im gekreuzigten Christus ein Leidender? Ein Weg: Gott vom Punkt Alpha zum Punkt Omega: weiter gekreuzigt und mit Ihm auferstanden?

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