Nahe dem wilden Herzen
Corinna Santa Cruz, Clarice Lispector, Ray-Güde Mertin
1943: Das Romandebüt einer Dreiundzwanzigjährigen ist die literarische Sensation – zum ersten Mal wagt es eine brasilianische Schriftstellerin, das komplexe Innenleben ihrer Heldin offenzulegen und die konventionellen Gesellschaftsmuster zu hinterfragen. Selbstbewusst bezieht sie sich auf Joyce und fügt der Moderne ihre ganz eigene weibliche Stimme hinzu.
In „Nahe dem wilden Herzen“ konzentriert sich Clarice Lispector auf die Reflexionen ihrer Heldin Joana und dringt in die Tiefen ihrer Gefühlswelt vor. Das Lebensumfeld der jungen Frau blitzt darin nur gelegentlich auf: Da ist der frühe Tod des Vaters, die unglückliche Kindheit bei der Tante, die Einsamkeit im Internat, die am gegenseitigen Betrug scheiternde Ehe mit dem Rechtsanwalt Otávio. Auch wenn sie Isolation dafür in Kauf nehmen muss, beschreitet Joana gegen innere und äußere Widerstände unbeirrbar ihren Weg zu ihrem eigenen inneren Reichtum, ihrem „wilden Herzen“.