Nacht im Gepäck
Judith Kohlmeyer
„Die Dämmerstunde im späten Sommer ist Clara Winterfelds liebste Zeit. Der Tag hockt neben ihr auf einem Stein und wartet gelassen auf seine Ablösung. Gemeinsam sehen sie dem Abend entgegen, der gemütlich über Felder schlendert – die Nacht im Gepäck.“ Jede Menge Nacht schleppt auch die Protagonistin im Roman der Neubrandenburger Schriftstellerin Judith Schreiter (ehemals Kohlmeyer) mit sich herum. Sie plagt sich mit einer alten Wassermühle, die ständig klagt, mit der Mutter, die immer kauziger und vor allem unheimlich wird, mit sich selbst und einem Erbe, welches sie erst jetzt präsentiert bekommt. Das heißt – sie muss es sich Stück für Stück zusammenreimen, auf dem Präsentierteller liegen lediglich Versatzstücke, Ahnungen und ein paar Informationen des alten Doc, der Clara Winterfeld mit trockenem Humor auf den Weg schubst. Tiefgreifend, amüsant und nie langweilig geht es in dieser Geschichte zu, die mit bilderreicher Sprache erzählt wird. Gute Lektüre für die langen Abende in der Winterzeit.
Und ganz nebenher ist dieses Buch von seiner Gestaltung her eine Liebeserklärung an alle Bücher, schmeichelt sich in die Hände und Augen und von dort in die Herzen von Leser und Leserin.