Strömung und Form von Lichtenstern,  Christa

Strömung und Form

Gedichte

Vom Kopf ins Herz ich springeEkphrasis – die Kunst der Beschreibung von Kunst in literarischen Texten, in lyrischen Sprachbildern. Sie verwandelt den Leser in einen Betrachter – und weist den Autor als solchen aus. Wer wie Christa Lichtenstern Jahrzehnte als Kunsthistoriker methodisch geforscht hat und dabei lebenden Künstlern begegnete, spürt immer wieder mindestens zweierlei: Erstens den berechtigten Wunsch von Künstlern, ihre Werke nicht einem erkalteten Standard-Instrumentarium auszuliefern, einer Wissenschaft, die zuweilen mit akademischer Anmaßung zergliedert, rubriziert, sich in Meta-Diskursen verfängt – Arthur C. Danto sprach von der philosophischen Entmündigung der Kunst, an der die Kunstwissenschaft ihren Anteil hatte. Zweitens bemerkt der Kunsthistoriker gelegentlich die Beengungen und Verarmungen der eigenen Profession, die aus dem Gebot erwachsen, sich distanziert bis zur Nüchternheit kodifizierter Sprachspiele zu bedienen. Die dialektischen Spannungen sind unübersehbar: Kunsthistoriker sollen sich auch auf Ungereimtheiten – von denen die Kunst voll ist – einen systematischen Reim machen, rational-distanziert beobachten, wo Künstler Staunen, Begeisterung, Überrascht- und Berührtsein auslösen, die unkalkulierbare und vitale Begegnung zweier Subjekte, des Urhebers und des Betrachters, im Schnittpunkt des Werks inszenieren wollen. Sie sollen selbst da erklären, wo Künstler pointiert ihre prinzipielle Skepsis den Strategien des Erklärens gegenüber exponieren.Wenn Kunst auch dazu auffordert, neue individuelle Erfahrungsräume zu eröffnen und Perspektiven zu verändern, dann kann sich dies in der Suche nach einer eigenen Sprache für die Erfahrung des Werks artikulieren. Christa Lichtensterns Gedichte verdichten wahrgenommene Konstellationen, untergründige Bewegungen, die zur Form führen. Sie revozieren häufig Sprachen, deren Gestus man zuweilen mit Entstehungszeit, -ort oder -umständen der Kunstwerke assoziieren kann, etwa wenn ihre lyrischen Texte auf Kunstwerke antiken Ursprungs rekurrieren. Sie bedienen sich eines hohen Tons, nutzen Elemente der Hymne, der Ode, des Gesangs, der Anrufung („bleibe bei uns“, „Schenke mir Zügel“, „aufwärts zu dir“, „dein Atem hellt das Gestein“). Diese Gedichte wenden sich an den Mythos, in den mit „Mnemosyne“ überschriebenen Texten an ein imaginäres, offensichtlich transzendentes Du – nicht zuletzt das der Göttin der Erinnerung selbst. Der Himmel ist hier noch von Titanen bewohnt. Es ist die Welt, in der Daphne vor Apoll flieht, die Argonauten die Meere befahren, die Personifikation der Nacht Nyx heißt und Wahrheit (Aletheia) noch eine Tochter des Zeus ist.Das lyrische Ich, das abstrakt und in Geometrien zu denken gewohnt ist, erkundet dabei sowohl die transzendentale Vertikale als auch zirkuläre und horizontale Lebens- und Wachstumsprozesse – eben Strömung und Form, Bildeprinzipien und Gestalt, das Bleibende und das Vergängliche.„Vom Kopf ins Herz ich springe, öffne die Tore sprachenweit“, heißt eine der schönsten und paradigmatischen Zeilen in einem von Christa Lichtensterns Gedichten, die in vielen Fällen von Kunstwerken inspiriert sind. In dieser Zeile scheint aufgehoben, dass die Schreibende sich ebenso jäh und ungeschützt wie glücklich in das Abenteuer der lyrischen Expression und Improvisation stürzt, um (emotional bewegt) mit Sprache parallel zur Natur und zur Kunst (und im Dialog mit ihr) zu arbeiten – jenseits der Fachsprache, die sie so sachlich souverän und fruchtbar, präzise und sympathisch klar in ihrer kunsthistorischen Forschung einzusetzen versteht. Christa Lichtenstern erhellt in ihren wissenschaftlichen Arbeiten hoch gebildet und brillant die Bezüge zwischen den bildnerischen Phänomenen oder Strukturen und ihren geistesgeschichtlichen Implikationen und Fundierungen. Sie ist eine Forscherin, die an den harten Fakten entlang arbeitet, nah am Werk. Wer in dieser Weise Wahrnehmung, Wissen und Begriff zusammenschließt, anschauliche Ideengeschichte betreibt, der stützt seine heuristische Methode und die argumentativen Architekturen auf zwei Säulen, verankert sie doppelt profund in der Kunst einerseits und im Wort andererseits.(Auszug aus dem Nachwort von Kirsten Voigt)

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