Die Chiemsee-Fischerin
Jutta Draxler
Seit dem Tod seiner Frau Lilli lebt Johannes zurückgezogen
in seinem Haus am Chiemsee. Er findet in seinem Dasein
keinen wesentlichen Sinn mehr, Einsamkeit und
Melancholie sind seine Begleiter, und er will es so. Der
einzige Lichtblick des Tages sind für ihn der Zauber der
Morgendämmerung und der Moment, wenn die
gespenstische Silhouette einer Fischerin auftaucht, die vor
Sonnenaufgang mit ihrem Boot hinausfährt. Ihre Rückkehr
erwartet er in der irrealen Hoffnung, dass sie ihm sein
Leben – oder Lilli – zurückbringt. Als die Fischerin eines
Tages vor seiner Tür steht, stürmen Erinnerungen auf ihn
ein: Marlene, die vor Jahrzehnten ihr Elternhaus verlassen
hat, lächelt ihn an.
