Facetten 2021

Facetten 2021 von (Günther Haidinger),  M.Rutt, Bednar,  Hans, Breier,  Isabella, Doms,  Stephanie, Drumbl,  Andrea, Engleder,  Manuel, Fischer,  Eva, Füssel,  Dietmar, Gebauer,  Kurt, Habringer,  Rudolf, Haider,  Lydia, Imlinger,  Tamara, Kaip,  Günther, Keszner,  Mario, Klein,  Erich, Koder,  Magdalena, Leisch,  Peter, Lichtenauer,  Fritz, Meindl,  Dominika, Meller,  Sonja, Menzinger,  Martin Klaus, Mitterndorfer,  Kurt, Neundlinger,  Helmut, Niederberger,  Lisa-Viktoria, Oppitz,  Ines, Rager,  Wilhelm, Reiser,  Stefan, Riese,  Katharina, Rivero,  Birgit, Schedlmayer,  Nina, Seyfried,  Georg, Silberer,  Renate, Steinbacher,  Christian, Stöger,  Herbert Christian, Taller,  Claudia, Tiefenbacher,  Andreas, Titelbach,  Ulrike, Veichtlbauer,  Ortrun, Wall,  Richard, Weingärtner,  Christian, Wimmer,  Erich, Zanon,  Katharina
Literatur ist vor Überraschungen nicht gefeit. Jüngst noch wurde vielerorts von Corona-Tagebüchern und Corona-Romanen gesprochen, von kreativen Impulsen, die der Ausnahmezustand möglicherweise auslösen könne. Kunst macht das Leben schön, doch sie geht nicht in ihm auf und ohnedies kam alles ganz anders: Impfgegner wurden zur Partei, von den übrigen Kuriositäten, die gegen Ende dieses Jahres zu Tage traten, ganz zu schweigen. Auf vermaledeite Fragen dieser Art zu reagieren, hat Literatur nur eine Möglichkeit: Scherz, Satire und Ironie. In einem kleinen Meisterwerk unter den achtunddreißig Beiträgen der FACETTEN 2021 begibt sich die Autorin Dominika Meindl in ihrem dreiundvierzigsten Lebensjahr, wie es feierlich augenzwinkernd heißt, nach Linz ans „Ufer unseres lieben österreichischen Mainstreams“ und erlebt Überraschendes: „Impfgegnerinnen in Bio-Linnnen, toxische junge Männer mit kahlrasierten Schädeln, grauhaarige Freikirchler, Bodybuilder mit „Fridays for Hubraum“-Shirts, irgendwo stand Gottfried Küssel, mein Gott, im Zweiten Weltkrieg gab es Extremismus von beiden Seiten, wer sind wir, über damalige Zeiten zu urteilen! Alle meine Mitmenschen trugen ihre Stammestracht mit Stolz, und ich fühlte mich wie Karl May, der hier nun zum Bruder Scharlih der Apachen werden durfte.“ Ob sich aus dieser Gegenwart tiefere Bedeutung für die Zukunft ableiten lässt, wird ohnehin den Lesern überlassen. „Auch ich bin schöpferisch – ich schöpfe Verdacht“, lautet eine alte Maxime. Sollte also diese Krise, wie es die schlüpfrige, viel zu oft missbrauchte Floskel nahelegt, nicht auch eine Chance darstellen? Warum nicht eine Partei der Leserinnen und Leser gründen?! Diversität ist in den FACETTEN 2021 garantiert: die nur auf den ersten Blick harmlos wirkende Metaphorik der Gedichte von Renate Silberer stiftet bei genauem Lesen gehörige Verwirrung; der Dialekt im Lydia Haiders rabiatem Text lässt uns Hören und Sehen vergehen; das unablässige lyrische Sprechen eines Wilhelm Rager oder die Einebnung zwischen Kunst und Literatur, an die Christian Steinbacher in seinem „Dossier“ zum 2020 verstorbenen bildenden Künstler und Autor M.Rutt (Günther Haidinger) erinnert, stellen nur einige der vertretenen ästhetischen Positionen dar. Traditionelle Erzählungen stehen neben dem abenteuerlichen Versuch eines Hans Bednar, seine Reise in den Sudan Mitte der 1970er Jahre unter dem bezeichnenden Titel „Ich bin also im Gepäcksnetz gestorben“ in Griff zu bekommen. Der umfangreiche Text der Historikerin und Anthropologin Ortrun Veichtlbauer begibt sich auf die Suche nach einer neuen, hybriden Form des Schreibens zwischen Literatur und Geschichte. „ST. P. Eine Mikrogeschichte“ rollt in einer vielschichtigen und quellengesättigten Rekonstruktion des Lebens ihres Großvaters ein Stück „kalter“ Zeitgeschichte auf. „Mein Innviertler Opa Anton sprach zu uns Kindern kaum über den Großen Krieg seiner Jugend (…) von all dem sollte ich erst später hören, als ich erwachsen war.“ Der Erste Weltkrieg, die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, wird bis heute europaweit durch Kriegerdenkmäler memoriert, zugleich aber durch die Katastrophengeschichte des Zweiten Weltkriegs überdeckt. Bekanntlich reicht unsere persönliche Erinnerung kaum über zwei Genrationen hinaus. Veichtlbauer beschreibt die Härte des Alltags im Innviertel zu Jahrhundertbeginn, die Bedeutung von Burschenschaften und Katholizismus, schließlich den Weg über die Schlachtfelder Osteuropa und des Balkans bis zur Rückkehr in die Heimat. Am Ende steht eine Frage, die an den Anfang erinnert: „Und wie geht es weiter? In Österreich herrschte 1918 Hunger.“ (, Vorwort)
Aktualisiert: 2021-12-16
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Der Liebesdilettant

Der Liebesdilettant von Tiefenbacher,  Andreas
Wenzel denkt viel nach, liest viel, aber je näher seine Gedanken an ihn selbst herankommen, desto mehr Alkohol braucht er, um sie erträglich zu machen. Dabei sollte er mitten im Leben stehen: Als Zivildiener immer an der Grenze zwischen Leben und Tod, wohnt er gerade noch mit seiner Freundin zusammen und will seine Beziehung mit ihr retten. Er schafft es nicht. Denkt er zu negativ, und deswegen sieht alles viel schrecklicher aus, als es ist? Oder lässt er sich umgekehrt auf Situationen und Personen ein, vor denen jeder andere schon längst davongelaufen wäre? Ist er durchgedreht, oder ist eben das Leben so? Das Leben eines Dreißigjährigen, der seine über Generationen vererbte Lederhose genauso liebt wie reiselustige und sonnenhungrige Powerfrauen?
Aktualisiert: 2020-12-29
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Aktualisiert: 2020-12-29
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