Studien zur tropischen Reliefbildung
Julius Büdel, Detlev Busche, Rüdiger Mäckel
J. Büdel hat in diesem Beitrag die Thematik weiterverfolgt, die er mit seiner ersten Arbeit über Südindien (1965) aufgegriffen und in seiner Klima-Geomorphologie (1977) zusammengefaßt hat. Offengebliebene Fragen und Widersprüchlichkeiten in der seit 1965 erschienenen Literatur zur Geomorphologie der wechselfeuchten und feuchten Tropen hatten ihn veranlaßt, sein altes Arbeitsgebiet noch einmal zu bereisen und sich auch mit den im Westen und Süden angrenzenden Gebieten vertraut zu machen. R.Mäckel untersucht die Oberflächenformung in den Trockengebieten Nordkenias. Die 14 C-Altersbestimmung organischer Funde ermöglichten die stratigraphische Einordnung und landschaftsökologische Auswertung von 10 Sedimentfolgen für die Reliefentwicklung. Auf der Grundlage bisheriger Arbeiten wurden für das Holozän folgende Feuchtphasen bestätigt: Die erste („große“) Feuchtphase von 10000 (10500) bis 7500 (7000) J.v.h., die zweite Feuchtphase („neolithische Feuchtphase“) von 6700 (6500) bis 5000 (4400) J.v.h, die dritte (kleine) Feuchtphase von 3500 bis 2500 J.v.h. und schließlich die vierte (kleine) Feuchtphase von 2000 bis 1000 Jahren vor heute. In der Feuchtphase wurde flußaufwärts, also in den Gebirgs- und Bergländern akkumuliert, flußabwärts, also in der Vorlandebene, infolge der Zunahme der Wassermenge und Abnahme der Last (vor allem nach Entwicklung einer bodenschützenden Vegetationsdecke) erodiert. In den Talebenen und Fußfluren herrschten stabile Bedingungen mit Bodenbildung und Tiefenverwitterung. Zu Beginn der Trockenphase war durch die Auflockerung der Vegetation die Feinmaterialdecke wenig geschützt, und es kam zur Erosion und Gerinneeinschneidung im Bergland und zur Akkumulation in den Talebenen und im Gebirgsvorland infolge der Abnahme der Wassermenge bei hoher Last. Im Untersuchungsgebiet ist der Einfluß des Menschen auf die Entwicklung der Fußfluren und Talebenen seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. belegt. Bereits die datierbaren Sedimentabfolgen des Jungpleistozäns und Holozäns zeigen die starke Umgestaltung der pliozänen Rumpffläche durch Ausräumung und Akkumulation. Übertragen wir die Arbeitsleistung auf das gesamte Quartär, so läßt sich ermessen, in welchem Ausmaße die Reliefentwicklung durch Klimaphasen beeinflußt wurde.