Synagogen – Badehaus – Hofreite
Jüdische Bauten in Wiesbaden
Karlheinz Schneider
An drei Beispielen befasst sich Band II der Schriftenreihe
mit jüdischer Baugeschichte. Alle drei Baugeschichten sind
zugleich Lebens- und Kommunalgeschichte, die vermitteln,
wie menschliches Handeln sich räumlich organisiert. Sie erzählen
über die Intentionen und Erwartungen der Bauherren.
Sie beleuchten die Bedingungen und Auflagen von Gemeindeordnungen,
nach denen Bauvorhaben geändert und auch
verworfen, bewilligt und dann ausgeführt werden. Jeder
Beitrag gibt Zeugnis vom jüdischen Leben in Wiesbaden.
Mit der 1869 errichteten, prachtvollen Synagoge am
Michelsberg ging die Zeit kleiner, oft baufälliger und dem
Stadtbild entzogener, gelegentlich in Hinterhöfen verborgener
Synagogen zu Ende. An deren Baugeschichte vermittelt Rolf
Faber detaillierte Einblicke in das jüdische Gemeindeleben
der voremanzipatorischen Zeit.
In der Baugeschichte des Gebäudekomplexes Spiegelgasse
Nr. 9 und 11 entfaltet Wolfgang Fritzsche unter kulturgeographischen
Gesichtspunkten ein facettenreiches Bild von dem
Verhältnis zwischen Raum und Mensch. Dabei wird beleuchtet,
wie manifeste und latente Interessen mit- und gegeneinander
ringen. Mit dieser Baugeschichte wird nicht zuletzt ein
historisch kurzer Ausschnitt des jüdischen Badewesens erhellt,
das in Wiesbaden auf eine dreihundertjährige Geschichte
(1635-1935) zurückblicken kann.
Die Baugeschichte einer Hofreite in Wiesbaden-Delkenheim
spürt dem Leben sowie dem Handel und Wandel einer
landjüdischen Familie nach. Aufgrund eines Genisa-Fundes
(2005) zeichnet Fritzsche mit dieser Baugeschichte auch die
Sozial- und Kulturgeschichte des Delkenheimer Landjudentums nach.