Ehestand und Ehesachen von Harst,  Joachim, Meierhofer,  Christian

Ehestand und Ehesachen

Literarische Aneignung einer frühneuzeitlichen Institution

Bis in die Frühe Neuzeit ist die Ehe europaweit diejenige Institution, an der nicht weniger als die göttliche Organisation menschlichen Zusammenlebens abgelesen werden kann. Aber spätestens mit Luthers volkssprachlichem Traktat Von Ehesachen gilt die Ehe ebenso als ‚öffentlicher Stand‘ und insofern als mikrologischer Ausweis eines makrologisch gedachten Ordnungsmodells, dessen Einfluss auf die Literaturgeschichte noch immer nicht voll erschlossen ist. Das Schwerpunktheft versteht sich als perspektivische Ergänzung zu den in der Mediävistik und der Kultur- und Sozialgeschichte etablierten Forschungsdiskussionen. Aus komparatistischer, neuphilologischer und neugermanistischer Sicht werden sowohl kanonische als auch lange vernachlässigte Texte in den Blick genommen. Die Beiträge fragen nach den spezifischen Leistungen der Literatur, den literarischen Aneignungsmodalitäten innerhalb eines historisch äußerst voraussetzungsreichen Gefüges. Es soll Auskunft darüber erlangt werden, wie sich die Ehe und mit ihr verwandte Leitkonzepte von Liebe, Familie oder Haushalt als Gegenstände in das strenge Gattungssystem des Druckzeitalters einschreiben, wie dort ältere Erzähl- und Darstellungstraditionen aufgenommen und transformiert werden und wie sich die „Ehesachen“ zuletzt einen Status als sinnstiftendes Element des literarischen Diskurses erarbeiten. Die historische und systematische Breite der hier versammelten Fallstudien soll einen Eindruck davon vermitteln, welche wissensgeschichtlichen Verflechtungen die Ehe besonders zwischen Literatur, Theologie und Rechtslehre erzeugt und welche Dynamiken sich daraus vom 15. bis zum frühen 18. Jahrhundert in den europäischen Kulturen ergeben.

Inhalt:
Dagmar Stöferle: Konsens und Copulatio. Eherecht in Boccaccios „Decameron“
Beatrice Nickel: Das Chaos in der Liebeswelt. Das sechste Gebot und die italienische Renaissancenovelle
Rita Rieger: Neuverwoben. Ehebande und Textgeflecht in „La Celestina“ und „La Lozana andaluza“
Paul Strohmaier: Fortuna nuziale. Ehe als Kontingenzgemeinschaft bei Alberti und Machiavelli
Christian Meierhofer: Von Ehesachen. Soziale Ordnung, familiäres Haushalten und erzählerische Ökonomie im 16. Jahrhundert
Nicolas Detering, Emma Louise Maier: Ehe als Ende. Zum Erzählwert geglückter Liebe bei Johann Beer
Tina Hartmann: Fleischeslust mit Gottes Segen. Sexualität, Sterilität und Zeugung zwischen „Eunuchi Conjugum“ und „Insel Felsenburg“
Nikola Roßbach: Gelegentliche Geschlechterdiskurse in der Frühen Neuzeit. Die Hochzeitsgedichte Sidonia Hedwig Zäunemanns

Until the early modern period, marriage is the only institution in Europe which allows for the deciphering of nothing less than the divine organization of human coexistence. But ever since Luther’s vernacular treatise “Von Ehesachen” (“On Marriage”), marriage has been regarded as a „public estate“ of matrimonial matters and, to that extent, as a micro-logical testimonial of a macro-rational model of order whose influence on the history of literature is still not fully developed. This volume offers comparative and neo-philological perspectives on both canonical and long-neglected texts supplementing research discussions established in medieval studies as well as in studies in cultural and social history. The historical and systematic scope of the case studies collected here is intended to give an impression of the complex interlocking the institute of marriage generates between literature, theology, and legal doctrine, and the dynamics that have developed in European cultures from the fifteenth to the early eighteenth centuries.

> findR *
Produktinformationen

Ehestand und Ehesachen online kaufen

Die Publikation Ehestand und Ehesachen - Literarische Aneignung einer frühneuzeitlichen Institution von , ist bei Klostermann, Vittorio erschienen. Die Publikation ist mit folgenden Schlagwörtern verschlagwortet: Aufsatzsammlung, Ehe, Erzähltraditionen, Familie, Fruehe Neuzeit, Geschichte 1400-1799, Kulturgeschichte, Literaturgeschichte, Mediaevistik, Recht, Renaissance, Sexualität,, Sozialgeschichte, Theologie. Weitere Bücher, Themenseiten, Autoren und Verlage finden Sie hier: https://buchfindr.de/sitemap_index.xml . Auf Buch FindR finden Sie eine umfassendsten Bücher und Publikationlisten im Internet. Sie können die Bücher und Publikationen direkt bestellen. Ferner bieten wir ein umfassendes Verzeichnis aller Verlagsanschriften inkl. Email und Telefonnummer und Adressen. Die Publikation kostet in Deutschland 108 EUR und in Österreich 108 EUR Für Informationen zum Angebot von Buch FindR nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!