Heute und Gestern, gleich nah
Maria Vaughn
Es ist eine riesige Bühne die Maria Vaughn vor neunzig Jahren betritt, die Bühne des Zwanzigsten Jahrhundert.
Sie hat zwei Drittel dieser von Krieg und Verbrechen, aber auch von Zukunftsahnung und Aufbruchsstimmung reichen Zeit erlebt.
Sie ist ein Kind dieser Zeit, das am Anfang gar nicht so recht wusste, wer und was es war.
Nun hat Maria Vaughn ihre Erinnerungen an Augenblicke und Ereignisse in ihrem langen Leben aufgeschrieben und sie mit Dokumenten ergänzt, unter anderem mit Briefen, aus denen sich der Geist der Zeit lesen lässt. Eltern, Zieheltern, keine wirkliche Wärme um das kleine Mädchen, das durch zehn Schulen irrte, bis es anfing erwachsen, zu werden. Es lernt, sich widerständig gegen einen Zeitgeist der erklärungslosen Bevormundung zu behaupten.
Nach dem Untergang der Diktatur, sucht sie vorsichtig ihren Weg, wie es sich in dem halb zertrümmerten Land mit den vielen Baustellen und Wirrwarr von Stimmen, bietet. Sie lernt Sprachen, geht ins Ausland, hütet Kinder und studiert Kunst
Wieder in Deutschland, ist sie nun umgeben von einer ganz anderen Welt, als dem Deutschland der dreißiger und vierziger Jahre. Sie wird Übersetzerin bei amerikanischen Institutionen und Militärverwaltung. Das neugierige und freundliche Mädchen findet den Weg zum Jazz, dem gültigen musikalischen Ausdruck des zwanzigsten Jahrhunderts und wird eingeladen und gefüttert in der Szene,
Sie lernt die Liebe ihres Lebens kennen, Donald Vaughn, der Musik studiert und sich zuweilen mit dem Überführen Amerikanischer Straßenkreuzer quer durch Europa über die Runde bringt. Donalds Hautfarbe ist schwarz. Das Paar ist oft konfrontiert mit deutschen und amerikanischen Rassisten, doch es lässt sich nicht entmutigen.
Das Buch enthält getupfte Bildchen, Skizzen, die in wenigen Strichen berichten vom Kostbarsten, was wir haben: das Leben in dieser Welt, die voller Widrigkeiten und Enttäuschungen sein mag, aber eben auch der Platz der strahlenden Freude und der Liebe.