Nichtregierungsorganisationen sind immer dabei – mit oder zu Recht?
Ein Vortrag im Rahmen des Studium Generale der Universität Tübingen im WS 2008/2009
Helmut K. Anheier, Peter Wingert
Seit nunmehr über 25 Jahren ist ein Anwachsen von Nichtregierungsorganisationen oder NGOs in Zahl, wirtschaftlicher Größe und politischer Bedeutung zu beobachten – und dies sowohl auf nationaler als auch auf transnationaler Ebene. Welche Gründe lassen sich für diese Entwicklung anführen, und welche Implikationen ergeben sich daraus für Politik, Wirtschaft und die internationale Zusammenarbeit in einer Zeit der globalen Finanzkrisen und des oft beschworenen Kampfes der Kulturen? In diesem Kontext wird zunächst insbesondere das so genannte Global-Governance-Problem thematisiert, d.h. die Steuerungsdefizite, welche durch die Globalisierung vieler Lebensbereiche und des gleichzeitigen Verbleibs anderer in nationalstaatlicher Kontrolle, entstehen. NGOs erscheinen als ein wesentlicher Mechanismus, als Zivilisationsgenerator, in einer Welt, in der institutionelle Unverantwortlichkeiten, gewaltsame Problemlösungen, Interessenverhärtungen und Kurzfristigkeit der Entwürfe leichter erreichbar und eher tragbar erscheinen als Verantwortung, Kompromiss, Koordination und Weitsichtigkeit.