All – Gegenwärtigkeiten
Aus den Tagebüchern des Weihnachtsmannes
Jack Bredaux
Sichtlich mitgenommen von der Enttäuschung und dazu trunken vom belgischen Bier, hörte ich nicht die sechzehn mit Eisen beschlagenen Hufe, die lautstark auf das Brüsseler Kopfsteinpflaster auftraten. Nein, ich vernahm auch nicht das Heranrollen der großen Kutsche, das Rumpeln und Knarren der gewaltigen Räder. Erst, als der erste mit Eisen beschlagene Huf auf meinen Körper traf, mich zu Boden warf, so dass ich auch den anderen Hufen breitwillig Platz bot. Erst da spürte ich einen stechenden Schmerz. Doch nur kurz, denn schon rollten die schweren Räder im unteren Bereich über meine Beine hinweg, während sie sich im oberen Bereich mit meinen Brustkorb beschäftigten. Nö, Schmerzen hatte ich da keine mehr, eher so das Gefühl, uih, jetzt ist die Luft aber raus. Ich fragte mich noch: da wird doch wohl nichts passiert sein? Aber bevor ich mir selbst die Antwort darauf geben konnte, schlug mir eine Stimme aus dem Off entgegen:“Kannst du es denn?“
Auf der Suche nach einem Job antwortete ich rasch, noch bevor ich hinterfragte: „Ja, ich kann´s.“ „Na, dann kannste“, bekam ich die Antwort aus dem Nichts. – Ja, und seitdem mache ich´s; also nicht direkt, denn Weihnachtsmann geht nicht mal eben so. Erst zehn Jahre Ausbildung. Aber jetzt kann ich, auch mit allen Schlitten, sowohl den Analogtypen, wie auch den neuesten Space-Glidern. Ja, und im Analogbereich natürlich mit komplettem Gespann, also mit zwölf Rentieren davor. Mal spann ich die Mädels ein, mal die Jungs. Mit den Jungs geht es schneller voran, dafür sind die Mädels schon deutlich kultivierter. Wirklich, die Ladies wie Chantal, Bianca und Jaqueline, das sind schon richtige Models; und wenn ich nach einer Bescherungsfahrt die bildhübsche Martha in den Stall bringe, dann denke ich häufig, was für ein Boxenluder. Durchaus, also wenn ich Hirsch wäre, oder ein Staatspräsident, mit ´nem ausgeprägten Faible für Huftiere, ja, da würde ich mich für Martha entscheiden.