Das zweite Paradies
Hartmut Bischoff, André Lützen, Christine Mansfeld, Ruben May, Andrea Regensburger, Beate Schröder-Wettwer, Friederike Stumpf
Besser mit Klugen in die Hölle, als mit Narren ins
Paradies
(bulgarisches Sprichwort)
Das Paradies ist ein mythologischer Ort des Glücks, an dem man ein
geborgenes und beschütztes Leben führen kann. Es ist harmonisch,
schön und friedvoll.
Dieses Idealbild in unsere Gegenwart zu übertragen und dafür Bilder
zu finden, war der Ausgangspunkt für einen Workshop der
Deichtorhallen Hamburg. Konzipiert als Langzeitprojekt haben die
Teilnehmer*innen ihre Bildserien über einen Zeitraum von drei
Monaten erarbeitet.
Entstanden ist daraus dieses Buch, in dem sich wie bei einem Puzzle
die unterschiedlichen Versatzstücke paradiesischer Umstände und
Zufluchten unserer Gesellschaft zeigen. Orte, die geschaffen
wurden, um im Einklang mit sich selbst, der Familie, der Umwelt und
der Natur zu leben.
So wird die Abgeschlossenheit der eigenen Terrasse zum Sinnbild
des Garten Eden, der in einigen Übersetzungen des Tanach, der
hebräischen Bibel, als eingehegte Fläche oder umwallte Grünanlage
bezeichnet wird.
Die Beschreibung des Paradieses beschränkt sich aber nicht nur auf
lebenswerte und selbstgeschaffene Orte. Sie kann auch die
berufliche Selbstständigkeit bedeuten, die sich Händler und
Menschen in der Billstraße in Hamburg geschaffen haben. Oder sie
bedeutet die Möglichkeit, am Wochenende mit dem Auto dem
Alltäglichen zu entfliehen. Die Mobilität wird so Schlüssel zum
persönlichen Paradies.
Der Sehnsucht nach einem zweiten Paradies in der urbanen
Großstadtkultur sind die sechs Fotografinnen und Fotografen
nachgegangen und haben mit ihren Bildern unterschiedliche Formen
und Auffassungen gefunden, die sich alle auf ein und denselben
Gedanken übertragen lassen: Um an das Paradies zu glauben, muss
man es nicht leibhaftig erlebt haben.
André Lützen