Das Inferno von Breslau

Die Autorin, 1934 in Breslau geboren, jetzt wohnhaft im Südharz/Niedersachsen, erinnert sich an die ersten Kinderjahre in ihrer schlesischen Heimatstadt. Sie wuchs als jüngste Tochter (ein Nachzügler) in der Familie eines Eisendrehers im Arbeiterviertel „Tschepine“ in Breslau auf. In eindrucksvoller Weise gibt sie eine Milieuschilderung und erzählt über ihr herzliches Verhältnis zu Vater, Mutter, den älteren Geschwistern und nahen Verwandten, preist die schöne Umgebung Breslaus an. In dieser Zeit entwickelt sich auch ihre besondere Liebe zu Puppen, wie das bei den kleinen Mädchen in diesem Alter so üblich ist. In den letzten Monaten des 2. Weltkrieges erlebt sie die Festung Breslau, ein Inferno, das in der völligen Zerstörung ihrer Heimatstadt endet. In dramatischen einzelnen Szenen erfährt der Leser das grauenvolle Elend der vollständigen Vernichtung durch Bomben und Granaten, aber auch durch sinnlose Sprengung und Brandlegung durch die faschistische Wehrmacht, die mit Barrikaden den Feind aufhalten wollte. Sie berichtet über die Evakuierung der Bevölkerung, die Einführung einer Arbeitspflicht zum Bau eines Rollfeldes für Flugzeuge und die letzten Kriegswirren. In erschütternder Weise beschließt die Autorin das zweite Kapitel mit der Flucht aus dem Keller des mehrstöckigen Wohnhauses in ein Notquartier.
Das Chaos der ersten Monate nach Kriegsende wird geschildert, bis Breslau polnisch wurde und schließlich auch die letzten Deutschen noch Breslau verlassen mußten. Es folgt die Flucht ins Ungewisse, eine 14-tägige strapaziöse Fahrt mit einem Flüchtlingstransport bis nach Mecklenburg.
Ewald Kühler