Untersuchungen zur Anwendbarkeit einer mobilen Software zur Erfassung kindlicher Schädeldeformitäten
Clara Johanna Seifert
Die Anzahl der lagebedingten kindlichen Schädeldeformitäten stieg seit dem Jahr 1992 enorm an, nachdem die Änderung der Lagerung von Säuglingen zur schwerpunktmäßigen Rückenlage dem plötzlichen Kindstod entgegenwirken sollte.
International finden verschiedene Verfahren zur Vermessung solcher Schädeldeformitäten (Zirkelmessung, 3D-Photogrammetrie, Plagiocephalometrie, Ultraschallmessung, Laserscanner, usw.) Anwendung. Es werden dadurch weltweit unterschiedliche Messindizes und Normwerte zur Diagnostik verwendet. Zusätzlich werden Apps in der Medizin benutzt, die nicht universitär geprüft sind. Wir haben eine Software entwickelt, die zukünftig als internationales Vermessungsverfahren und Datensammeltool benutzt werden könnte. Die Entwicklung der Craniometer-App, die Anwendung auf Mobilgeräten findet, hat zum Ziel, dass Eltern, Spezialisten, Ärzte, Hebammen und Physiotherapeuten selbst die Möglichkeit haben, mit einem einfachen digitalen Tool kindliche Schädeldeformitäten zu erfassen, zu klassifizieren und zu diagnostizieren.
Die Zirkelmessung und die 3D-Photogrammetrie werden in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Justus-Liebig-Universität in Gießen als die Standardmessverfahren für Schädeldeformitäten bei Säuglingen angewendet. Auf Basis einer Patientengruppe von 54 Säuglingen im Alter von 4 bis 8 Monaten wurde die Craniometer-App erstmals auf ihre Anwendbarkeit im Vergleich zur Zirkelmessung und 3D-Photogrammetrie universitär geprüft. Zusätzlich sollte der neu generierte Parameter Diag_Ratio die Relation der Schädeldiagonalen in einfacher Form darstellen und den Schweregrad einer Schädeldeformität einschätzen. Trotz einiger festgestellten Messabweichungen beim Vergleich der Indizes der verschiedenen Messmethoden, dessen Ursache auf unterschiedliche Schädelebenen und Messpunkte zurückzuführen sind, lässt unser Ergebnis die Aussage zu, dass die Craniometer-App als weltweites Verfahren zur Vermessung von Schädeldeformitäten zukünftig Anwendung finden kann. Zur internationalen Etablierung stehen jedoch noch weitere Untersuchungen, Verbesserungen und Präzisierungen aus.
