Affekt von Nehren,  Lasse Eskold

Affekt

1951, J. D. Salinger veröffentlicht Der Fänger im Roggen.
1984, Jörg Fauser identifiziert den Paranoiker als typische Figur des 20. Jahrhunderts.
2020, Stammtischmentalitäten sind allgegenwärtig, ihnen gegenüber stehen progressive Kräfte. Dazwischen die Beobachtenden, Indifferenten und Schüchternen. Misstrauisch sind alle. Die Bubble ist Schutzraum, Begrenzung und Vorwurf. Wie erginge es einem Holden Caulfield wohl heute? Der Jugend entwachsen, die gesellschaftlichen Zusammenhänge zwar nicht mögend, aber verstehend, einer Arbeit nachgehend, eine Beziehung führend? Und Fauser? Wen würde er heute als exemplarisch ausmachen? Was treibt uns an? Um? Wie organisieren wir unser Wissen über einander? Hat sich der Paranoiker professionalisiert? Diese Fragen bilden den Hintergrund, vor dem AFFEKT entstanden ist.

Utz Korbinian, monoperspektivischer Erzähler von AFFEKT, »funktioniert« und hat für seine Umwelt nur Spott übrig. Die Herde, der Durchschnitt: Das sind die anderen. Utz’ Leben ist bestimmt von der Frage: Was kann die Welt für mich tun? Familie, Freund- und Liebschaften besitzen keinen emotionalen Wert – sie sind rentabel oder nicht. Mit Trennungen geht er um wie mit Pressemeldungen über Tod und Terror: zur Kenntnis nehmen, Tab schließen. Seine Indifferenz wird auf die Probe gestellt, als sein Großvater stirbt. Mit seiner Cousine, dem einzigen Familienmitglied, zu dem er Kontakt pflegt, reist er nach Prag, um der Trauerfeier zu entgehen. Nur um festzustellen, dass in unmittelbarer Nähe zu einem anderen Menschen seine so geschätzte Unverbindlichkeit nicht aufrechtzuerhalten ist. Wer sich mit Menschen umgibt, ist herausgefordert. Für jemanden, der seine Umwelt verdächtigt, ihn um seine Eigenständigkeit bringen zu wollen, ein unmöglicher Zustand. Es kommt zum Bruch. Einem ersten, dem weitere folgen.

Teilnahmslosigkeit als Lebensstrategie. Das Sich-Verlieren in dünkelhafter Isolation ist kein Phänomen der Neuzeit. Die Hybris der Sich-Abschottenden ist zeitlos – doch verändert sich mit gesellschaftlichen und technologischen Gegebenheiten auch die Art und Weise, wie Ansichten gebildet und ausgedrückt werden. Die von sekündlich aktualisierten Informationskanälen strukturierte Welt ist Supernährboden für eine maximal selektive Art der Teilhabe und provoziert mit ihrem Überangebot an Meinungen und Informationen eine Form von Trotz, die ebenso selbstgerecht wie selbstschützend ist. Von diesem Trotz trägt Utz sehr viel in sich. Seiner Angst, vergessen zu werden, begegnet er mit einem Trick. Ein Trick namens AFFEKT.
AFFEKT ist keine Kritik am Internet. Oder pädagogisch wertvoll. Oder Entwicklungsstoff. Kein Buch, das sagt: So nicht! Diese Novelle ist eine Finte. Sie ist Angst vor Verbindlich- und Bedeutungslosigkeit zu gleichen Teilen.

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