Die Einzigartigkeit Jerusalems ist bereits Grund genug für eine Sammlung von Jerusalem-Gedichten. Schon aus dem Namen ergibt sich eine innere Begründung für die Anthologie: Das hebräische Wort „Jeruschalajim“ bedeutet Haus (jeru) des Friedens (schalom), und bei den Arabern heißt Jerusalem heute noch El Kuds, „die Heilige“.
Jerusalem ist seit Menschengedenken ein heilsgeschichtlicher Ort. Wie keine andere Stadt ist es das verheißungsvolle Sinnbild für den himmlischen Frieden. Mit ihm verbindet sich die Sehnsucht nach einer idealen Welt und Gesellschaft. Für alle drei Weltreligionen ist Jerusalem die „heilige Stadt“: für die Juden, weil Gott sie sich zu seinem Wohnsitz erwählt hat (Ps 132); für die Christen, weil Jesus von Nazareth in ihr lebte, wirkte, starb und auferstand; für die Muslime, weil Mohammed seine nächtliche Himmelsreise von hier aus antrat.
Jerusalem ist ein Ort, der sich – trotz starrer Traditionen – in andauerndem Umbruch befindet und permanenter Verwandlung aus¬gesetzt ist. Keine andere Stadt weist ein so außerordentliches Profil auf, und in keiner anderen Stadt zeigt sich eine solche Vielfalt und Gegensätzlichkeit, sind Vergangenheit und Gegenwart so intensiv erfahrbar. Hier verdichten sich die geistigen, religiösen und gesellschaftlichen Phänomene der Zeit: Jerusalem ist die Stadt des Gebets und des Dialogs, aber auch die umkämpfte, „zerrissene“ Stadt der Konflikte und Auseinandersetzungen.
Wie viele Bücher über diese Stadt schon geschrieben, wie viele Lieder zu ihrem Preis gesungen und wie viele Bilder von ihr bereits gemalt worden sind, die in dieser Anthologie versammelten Gedichte bezeugen, dass Jerusalem nicht nur der Inbegriff eines bedeutsamen historischen und religiösen Ortes ist, sondern auch als räumlicher Bezugspunkt existenzieller Erfahrung dient.
„Jerusalem ist“ – nach Eshkol Nevo – „eine Stadt, die dir das Herz öffnet“.
Die vorliegende Auswahl der in Deutsch zugänglichen Jerusalem-Gedichte beschränkt sich auf Texte des 20. und 21. Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2019-11-13
Autor:
Jenny Aloni,
Jehuda Amichai,
Rose Ausländer,
Franz Baermann Steiner,
Eva Basnizki,
Schalom Ben-Chorin,
Gershom Ben-David,
Uriel Birnbaum,
Netti Boleslav,
Wilhelm Bruners,
Matthias Buth,
T. Carmi,
Paul Celan,
Hilde Domin,
Cordelia Edvardson,
Albert Ehrenstein,
Hans Magnus Enzensberger,
Lea Goldberg,
Siegfried Heinrichs,
Matthias Herrmann,
Annemarie Königsberger,
Werner Kraft,
Dietrich Krusche,
Johannes Kühn,
Reiner Kunze,
Lola Landau,
Günter Lanser,
Else Lasker-Schüler,
Prof. Dr. Verena Lenzen,
Prof. Dr. Birgit Lermen,
Yvonne Livay,
Ossip Mandelstamm,
Gabriele Markus,
Christoph Meckel,
Peter Horst Neumann,
Dagmar Nick,
Dan Pagis,
Heinz Politzer,
Rolf Radlauer,
Asher Reich,
Rainer Maria Rilke,
Joachim Ringelnatz,
David Rokeah,
Uri Rosenheim,
Tuvia Rübner,
Nelly Sachs,
Bruno Stephan Scherer,
Shin Shalom,
Ilana Shmueli,
Sulamith Sparre,
Michael Speier,
Arnold Stadler,
Ludwig Strauss,
Manfred Winkler,
Zelda,
Magali Zibaso,
Helmut Zwanger
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Es sind erste und zugleich späte Gedichte der Autorin aus der Bukowina
Aktualisiert: 2020-10-14
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Tollen im Neuschnee
blendendes Weiß wie nie wieder
und wie’s frostig im Kindermund schmilzt
Flieder von damals
der Duft verborgener Veilchen
Gras frisch gemäht
glühende Sonne
träumen im Nussbaum
kleine grün-braune Finger
auf rauher Rinde
all das – darf man es nennen
es zieht
es zieht
die Hand meiner Schwester
die so früh wieder losließ
Aktualisiert: 2019-02-02
> findR *
Ilana Shmueli, 1924 in Czernowitz geboren, seit 1944 in Israel, arbeitete über lange Jahre als Sozialpädagogin in Tel Aviv. Heute lebt sie in Jerusalem. Im Suhrkamp Verlag liegt ihr Briefwechsel mit Paul Celan vor, im Rimbaud Verlag sind ihre Gedichte 'Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt' und ihre Erinnerungen 'Ein Kind aus guter Familie' erschienen.Zuletzt erhielt sie 2009 den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil.
Aktualisiert: 2019-02-02
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Ein gesegnetes Vermächtnis (Auszüge aus dem Vorwort zum Buch)
Auf Vaters Schreibtisch im Büro stand ein eingerahmtes Foto, das ein anziehendes Profil einer jungen, attraktiven Frau wiedergab und mit drei Worten: "Eine schöne Unbekannte" lakonisch beschriftet war (Seite 19). Mit diesem Scherz irritierte Vater manchmal Leute, die nicht wußten, daß es seine Cillyka, unsere Mutter war.
Einmal betrat ein Geschäftsfreund aus Bukarest zum ersten Mal Vaters Büro. Fasziniert konnte er seinen Blick nicht mehr vom Foto der "schönen Unbekannten" abwenden. Begeistert bat er Vater, ihn darüber aufzuklären. Freundlich schmunzelnd lud mein Papa seinen nichtsahnenden Geschäftsfreund als Gast nach Hause ein. Doch als es an der Wohnungstür klingelte, die "schöne Unbekannte" selbst dem Besucher die Tür öffnete, dieser dann verblüfft und wie angewurzelt vor Mutter stehen blieb, verstand Vater sofort, daß ihm sein Scherz gelungen war.
Die Liebe meines Vaters zu seiner schönen Frau war unendlich groß.
Als der Gymnasiast Moritz Bartfeld in das Haus der Familie Reitmann einquartiert wurde, war Cillyka erst drei Jahre alt. Schon damals erklärte er in vollstem Ernst, daß er nur Cilly heiraten und solange auf sie warten werde.
Die Postkarte mit Vaters Foto in der Uniform seines K.u.K. Infanterie-Regiments und einer langen Widmung auf der Rückseite (S. 8) erreichte seine Cillyka im Jahre 1918, knapp vor Ende des Ersten Weltkrieges.
Viele Jahrzehnte konnte ich die gotische Schrift der Widmung nicht entziffern. Erst im Jahre 2001, als ich mich in Freiburg an der Tagung "Frauen im Exil" beteiligte, traf ich dort eine sehr liebe ältere Lehrerin: Gisela Strasburger konnte Vaters Handschrift lesen! Ich erfuhr nun endlich, daß die Widmung eigentlich ein rührendes Liebesgedicht meines Vaters an seine Cilly war: (S. 7).
Mama Cilly (Cecilia Reitmann, 14.11.1901 – 21.04.1998) wuchs in einer einfachen, bürgerlichen, jüdischen Familie als Älteste von fünf Geschwistern auf und zog mit ihrem Liebreiz, ihrer Güte und Hilfsbereitschaft alle Herzen an, die sie umgaben. Sie wurde eine Frau, die sich im Laufe ihres schweren Lebens tapfer und unbetrübt durchkämpfte. Sie besaß eine bewundernswerte seelische Kraft und einen nie erlahmenden Mut.
Mama Cillys Jugend war von der Vielfalt der musikalischen und literarischen Ereignisse ihrer Familie geprägt. Es war eine Einfühlsamkeit, die sie immerfort begleitete und bei ihr ein fast stetes Glücksgefühl erweckte. Ich bin mir bis heute nicht im klaren, woher dieser außergewöhnliche Hang zum Geistigen kam, die Neigung zum Schönen in verschiedensten Formen, die Tendenz zum künstlerischen Ausdruck, besonders durch Lieder, Arien aus Opern oder Operetten, aber auch durch verschiedene Volksweisen, Balladen und Gedichte.
Als hochbetagte Frau deklamierte sie noch 1992 in der Prüfung der "Zugehörigkeit zum deutschen Sprach- und Kulturkreis" Gedichte von Heine und Goethe, Balladen von Schiller und sang mit leiser Stimme die "Lorelei". In ihrem freien Aufsatz schrieb sie damals: "Ich dachte nie, daß ich in meinem Alter noch eine Prüfung ablegen werde. Es bereitete mir aber große Freude, weil ich die Gelegenheit hatte, mich an die Jugend zu erinnern."
Schon in frühster Jugend, zeigte sich auch Cillykas beachtenswertes Talent zur Schneiderei, was sie mit der Anfertigung von allerlei Kleidungsstücken für ihre Mutter und Geschwister bewies. Als Otti und ich heranwuchsen, besuchte Mutter einen Schneidersalon, um sich in diesem Fach zu vervollständigen und um ihren Kindern die Kleidung selbst nähen zu können. Damals konnte sie gar nicht ahnen, daß ihre Nähkunst in der sibirischen Verbannung unsere Rettung sein würde.
Als unsere Familie im Juni 1940 ganz plötzlich und völlig unvorhergesehen nach Sibirien zwangsdeportiert wurde, sah sich Mama Cilly gezwungen, nach Vaters frühem Tod statt am Unglück zu zerbrechen, das Leben von uns Kindern in die eigene Hand zu nehmen, unsere Stütze und unser Rückgrat zu werden (dazu S. 56). Durch die leidvollen Erfahrungen in Sibirien aktivierten und verstärkten sich die verborgenen Kräfte ihrer Seele. Ein wichtiger Hinweis auf Mutters Stärke war auch ihre aufrichtige Anteilnahme am Schicksal anderer in Not geratener Menschen.
Im Jahre 1996 erschien mein erstes Buch Dennoch Mensch geblieben (Hartung-Gorre Verlag, Konstanz). Mutter saß fast täglich früh morgens mit diesem kleinen Bändchen in der Hand in Tel Aviv auf der Veranda am Fenster und las mit Andacht meine Kurzgeschichten aus Czernowitz und aus der sibirischen Verbannung. Lächelnd meinte sie: "Das ist mein 'Siderl'!" (Sidur -Gebetbuch). Mama Cilly war auch bei der Präsentation dieses Buches hier in Tel Aviv stolz und zufrieden dabei (Foto S. 57); anschließend schrieb sie mir mit fester Hand in schöner Schrift folgende Worte zum Andenken:
Nach so viel Leid in meinem Leben, ist es plötzlich so hell und schön geworden. Es war der schönste und der erfolgreichste Nachmittag meiner Margit. Hilf Gott auf ihren weiteren Wegen. Mama.
Und:
Richte nie den Wert der Menschen in kurzer Stund.
Oben sind bewegte Wellen, doch die Perle liegt am Grund.
Mama Cillys Worte machen mich glücklich und bleiben für immer ein liebenswürdiges, nobles, gesegnetes Vermächtnis.
Margit Bartfeld-Feller Tel Aviv, 18. August 2009
Aktualisiert: 2020-12-10
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Ilana Shmueli, 1924 in Czernowitz geboren, seit 1944 in Israel, arbeitete über lange Jahre als Sozialpädagogin in Tel Aviv. Heute lebt sie in Jerusalem. Ilana Shmueli ist bekannt als Jugendfreundin und dann auch als späte Freundin Paul Celans. Im Suhrkamp Verlag liegt ihr Briefwechsel mit Paul Celan vor.
„Als Überlebende des Holocaust“, schreibt sie, „wurde ich Zeugin dessen, was der Mensch dem Menschen antun kann. Das spiegelt sich in meinen Gedichten wider. Meine Gedichte helfen mir, das ,andere Licht’ im dunklen Tunnel der Schöpfung zu finden.“
Aktualisiert: 2020-01-28
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Aharon Appelfeld: Die Eismine
Rose Ausländer: Erinnerungen an eine Stadt · Ins Nichts gespannt
Elisabeth Axmann: die donau der mieresch · Erinnerungen
Klara Blum: Czernowitzer Ghetto
Paul Celan: Die Geisterstunde · Es fällt nun, Mutter, Schnee · Nähe der Gräber
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Alfred Gong: Bukowina · Ihr werdet vergessen · Kinderlied über'n "Jud" · Mein Vater · Topographie
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Itzig Manger: Die Ballade vom weissen Brot
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Moses Rosenkranz: Bukowina 1940-1941 · Die Blutfuge · Der Erledigte · Der Todeszug · Jüdisches Morgenlied 1941
Dorothea Sella: Der Ring des Prometheus
Ilana Shmueli: Erinnerungen · Ohne Boden war die Heimat
Edith Silbermann: Erinnerungen
Immanuel Weißglas: Babylonische Klage · Er
Manfred Winkler: Das Gedicht vom Nichts · Der Flüchtling 1938
Aktualisiert: 2019-02-03
Autor:
Bernhard Albers,
Aharon Appelfeld,
Rose Ausländer,
Elisabeth Axmann,
Klara Blum,
Paul Celan,
Georg Drozdowski,
Robert Flinker,
David Goldfeld,
Alfred Gong,
Edgar Hilsenrath,
Leo Katz,
Heinz Kehlmann,
Alfred Kittner,
Jürgen Kostka,
Itzig Manger,
Itzik Manger,
Alfred Margul-Sperber,
Selma Meerbaum,
Selma Meerbaum-Eisinger,
Gregor von Rezzori,
Moses Rosenkranz,
Dorothea Sella,
Ilana Shmueli,
Edith Silbermann,
Immanuel Weißglas,
Manfred Winkler
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Es sind Erinnerungen der Autorin, bis sie mit ihrer Familie aus der Bukowina vertrieben wurde.
Aktualisiert: 2022-03-04
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Ilana Shmueli, 1924 in Czernowitz geboren, seit 1944 in Israel, arbeitete über lange Jahre als Sozialpädagogin in Tel Aviv. Heute lebt sie in Jerusalem. Im Suhrkamp Verlag liegt ihr Briefwechsel mit Paul Celan vor, im Rimbaud Verlag sind ihre Gedichte 'Zwischen dem Jetzt und dem Jetzt', ihre Erinnerungen 'Ein Kind aus guter Familie' und 'Zeitläufe – ein Brief' erschienen.
Zuletzt erhielt sie 2009 den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil.
Aktualisiert: 2020-04-06
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