Betty Tompkins
Kat. Kunstraum Innsbruck
Karin Pernegger, Betty Tompkins
Etwas Intimes in etwas Monumentales verwandeln1969 startete die heute in New York lebende Betty Tompkins (*1945) mit ihren großformatigen, fotorealistischen und detailgenauen Ölbildern von Penetrationen und Masturbationen weiblicher Genitalien. Wie sie selbst sagte, bot das große Format die schöne Möglichkeit, gleichzeitig Abstraktion zu erzielen und sexuelle Freizügigkeit zu erzeugen, also ließ sie fortan alles weg, was eine Zuordnung erlaubte: Köpfe, Hände und Füße. 1973 wurden zwei ihrer Arbeiten dennoch bei der Einfuhr nach Frankreich vom Zoll beschlagnahmt. 2003 lud Harald Szeemann sie auf die erste Lyon-Biennale ein, zeigte genau jene Bilder – und noch im selben Jahr erwarb sie das Centre Pompidou in Paris für seine Sammlung. Viele Museen, darunter auch amerikanische, sind seither der zeitgenössischen Sammlung der französischen Kapitale gefolgt, oder haben, wie das PS1 in New York, die Arbeiten von Betty Tompkins ausgestellt. Dabei stehen die Werke wie so viele Beispiele ihrer amerikanischen Kolleginnen und Kollegen eben nicht nur für den generationenübergreifenden Aufbruch und die Rebellion gegen die sexuelle Unterdrückung und den Rassenhass der 1960er Jahre, sondern auch ganz profan für die Entdeckung und Anwendung neuer technischer Mittel und Wege in der Malerei. So hat Betty Tompkins Versuche mit Airbrush unternommen, mit Stempeln, Grafitpulver oder auch mit Fingerprints. Eine Erfahrung ist für sie jedoch entscheidend geblieben: dass sie etwas Intimes in etwas Monumentales hat verwandeln können, so wie es normalerweise nicht zu sehen und erfahren ist … und wie wir es auch nicht erwarten. Die Vorhaltungen zu entkräften, ihre Arbeiten seien schlüpfrig oder gar pornografisch, fällt daher der Künstlerin mit dem Hinweis auf deren abstrakte Momente leicht.Ausstellung:Kunstraum Innsbruck, 2. September – 28. Oktober 2017