Lemoniberg
Die Irren von Wien
Gertraud Evers
Verrückt war sie schon immer, nach Schokolade und Weißwein, nach großen Gefühlen und dunklen Geheimnissen. Jetzt will sie die echten Verrückten kennenlernen.
Als frischgebackene Ärztin beginnt Hanna Fließ 1982, in der Aufbruchstimmung der Psychiatriereform, ihre Arbeit am Lemoniberg – so heißt im Volksmund das psychiatrische Krankenhaus am Rand von Wien, denn die goldene Kuppel der Anstaltskirche erinnert von Weitem an eine halbe Zitrone.
Aus der Sicht der Anfängerin mit den zwei linken Händen entfaltet sich während ihres ersten Berufsjahres ein Bild der Psychiatrie von innen. Hannas romantische Ideale glänzen wie Gold, aber ihre Erfahrungen in der Stationsarbeit schmecken oft sauer. Und auf der Suche nach der großen Liebe landet sie immer wieder bei den falschen Männern. Mit einem Bein im beruflichen Erfolgsstreben, mit dem anderen in der freien Wildbahn, driftet sie in einen Spagat, der sie zu zerreißen droht.
In einer verwunschenen Schrebergartenhütte am Rand der Anstalt findet sie in ihrer Not zum „Erkennungsdienst“: Fünf wunderliche Gestalten, flüchtige Bekannte aus der Außenwelt, scheinen sich in fantasierte Helfer zu verwandeln. Oder wird Hanna am Ende wirklich verrückt?