28 Cent
Clemens Mitscher
Clemens Mitscher
Ende 2011 fällt der Kurs einer Kodak-Aktie dramatisch. Mitte Januar 2012 sackt er auf 28 Cent ab und die New Yorker Börse nimmt die Wertpapiere aus dem Handel. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch genau 28 Direktorinnen und Direktoren im Kamerakonzern. Im Gegensatz zu den Wertpapieren stehen ihre Konterfeis für alle zum kostenfreien Download zur Verfügung. Clemens Mitscher eignet sich die Bilder an und überblendet die 28 Portraits der Konzernspitze mit je einer identischen historischen Fotografie von George Eastman, dem Begründer von Kodak. Die einzelnen Bildnisse innerhalb der seriellen Arbeit Mitschers, die insgesamt der Appropriation Art zuzuordnen ist, beruhen auf dem Prinzip einer Wiederholung, hier der Montage von je zwei verschiedenen Bildern. Hier knüpft Mitscher an seine serielle Arbeit „Opfer“ an, die er 35 Jahre zuvor mit dem analog arbeitenden „Minolta Montage Unit“ im Landeskriminalamt in Düsseldorf erstellte. Auch jetzt, nun digital, werden alle vormaligen Bedeutungsebenen gelöscht und es entstehen „neue“ Menschen. Aus der jeweils ursächlichen Einmaligkeit, der Essenz eines jedes Portraits, wird, wie bei dem aus Einzelteilen zusammengesetzten Monster Frankensteins, eine uneinheitliche, fast beliebige Konstruktion des Schreckens. In einer zweiten Serie färbt Mitscher, die bereitgestellten Bilder in den Farben verblasster Kodak Farbumkehrfilme oder Farbnegativfilme ein.