Die Blaugras-Rasen des nördlichen deutschen Mittelgebirgsraumes und ihre Kontaktgesellschaften von Schmidt,  Marcus

Die Blaugras-Rasen des nördlichen deutschen Mittelgebirgsraumes und ihre Kontaktgesellschaften

Der Autor hat ein wichtiges Grundlagenwerk zum Verständnis der Vegetation der Kalkmagerrasen (Brometalia erecti) vorgelegt, zu deren Differenzialarten das Kalk-Blaugras (Sesleria albicans) zählt. Einbezogen in die Bearbeitung sind die Kontaktgesellschaften mit thermophilen Saumgesellschaften, Kalkschutt- und Felsspaltenvegetation und mit verschiedenen Trockenwäldern, in denen das Kalk-Blaugras eine Rolle spielt. Von den untersuchten Waldgesellschaften ist der Seggen- oder Orchideen-Buchenwald (Carici-Fagetum) die häufigste und verbreitetste. Für diese Assoziation wird die erste Vegetationsübersicht vorgelegt, die Datenmaterial aus dem gesamten nördlichen deutschen Mittelgebirgsraum berücksichtigt. Über den gesamten Bereich des Untersuchungsgebietes liegen Punkt-Verbreitungskarten der Vegetationstypen auf Messtischblatt-Niveau vor. Das Untersuchungsgebiet umfasst innerhalb des nördlichen deutschen Mittelgebirgsraumes alle Naturräume mit Vorkommen vom Kalk-Blaugras in den Ländern Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Aus Hessen sind vor allem Untersuchungen aus den Kalk-Blaugras-Vorkommen im Werra-Bergland, im Kreis Waldeck-Frankenberg und an der Unteren Diemel vorgenommen oder ausgewertet worden. Der besondere Wert der Dissertation für die praktische Anwendung in den verschiedenen Bereichen der Land- und Forstwirtschaft und des Naturschutzes liegt in der vielseitigen Betrachtung von der ökologischen Situation, der Nutzungsgeschichte, der Möglichkeit der Nutzung, Pflege und Entwicklung bis hin zum Prozessschutz. Von den ökologischen Faktoren werden z.B. Unterschiede im karbonaltreichem Ausgangsgestein (vorwiegend Unterer Muschelkalk und Zechstein bis hin zu kalkreichen Schichten des Mittleren Buntsandstein), in der Bodenentwicklung vor allem in der Rendzina-Reihe, der Bodenbeweglichkeit, der Exposition und der Inklination, (z.B. zur Charakterisierung von Subassoziationen), zum Lichtgenuss, Angebot an pflanzenverfügbarem Wasser und dem Mikroklima dargestellt. Einige Pflanzengesellschaften werden nach Standortbedingungen in edaphische, geographische und höhenbedingte Untergliederungen unterteilt. Besondere Bedeutung wird der Nutzungsgeschichte beigemessen. Nahezu alle Wuchsorte von Blaugras (Sesleria albicens) befinden sich an natürlichen Waldstandorten oder in deren näherer Umgebung. Die früheren Nutzungseinflüsse lassen sich in der Regel schwerer als aktuell messbare Standortsfaktoren einschätzen. Hierzu gehören z.B. Burganlagen, Waldverwüstungen, Nieder- und Mittelwaldwirtschaft, Streunutzung, Abbau von Rohstoffen oder Aufforstungen z.B. mit Nadelhölzern und landwirtschaftlich geprägte Nutzungen vom Wein-, Obst- und Ackerbau bis zur Weidewirtschaft im Grenzbereich zwischen Wald und Offenland. Zur ökologischen Charakterisierung der Standorte wurden an natürlichen Waldgrenzstandorten mit steilen ökologischen Gradienten Transektuntersuchungen durchgeführt. Bei den Darstellungen in Transekttabellen und den Beschreibungen wird auch nach Rasen, Saum, Gebüsch und Wald differenziert und auf den Grad der Natürlichkeit dieser Abfolge eingegangen, der bei bisherigen Arbeiten oft nicht ausreichend begründet oder auch falsch dargestellt oder verallgemeinert wurde. Die Grundzüge einer Sukzession an trockenheitsbedingten Waldgrenzstandorten auf Karbonatgestein unter dem Einfluss des Menschen werden aufgezeigt. Sie geben Einblick in die Entwicklungsmöglichkeiten dieser Lebensräume in langfristigen Zeiträumen. Datengrundlage bilden 3558 Vegetationsaufnahmen, davon 467 eigene. Erst durch die moderne Datenverarbeitung wurde es möglich, sehr große Mengen vegetationskundlicher und ökologischer Untersuchungen auszuwerten und bisherige Arbeiten genauer zu bewerten und in ihrer Aussage entweder zu bestätigen oder auch Ungenauigkeiten oder Irrtümer, die meist durch eine zu geringe Datenauswertung oder einer zu kleinräumigen Betrachtung entstanden waren, zu korrigieren. Für das Untersuchungsgebiet ergab sich eine deutliche Reduzierung der Vielzahl bestehender beschriebener Pflanzengesellschaften. So werden die Subozeanischen Trocken- und Halbtrockenrasen (Brometalia erecti) in 4 Assoziationen aufgeteilt (s. Tab. 1). Jede dargestellte Pflanzengesellschaft wird in ihrer Abgrenzung zu ähnlichen Gesellschaften (z.B. zu Kalk-Trockenrasen, thermophilen Saumgesellschaften und Blauschwingel-Rasen) charakterisiert. Vorgestellt werden die Artenzusammensetzung, die Physiognomie und Struktur der Gesellschaften und ihre ökologische Anpassung und Verbreitung innerhalb und außerhalb des Untersuchungsgebietes. Neben den vegetationskundlichen Differenzierungen sind die Aspekte des Naturschutzes von Bedeutung. Dargestellt sind die Gefährdungssituationen und die Rückgangsursachen der untersuchten Vegetationstypen sowie Zielvorstellungen, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Alle Aussagen beziehen sich auf nachvollziehbare Bereiche in bestimmten Naturräumen und Naturschutzgebieten. Dem Autor ist es gelungen, in einer außerordentlichen FleiGarbeit, bedeutende ökologische Zusammenhänge in einer gut gegliederten und begründeten knappen, sprachlich gut verständlich Form, vorzustellen. Der Inhalt ist räumlich und fachlich wesentlich umfassender als die recht Singegrenzte Überschrift vermuten lässt. Jeder Naturfreund oder Wissenschaftler, der sich mit der Vegetation von den offenen Grasfluren bis zum Wald in den geomorphologisch vielseitig strukturierten Landschaften mit karbonathaltigen Böden befasst, wird wichtige neue Erkenntnisse aus dem eigenen oder angrenzenden Fachgebieten erhalten. Aber auch Defizite und oft falsche Einschätzungen z.B. im Bereich der Forschung und des Naturschutzes werden durch die Arbeit deutlich. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Hartmut Dierschke, Albrecht-von-Haller-lnstitut für Pflanzenwissenschaften, Abteilung für Vegetationskunde und Populationsbiologie, Georg August Universität, Göttingen betreut und mit Forschungsmitteln des Landes Niedersachsen gefördert. Der Arbeit ist eine weite Verbreitung zu wünschen. Lothar Nitsche Jahrbuch Naturschutz in Hessen 5 (2000), S. 304/305

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