Das Prinzip der Reflexivität bei Hegel
Hongyu Jia
Bekanntlich ist Hegels Philosophie, im Kontrast zur „Reflexionsphilosophie“, ein „philosophiae speculativae systema“, und herkömmlich setzt man die Reflexion mit der verständigen Reflexion gleich und der Spekulation entgegen, wie es Hegel seit der Jenaer Zeit bewusst getan hat. Damit lässt man aber die Mehrdeutigkeit der Reflexion bei Hegel außer Acht. Die dreifache Reflexion – Rückkehr, Erscheinung und sich auf sich beziehendes Denken, die der Autor durch die Begriffsgeschichte von Cicero bis Hegel auslegt, schließen im Hegels Kontext so eng aneinander, wie besonders seine Wesenslogik von 1813 erweist, dass man diesen Begriff stets im Hinblick auf den inneren Zusammenhang verstehen sollte.
Auch die Reflexion als ein Denkakt bei Hegel darf nicht einfach mit abstrahierend-trennender Reflexion gleichgesetzt werden. Hegels Spekulation bezeichnet im Unterschied zur intellektuellen Anschauung bei Fichte und Schelling keineswegs eine unmittelbare, intuitive Erkenntnis oder Vergewisserung des Absoluten, sondern eine schlechthin durch sich selbst vermittelte, sich auf sich beziehende, daher reflexive Selbsterkenntnis des Absoluten. Die von Hegel gründlich umgeschriebene Spekulation ist offenbar im Grunde durch die Reflexivität durchdrungen, und Hegels Philosophie, damit geradezu durch sie gekennzeichnet.