Zeitschrift für Semiotik / Lachen als Zeichenprozess

Zeitschrift für Semiotik / Lachen als Zeichenprozess von Lynn,  Ulrike, Opletalová,  Veronika
Aus dem Inhalt: Sabine Kowal und Daniel C. O’Connell: Psycholgische Ansätze zur Erforschung des Lachens Summary. The following article provides a selective review of more than 130 years of research on the definition, types, and functions of adult vocal laughter from the point of view of psychology. The review shows that laughter has not been extensively researched, although it has been claimed to be a promising topic for psychologists. Empirical approach-es have, in the course of time, focused increasingly on the communicative functions of laughter in spoken dialogue. Methodologically, this approach has included the interdisciplinary efforts of phonetics, linguistics, and conversation analysis. The field-observational research of the present authors, presented in summary fashion, has conceptualized laughter as a paralinguistic, nuanced rhetorical tool in the hands of experts (Hannah Arendt) and politicians (Hillary and Bill Clinton) in media interviews, and actors in the movie The Third Man and in the BBC mini-series Pride and Prejudice. The findings indicate that the two types of laughter (HA-HA laughter and suprasegmental laughter) may have different communicative functions, that gender may be an important variable in determining type, amount, duration, and function of laughter, that vocal laughter is not necessarily related to humorous content, and that HA-HA laughter may be functionally similar to interjections. Zusammenfassung. Der folgende Aufsatz gibt eine selektive Zusammenfassung der mehr als 130-jährigen Geschichte und des gegenwärtigen Forschungsstandes zu Definition, Arten und Funktionen des vokalen Lachens von Erwachsenen aus psychologischer Perspektive. Der Überblick zeigt, dass das Lachen bisher zwar nur sporadisch untersucht wurde, zugleich aber als vielversprechendes Thema betrachtet wird. Im Laufe der Zeit ist in empirischen Untersuchungen die kommunikative Funktion des Lachens in gesprochenem Dialog in den Mittelpunkt gerückt. Methodologisch ist dieser Forschungsansatz interdisziplinär mit Phonetik, Linguistik und Konversationsanalyse verknüpft. In unserer eigenen Feldforschung haben wir das Lachen speziell als ein rhetorisches Mittel konzeptualisiert, das von ExpertInnen (Hannah Arendt) und PolitikerInnen (Hillary und Bill Clinton) in Medieninterviews sowie von SchauspielerInnen in dem Film The Third Man und in der BBC Mini-Serie Pride and Prejudice verwendet wird, um individuelle Einstellungen mit Hilfe von paralinguistischen Mitteln indirekt auszudrücken. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass HA-HA-Lachen und suprasegmentales Lachen unterschiedliche kommunikative Funktionen haben können, dass das soziale Geschlecht wesentlich die Art, die Häufigkeit und die Funktion des Lachens bestimmen kann, dass Lachen nicht notwendig im Kontext humorvoller Äußerungen auftritt und dass HA-HA-Lachen funktionale Ähnlichkeiten mit Interjektionen aufweist. Jennifer Hofmann und Willibald Ruch: Gibt es ein Lachen der Schadenfreude? Summary. At the beginning of the 20th century, authors concerned with Ausdruckspsychologie ("expression psychology") described the existence of a specific visual and auditory morphological pattern of schadenfreude laughter. They were putting enormous efforts in visual and verbal illustrations of several laughter types, but those ideas have been widely neglected in modern research. Preceding studies on the frequency and intensity of smiling and laughter in 16 positive emotions showed that not only amusement, but also schadenfreude elicited laughter and more intense facial displays of smiling and laughter. Thus, the current study investigated three hypotheses on the facial expression of schadenfreude in 17 recalled schadenfreude events. The results showed that schadenfreude went along with laughter very often (laughter occurred in over 70 % of the recalled schadenfreude memories). The facial expressions of smiling and laughter in schadenfreude were frequently accompanied by markers of display regulation and dampening. Therefore, the joyful expression of schadenfreude in the face (Duchenne display) is often distorted by regulation or dampening actions. This is probably due to the social desirability of not laughing at others’ misfortunes. Zusammenfassung. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben die Ausdruckspsychologen sowohl einen spezifischen Gesichtsausdruck als auch eine besondere Lautbildung, die nur dem Lachen der Schadenfreude zu eigen sein sollte. Leider wurden diese Ideen bislang nur unzureichend durch gezielte Untersuchungen weiterverfolgt. Vorarbeiten zur vorliegenden Studie, in denen die Häufigkeit und Intensität von Lächeln und Lachen in 16 positiven Emotionen untersucht wurden, zeigten, dass nicht nur Erheiterung systematisch mit Lachen und intensiveren mimischen Reaktionen einhergeht, sondern auch Schadenfreude. Aufbauend auf diesen Ergebnissen testete die vorliegende Studie drei Hypothesen zum mimischen Ausdruck von Schadenfreude in 17 erinnerten Schadenfreude-Erlebnissen. Die Resultate zeigen, dass Schadenfreude sehr oft mit Lachen einherging (in 70 % der Schadenfreude-Erlebnisse) und darüber hinaus die mimischen Ausdrücke oft durch Marker der Regulierung/Dämpfung des Ausdruckes gekennzeichnet waren. Während Schadenfreude also durch den für Freude typischen Gesichtsausdruck gezeigt wird (Duchenne-Display), findet im sozialen Kontext oft eine sichtbare Abschwächung (Regulation) oder ein Verbergen des Ausdrucks statt. Dies ist womöglich darauf zurückzuführen, dass es sozial nicht akzeptabel ist, über den Schaden anderer öffentlich zu lachen. Andrea Moshövel: vor freude lachen, one herze lachen, vor lachen sterben – Zu Zeichenhaftigkeit und Semantik von lachen im Frühneuhochdeutschen Summary. In this article laughter is defined as a double structured bodily sign. On the one hand, laughter can be read as an unintentional indicator of the mood, the attitude and the feeling of the laughing person, while on the other hand it may also be assumed that laughter is deliberately used for a communicative purpose, for instance to cement a friendship, to distance oneself from someone, or to degrade someone. Subsequently, by means of the Early Modern High German expression lachen, it is examined how laughter as a bodily sign is interpreted in Early Modern High German texts, that is, in the late Middle Ages and the Early Modern Age, which possess different concepts of laughter. It is demonstrated that in the discourse on laughter, the question of meanings and sign functions play an important role in assessing, controlling and regulating it. Zusammenfassung. In diesem Beitrag wird Lachen zunächst als ein Körperzeichen mit einer doppelten Zeichenstruktur definiert. Einerseits lässt es sich als unbeabsichtigtes Anzeichen einer Stimmung, Haltung oder Gefühlslage des Lachenden deuten; andererseits kann dem Lachenden unterstellt werden, dass er es intentional zu einem kommunikativen Zweck einsetzt, um beispielsweise eine Beziehung anzubahnen, zu festigen, sich zu distanzieren, jemanden herabzusetzen oder auszugrenzen. Anhand des frühneuhochdeutschen Ausdrucks lachen wird der Frage nachgegangen, wie Lachen als Körperzeichen in frühneuhochdeutschen Texten, das heißt in der Zeit des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, in der es unterschiedliche Konzepte des Lachens gibt, gedeutet und bewertet wird. Im Diskurs über das Lachen in frühneuhochdeutschen Texten erweist sich die Frage nach einer eindeutigen Lesbarkeit des Lachens in seiner Zeichenhaftigkeit als ein wesentlicher Bestandteil der Praktiken seiner Beurteilung, Kontrolle und Regulierung. Willibald Ruch und Lisa Wagner: Attribute des Lachens: Ein lexikalischer Ansatz Summary. Laughter occurs in different social situations, is triggered by different stim-uli and can go along with a number of affective states. This variability is largely mirrored in natural language that is used to describe laughter: In a study using a lexical approach, more than 1000 different words used to describe laughter were identified. On the basis of this word list, a classification of formal attributes of laughter was defined. Building on these results, the present study investigates whether or not 20 adjectives describing affective and motivational states and that have been used in previous research can be described on the formal aspects of basic parameter (e.g. duration), intensity, sound, uniqueness and regulation. A hierarchical cluster analysis based on data of 81 participants showed that five clusters could be distinguished. Some of these clusters differed substantially in regard to the formal aspects. The results suggest that the dimensions based on the lexical approach are useful to characterize different kinds of laughter and can be used for future research. Zusammenfassung. Lachen kommt in unterschiedlichen sozialen Situationen vor, wird von unterschiedlichen Arten von Stimuli ausgelöst und geht mit unterschiedlichen Emotionen einher – dies führt zu einer großen Variabilität von Lachen. Diese Variabilität spiegelt sich in der Sprache wider, die dazu verwendet wird, Lachen zu beschreiben: In der deutschen Sprache fanden sich in einer korpuslinguistischen Analyse mehr als 1000 Wörter, die für eine Beschreibung bzw. Differenzierung verschiedener Arten von Lachen gebraucht wurden. Auf dieser Grundlage konnte eine Klassifikation formaler Aspekte des Lachens entwickelt werden. Aufbauend auf dieser Klassifikation wurde in der vorliegenden Studie untersucht, ob 20 Adjektive, die affektive und motivationale Aspekte von Lachen beschreiben und die bereits vorher in der Forschung verwendet wurden, anhand der Dimensionen basaler Parameter (z.B. Dauer), Intensität, Klang, Einzigartigkeit und Regulation differenziert werden können. In einer hierarchischen Clusteranalyse über die Einschätzungen von 81 Erwachsenen hinweg wurden fünf Cluster identifiziert, die sich zum Teil deutlich in den gewonnenen Dimensionen unterschieden. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die über den lexikalischen Ansatz gewonnenen Dimensionen nützlich zur Beschreibung verschiedener Arten des Lachens und zum Einsatz in weiterer Forschung sind. Veronika Opletalová: Lachen als Lachreiz. Zeichentheoretische Aspekte des Lachyoga Summary. The present article investigates laughter in the context of laughter therapy. Laughter yoga, a technique developed in India, is based on a prolonged voluntary laughter in the group, combined with yogic breathing and stretching. According to programmatic statements of laughter yoga founder Madan Kataria, his practice can be characterized as "laughing for no reason". This phrase became a slogan of laughter yogis, al-though it is not fully realistic, since this exercise program contains various elicitors of exhilaration and laughter that are interrelated with the laughter itself. Laughing is embedded in funny situations by which emotional contagion is specifically supported. Furthermore, the trainer’s laughter can function as an invitation or a request to laugh. The present article focuses on sign processes connected with laughter and deals with the following question: How can contagious laughter, invitation and request to laugh be modeled on a semiotic basis? Pantomimic laughter yoga exercises also show an interesting interplay between laughter and gestures that shall be discussed. Zusammenfassung. Der vorliegende Artikel untersucht Lachen im Kontext der Lachtherapie. Das in Indien entstandene Lachyoga beruht auf dem willkürlichen Lachen in der Gruppe, welches durch einfache Yoga-Atem- und Dehn-Übungen begleitet wird. Sein Urheber Madan Kataria hat die Technik als „Lachen ohne Grund" charakterisiert, was zum Slogan der Lachyogis wurde. Bei genauerem Hinsehen bildet Lachyoga jedoch ein durchdachtes System von Auslösern der Erheiterung und des Lachens, in dem das Lachen selbst instrumentalisiert wird. Lachen wird in spielerische Kontexte eingebettet, wobei gezielt emotionale Ansteckung gefördert wird; außerdem fungiert das Lachen des Leiters als Einladung beziehungsweise Aufforderung zum Mitlachen. In diesem Artikel werden ansteckendes Lachen, Einladungen und Aufforderungen zum Mitlachen semiotisch modelliert. Da die meisten Lachübungen sprachlose Darstellungen von mehr oder weniger typischen Lachsituationen enthalten, bieten sie außerdem Anlass zu Überlegungen über das Verhältnis zwischen Gelächter und Gesten in der Pantomime. Martin Foret: Gelächter im stummen Code. Darstellungen des Lachens im Comic Summary. The paper explores ways of representing smiles and laughter in comics. First a semiotic delimitation of comics is proposed, which can be understood as a code that operates in one sensory channel and simulates receptive synaesthesia. The roots of the expression of smiles within the pictorial code are found in the work of the cartoon-ists of the 18th and 19th centuries who created early examples of sequential art, thus establishing the tradition of later picture stories and comics. The paper then focuses on how the acoustic dimensions of laughter are represented by typographical means in comics, for example by using graphical conventions of lettering and font design. Different types of smiles and laughter are demonstrated by illustrative examples from a range of genres and styles, from the ligne claire through distinctive cartoon drawings to realistic artwork. The results are discussed in the broader context of the expression of emotions in comics. Zusammenfassung. Der Artikel untersucht die Darstellung von Lachen und Lächeln im Comic. Eingangs wird eine semiotische Abgrenzung des Comics als eigenständiger Kode vorgeschlagen, der im einkanaligen Medium operiert und eine rezeptive Synästhesie simuliert. Die Wurzeln der Darstellung des Lächelns im Bildkode werden bei den Karikaturisten des 18. und 19. Jahrhunderts verortet, die auch Bildsequenzen schufen, welche später die Tradition der Bildergeschichten und Comics einleiteten. Anschließend wird die akustische Dimension des Lachens fokussiert. Sie wird im Comic-Kode durch typographische Mittel repräsentiert, die auch andere Arten nonverbalen vokalen Verhaltens darstellen und Bedeutungen von verbalen Äußerungen präzisieren und modifizieren können. Die untersuchte Thematik wird anhand von Comicbeispielen demonstriert, die unterschiedlichen Comicgenres und -stilen (von der ligne claire bis zur realistischen Darstellung) angehören. Abschließend werden die Ergebnisse im Kontext der Erforschung von Emotionsdarstellungen im Comic diskutiert. Yixin Wu und Christian Trautsch: Die Struktur und Funktion von mimischen Emotikons in Deutschland und in China Summary. In the last two decades emoticons have become one of the most efficient means for the expression of emotions in written texts. Especially popular are emoticons with the facial traits of laughing and smiling persons. The present article analyzes the results of a comparative study of Chinese and German emoticons with special consid-eration of the relation between signs and objects. Zusammenfassung. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich Emotikons zu einem der effizientesten Mittel für den Ausdruck von Emotionen in geschriebenen Texten entwickelt. Besonders beliebt sind Emotikons, in denen lachende und lächelnde Gesichter dargestellt werden. Der vorliegende Beitrag analysiert die Ergebnisse einer vergleichenden Studie von chinesischen und deutschen Emotikons unter besonderer Berücksichtigung der Beziehung zwischen Zeichen und Objekten.
Aktualisiert: 2020-05-26
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