Demokratiedämmerung

Demokratiedämmerung von Oberlin,  Gerhard
Der Verfasser geht von der Hypothese aus, dass die parlamentarischen Demokratien vor allem des »alten Westens« (Europa und Nordamerika) im Begriff sind, alles zu verlieren, was sie einst aus einer utopischen Idee entstehen ließen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wenn der private Wohlstand als Ziel der Massen erstrebt und erreicht wird, liegt die bürgerliche Teilhabe genau so weit in utopischer Ferne wie die Ideale der Demokratie. Goethes Verse aus dem Faust, die diesem Buch als Motto dienen, sind im Namen eines Bürgertums verfasst, das seinerzeit schon staatstragend bedeutsam war: »Was du ererbt von deinen Vätern hast,/ Erwirb es, um es zu besitzen« – will sagen: Auch der Wohlstand muss durch jedermanns Hände Arbeit von Generation zu Generation neu geschaffen werden. Nur als ›erworbenes‹ Wertziel kann er sich politisch legitimieren. Wie destruktiv dagegen der Wohlstandsprivatismus dem Gemeinwohl in einer freiheitlichen Demokratie entgegensteht, soll dieses Buch analysieren. Sein Fazit wird zeigen, dass Mitbestimmung und Solidarität für die wachsenden Massen unseres Planeten, die nach Wohlstand streben, ein zunehmend fernerer Traum ist, der zum dystopischen Albtraum wird, wenn Ideal und Wirklichkeit sich bekämpfen.
Aktualisiert: 2023-06-08
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Palavergehorsam

Palavergehorsam von Oberlin,  Gerhard
Zu fragen ist, warum ausgerechnet in Zeiten anschwellender Informationsflüsse die Desinformation immer größeres Ausmaß annimmt; weshalb immer mehr Gebildete immer mehr Unbildung in Sachen Quellenvalidierung und Medienkritik verraten. Wirken die Mittel der Massenkommunikation kontraproduktiv in Sachen Faktencheck und Urteilsbildung? Der Vergleich, der in der Metaphorik des Buchtitels mitschwingt, sieht Gemeinsamkeiten zwischen der Hörigkeit des Verschwörungstheoretikers und dem »Kadavergehorsam« des (soldatischen) Befehlsempfängers, der seine sozialgeschichtlichen Wurzeln in Systemen der Hierarchie hat. Im Blickpunkt steht damit ein Nachfahre jenes autoritären Charakters, den u.a. Erich Fromm ab den 1930er Jahren beschrieb und den der Kulturhistoriker Johan Huizinga für die »Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit« verantwortlich machte, als er 1935 klagte: »Das Ärgste ist die überall wahrnehmbare ›indifférence à la vérité‹, die in der öffentlichen Anpreisung des politischen Betrugs ihren Gipfel erreicht.«
Aktualisiert: 2023-06-02
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Droste verstehen

Droste verstehen von Oberlin,  Gerhard
Sobald man sie mit ihrem vollen Namen Annette von Droste-Hülshoff nennt, gerät man in Widerspruch zu (frühen) Leseerfahrungen, die sich auf die (Schul-)Lektüre der Judenbuche beziehen. Das dort geschilderte raue Wilderer- und Dorfmilieu, die einfühlsame Psychologie des hochstaplerischen Friedrich Mergel, der das Zeug zum Verbrecher hat, überrascht doch zumindest aus der Feder eines »Freifräuleins«, das im biedermeierlichen Luxus von Burgen, Landhäusern und Schlössern lebte. Kaum naheliegend, dass die Zeitgenossin Heinrich Heines, als unverheiratete Frau, (Ton-)Dichterin und Mäzenatin ohnehin der Schrulligkeit verdächtigt, soziale Schichten jenseits der feudalen Obrigkeit erforschte und menschliche Dramen in der verarmten Landbevölkerung aufspürte. Gesellschaftliche Grenzen waren Sache der »Stockwestfälin« aus dem Münsterland nicht, ebenso wenig wie konfessionelle, landessprachliche oder nationale. Als eine der ersten Frauen erhob sie berufsliterarischen Anspruch, auch wenn die schreibende Männerwelt ihre Arbeiten ignorierte. Mit ihrer Prosa wechselt der literarische Ton zum dokumentarischen Realismus, wie ihn damals nur Büchner, Hebbel oder der gleichaltrige Gotthelf anschlugen. Moderne Töne auch in der Lyrik, wo sie fotografisch »ganz Auge« ist. Stark genug, »unsre blasierte Zeit mit dem Rücken anzusehn«, war sie sich ihres Nachruhms sicher: »Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.«
Aktualisiert: 2023-05-17
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Demokratiedämmerung

Demokratiedämmerung von Oberlin,  Gerhard
Der Verfasser geht von der Hypothese aus, dass die parlamentarischen Demokratien vor allem des »alten Westens« (Europa und Nordamerika) im Begriff sind, alles zu verlieren, was sie einst aus einer utopischen Idee entstehen ließen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wenn der private Wohlstand als Ziel der Massen erstrebt und erreicht wird, liegt die bürgerliche Teilhabe genau so weit in utopischer Ferne wie die Ideale der Demokratie. Goethes Verse aus dem Faust, die diesem Buch als Motto dienen, sind im Namen eines Bürgertums verfasst, das seinerzeit schon staatstragend bedeutsam war: »Was du ererbt von deinen Vätern hast,/ Erwirb es, um es zu besitzen« – will sagen: Auch der Wohlstand muss durch jedermanns Hände Arbeit von Generation zu Generation neu geschaffen werden. Nur als ›erworbenes‹ Wertziel kann er sich politisch legitimieren. Wie destruktiv dagegen der Wohlstandsprivatismus dem Gemeinwohl in einer freiheitlichen Demokratie entgegensteht, soll dieses Buch analysieren. Sein Fazit wird zeigen, dass Mitbestimmung und Solidarität für die wachsenden Massen unseres Planeten, die nach Wohlstand streben, ein zunehmend fernerer Traum ist, der zum dystopischen Albtraum wird, wenn Ideal und Wirklichkeit sich bekämpfen.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Palavergehorsam

Palavergehorsam von Oberlin,  Gerhard
Zu fragen ist, warum ausgerechnet in Zeiten anschwellender Informationsflüsse die Desinformation immer größeres Ausmaß annimmt; weshalb immer mehr Gebildete immer mehr Unbildung in Sachen Quellenvalidierung und Medienkritik verraten. Wirken die Mittel der Massenkommunikation kontraproduktiv in Sachen Faktencheck und Urteilsbildung? Der Vergleich, der in der Metaphorik des Buchtitels mitschwingt, sieht Gemeinsamkeiten zwischen der Hörigkeit des Verschwörungstheoretikers und dem »Kadavergehorsam« des (soldatischen) Befehlsempfängers, der seine sozialgeschichtlichen Wurzeln in Systemen der Hierarchie hat. Im Blickpunkt steht damit ein Nachfahre jenes autoritären Charakters, den u.a. Erich Fromm ab den 1930er Jahren beschrieb und den der Kulturhistoriker Johan Huizinga für die »Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit« verantwortlich machte, als er 1935 klagte: »Das Ärgste ist die überall wahrnehmbare ›indifférence à la vérité‹, die in der öffentlichen Anpreisung des politischen Betrugs ihren Gipfel erreicht.«
Aktualisiert: 2023-03-16
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Homo Sapiens –

Homo Sapiens – von Oberlin,  Gerhard
Mit keinem Satz lässt sich Charles Darwin in seinem epochalen Werk Über den Ursprung der Arten (1859) über die Abstammung des Menschen aus. Lediglich zwei Andeutungen legen den Brückenschlag von der Evolution der Tier- und Pflanzenwelt zur Gattung homo nahe. Noch viel weniger kommt er darauf zu sprechen, dass der Mensch mit seiner Ausstattung an Leib, Seele und Geist ein Abzweig der Natur, mindestens aber eine hybride Entwicklung und als solche ein Novum ist. Bei weniger Gefahr religiöses Zartgefühl zu verletzen wäre ihm die innerartliche Gewalt dieser Spezies vielleicht der Erwähnung wert gewesen, verbunden mit dem Hinweis, dass genau dies zu deren Aussterben führen könnte. Ironie des Schicksals war es, dass die »darwinistische« Menschheit weißer Hautfarbe wie zum Beweis des Gegenteils nun die Ausrottung der »Kolonialvölker« betrieb, die vom survival of the fittest noch nichts gehört hatten. Die Zeit war gekommen, dass der Mensch als größter Feind des Menschen in großem Stil an seiner Dezimierung arbeitete. Mit dem Kolonialismus, den Weltkriegen, dem Anthropozän fand homo necans, der »todbringende Mensch« (Walter Burkert) zu seiner evolutionären Bestimmung, gegenwärtig auch indirekt durch Eingriffe in Weltklima, Biosphäre und DNA. Michael Crichton – wir verdanken ihm Jurassic Park – nennt Darwin als Kronzeugen, wenn er das ideengeleitete aggressive Verhalten – »uniquely in the animal kingdom« – für das Aussterben des Menschen verantwortlich macht.
Aktualisiert: 2023-03-16
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Droste verstehen

Droste verstehen von Oberlin,  Gerhard
Sobald man sie mit ihrem vollen Namen Annette von Droste-Hülshoff nennt, gerät man in Widerspruch zu (frühen) Leseerfahrungen, die sich auf die (Schul-)Lektüre der Judenbuche beziehen. Das dort geschilderte raue Wilderer- und Dorfmilieu, die einfühlsame Psychologie des hochstaplerischen Friedrich Mergel, der das Zeug zum Verbrecher hat, überrascht doch zumindest aus der Feder eines »Freifräuleins«, das im biedermeierlichen Luxus von Burgen, Landhäusern und Schlössern lebte. Kaum naheliegend, dass die Zeitgenossin Heinrich Heines, als unverheiratete Frau, (Ton-)Dichterin und Mäzenatin ohnehin der Schrulligkeit verdächtigt, soziale Schichten jenseits der feudalen Obrigkeit erforschte und menschliche Dramen in der verarmten Landbevölkerung aufspürte. Gesellschaftliche Grenzen waren Sache der »Stockwestfälin« aus dem Münsterland nicht, ebenso wenig wie konfessionelle, landessprachliche oder nationale. Als eine der ersten Frauen erhob sie berufsliterarischen Anspruch, auch wenn die schreibende Männerwelt ihre Arbeiten ignorierte. Mit ihrer Prosa wechselt der literarische Ton zum dokumentarischen Realismus, wie ihn damals nur Büchner, Hebbel oder der gleichaltrige Gotthelf anschlugen. Moderne Töne auch in der Lyrik, wo sie fotografisch »ganz Auge« ist. Stark genug, »unsre blasierte Zeit mit dem Rücken anzusehn«, war sie sich ihres Nachruhms sicher: »Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden.«
Aktualisiert: 2023-03-09
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The Day Before the Day After

The Day Before the Day After von Oberlin,  Gerhard
Dass wir angesichts der Bedrohung durch Atomwaffen reichlich unerschrocken erschrecken, ist eine jener Tatsachen, die uns das angebliche ›Gleichgewicht des Schreckens‹ eingehandelt hat. McNamaras Doktrin mit dem Akronym MAD für Mutually Assured Destruction signalisiert (neben unserem kollektiven Geisteszustand) die Harmlosigkeit eines Pulverfasses auf einer glimmenden Feuerstelle. Was als atomarer ›Schirm‹ propagiert wird (und also angeblich für ›Beschirmung‹ sorgt), kann uns die Aussicht auf den nuklearen Holocaust für Natur und Mensch zwar verstellen, aber nicht daran hindern, die Konsequenzen auszumalen. Wenn der Aphoristiker Werner Mitsch feststellt: »Keine Maus der Welt käme auf die Idee, eine Mausefalle zu konstruieren«, pointiert er das Paradox, dass wir uns gegenseitig in Geiselhaft nehmen und im Ernstfall auch Unbeteiligte in den Abgrund reißen. Als wäre mit dem Zuschnappen der Falle nicht nur Leid, sondern auch eine Lust verbunden, die dem Auskosten einer verdienten Strafe gleicht. Ob diese allein auf die Nivellierung von Kultur und Barbarei, Gut und Böse, Utopie und Dystopie steht, ist ein Thema, das Bände füllt, unter anderem dieses Buch, das (neben Physik und Chemie) auch Anthropologie, Ökonomie, Sozialpsychologie und Psychoanalyse zu Rate zieht, um ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen, das Günther Anders einst als ›Apokalypse-Blindheit‹ beschrieb.
Aktualisiert: 2022-11-16
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Die permissive Gesellschaft

Die permissive Gesellschaft von Oberlin,  Gerhard
Auch die Generation der Babyboomer ahnt, dass sich ihr egoistisches Wohlstandsmodell überlebt hat und sie den Nachkommen eine sehr viel bedrohtere, kompliziertere Welt hinterlässt, als sie sie vorfand. Zu den unverdrängbaren Tatsachen gehört, dass Arbeit, Umwelt, Klima, Gesundheit, ja Frieden und Freiheit gefährdet sind und – sie (fast) nichts unternommen hat, um Unheil abzuwenden. Genau in dieser Dramatik kommt das Schuldgefühl daher, das bei vielen aber nicht zu engagierter Mitsprache und Intervention, sondern zu einer verzagten Einmischungsabstinenz führt. Was die Jungen denken, fühlen, ahnen, tun – ihre Eltern und Großeltern scheint es oft nichts anzugehen. Vor allem Jugendliche leben auf einer psychosozialen Insel, sind mit ihrer Zukunft allein und suchen Trost, Zerstreuung, Wärme, Ablenkung in Flashmob-Events und an sozialen Brennpunkten, wo Drogen und Alkohol für Partylaune sorgen. Dieses Buch macht mit seiner Analyse klar, dass es mit permissiver Duldung, Nachsicht, Verständnis seitens der Älteren nicht getan ist, wenn sie ihre Schuld nicht zu Sühne, und das heißt zur Arbeit an Lösungen für die Probleme der Zeit münzen – und im Übrigen dafür sorgen, dass antisoziales Chaos nicht schöngeredet und ungestraft hingenommen wird. Eine „lost generation“ kann sich keine Gesellschaft leisten.
Aktualisiert: 2022-11-22
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Schlaraffenland

Schlaraffenland von Oberlin,  Gerhard
Dass der urbane Wohlstand seine dunklen, ja apokalyptischen Seiten hat, wusste schon der Mythos von Babylon oder die Legende von Sodom und Gomorrha. Die Folgen von Sittenverfall, Krieg, Misswirtschaft oder Naturkatastrophen wurden als Strafen Gottes ausgelegt, wenn die Auswüchse des Wohllebens unnatürlich, abwegig und verwerflich erschienen. Heute gilt weniger das moralische als das ökologische Bewertungsmuster, das die Veränderungen der Biosphäre dem hybriden Handeln der Menschen zuschreibt. Im Zeitalter des Anthropozän scheint nicht nur der größtmögliche Wohlstand für eine größtmögliche Anzahl von Menschen keine Utopie mehr zu sein, sondern die menschliche Spezies an Grenzen zu stoßen, wo Kultur in Perversion umschlägt. „Schlaraffenland“ stellt sich als reale Utopie dar, in der „Apokalypse-Blindheit“ (Günther Anders) dazu führt, dass die Zukunft dem Augenblick und somit der common sense, die soziale Vernunft, dem carpe diem geopfert wird. Wenn dies der Inbegriff des Wohllebens ist, dann wohnt der Konstruktion materieller Hochkultur die Destruktion inne, aus Gründen, die in diesem Buch zu zeigen sind.
Aktualisiert: 2022-11-22
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Rilke verstehen

Rilke verstehen von Oberlin,  Gerhard
Der beiläufige Satz eines japanischen Germanistikstudenten: »Bei Rilke gibt es viel zu verstehen« galt auf Rückfrage nicht den sprachlichen Schwierigkeiten; auch wollte er nicht die Probleme der Deutung ansprechen, sondern es fiel ihm schwer, »die paradoxe Mischung aus Faszination und Befremden« zu begreifen, die Rilkes Texte bei ihm auslösten. Die »Anti-Sympathie«, wie er es nannte, hielt er für den eigentlichen Grund, weshalb dieser Dichter ihn interessiere. Weil der Eindruck des Obsoleten mit dem der Aktualität ständig wechsle, müsse man zuerst sich selbst und seine eigene Zeit verstehen, wenn man Rilke verstehen wolle. Der Student gehörte zu jenen nichtdeutschen Lesern, welche die deutsche Rilke-Leserschaft seit längerem an Zahl und Diskursaktivität übertreffen. Ob in den USA, Frankreich, Russland oder Japan: Rilkes Werke, vor allem aber die Gedichte, gehören dort noch oder wieder zur geistigen ›Grundnahrung‹ der Gebildeten. Dieses Buch soll nicht nur zum Lesen beflügeln und beim ›Verstehen‹ helfen, sondern den ›Zeitgeist‹ von heute mit jenem von damals abgleichen und dazu Rilkes Lyrik um Moderation bitten.
Aktualisiert: 2022-07-21
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Kleist verstehen

Kleist verstehen von Oberlin,  Gerhard
Wenn Autoren sich förmlich in die Moderne hineinschreiben, indem sie diese künstlerisch mitbegründen, entwickeln sie nicht nur neue, nie dagewesene Formen, sondern stoßen auch auf Inhalte, die bisher der Taburegel zum Opfer fielen. Indem sich im Werk dieses früh aus dem Leben geschiedenen Autors sowohl das ›Normale‹ mit dem ›Aberranten‹, das Konventionelle mit dem Unüblichen, das Opportune mit dem Anstößigen mischt, geht auch das Realistische mit dem Fantastischen eine Melange ein, die erstmals surrealistische Züge trägt. Heinrich von Kleist lebte in brennenden oder schwelenden Revolutionszeiten, die mit der Egalität neue Ideale der Selbstbestimmung und Würde hochhoben – und doch wieder verrieten. Dieses Buch widmet sich einigen von Kleists Erzählungen, die an experimentellem Verve nichts zu wünschen übrig lassen und überraschend Themen extrapolieren, die darauffolgende Jahrhunderte bis heute beschäftigen, etwa das problematische Verhältnis von Ich, Kultur und Gesellschaft im Zeichen des industriellen und nachindustriellen Zeitalters. Jede Erzählung ist dabei eine ›Geschichte‹ der Gewalt im doppelten Sinn dieses Wortes und rechtfertigt den Ruhm des Autors als ›Aufklärer in extremis‹.
Aktualisiert: 2022-05-19
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Die letzten Mythen

Die letzten Mythen von Oberlin,  Gerhard
Betrachtet man die wissenschaftliche Literatur zu Franz Kafka, lässt sich nicht übersehen, dass sich nur sehr wenige Veröffentlichungen methodisch mit dessen Nähe zum Mythos befassen. Indem Gerhard Oberlin einen anthropologischen Mythenbegriff entwickelt, um damit mythische Strukturen, Motive und Rituale in Kafkas Texten zu analysieren, schließt er diese Lücke im Rezeptionsdiskurs.
Aktualisiert: 2022-02-15
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Die Welt im Rausch

Die Welt im Rausch von Oberlin,  Gerhard
›Infantilismus‹, ›Puerilismus‹, ›Narzissmus‹ sind einige der Begriffe, mit denen man versucht, den „Zeitgeist“ in den (post-)industriellen Gesellschaften des Westens zu etikettieren. Insbesondere haben sich Sozialpsychologie, Soziologie, Psychiatrie und Medienwissenschaft der Erklärung der auffälligsten Phänomene gewidmet. Psychische Störungen, antisoziales Verhalten, Autoritätsverlust, schizoide und faschistoide Denkmuster, Medienmissbrauch usw. sind zu untersuchen, die als wiederkehrende Merkmalstrukturen auffallen. Zahlreiche Beispiele sozialen Unfriedens, rassistisch motivierter Gewalt bis hin zu rechtsradikalen Umsturzaktionen, ›Todeslisten‹ und Hassverbrechen weisen auf die Zerstörung demokratischer Überzeugungen und der zur Konsensfindung nötigen Streitkultur hin. Dieses Buch spürt den hedonistischen ›Ventilfunktionen‹ vor diesem Hintergrund nach. Es zeigt auf, dass die ›Generation Party‹ keineswegs ohne Wegbereiter ist und der ›Rausch in Gesellschaft‹ den verbreiteten Subjektivismus nur im Gruppenformat vergrößert. Im Hang zu ›feiern‹ verrät sich ein destruktiver, ja subversiver Daseinsmodus, der auf psychosoziale Versäumnisse von gesellschaftlicher Tragweite schließen lässt.
Aktualisiert: 2021-11-18
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Kafka verstehen

Kafka verstehen von Oberlin,  Gerhard
Wenn Literatur im Allgemeinen ein Erkenntnisschlüssel ist, der uns neue Gedankenwelten erschließt, dann ist das bei Franz Kafka ganz besonders der Fall. Daher beginnt unsere Reihe Literatur verstehen – Text + Deutung mit dem österreichisch-tschechoslowakischen Autor, der zeitlebens – er starb 1924 – so gut wie unbekannt blieb. Wem seine heutige Berühmtheit ein Rätsel ist, wie seine Texte ihm selbst ein Rätsel waren, steht am Anfang eines Entdeckungsabenteuers, sobald er sich vornimmt, das Rätsel zu lösen. Der Autor kann ihm auf seine Fragen nicht mehr antworten, so wenig er es damals konnte. Den Brief eines seiner wenigen Leser vom 10. April 1917 müssen andere für ihn beantworten: »Sehr geehrter Herr [Kafka], Sie haben mich unglücklich gemacht. Ich habe Ihre Verwandlung gekauft und meiner Kusine geschenkt. Die weiß sich die Geschichte aber nicht zu erklären. Meine Kusine hats ihrer Mutter gegeben, die weiß auch keine Erklärung. Die Mutter hat das Buch meiner anderen Kusine gegeben und die hat auch keine Erklärung. Nun haben sie an mich geschrieben. Ich soll ihnen die Geschichte erklären. Weil ich der Doctor der Familie wäre. Aber ich bin ratlos. […] Nur Sie können mir helfen. Sie müssen es; denn Sie haben mir die Suppe eingebrockt.«
Aktualisiert: 2022-09-22
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Die meiste Zeit existieren wir nicht

Die meiste Zeit existieren wir nicht von Oberlin,  Gerhard
Im Verhältnis zum Alter des Universums, 13,8 Milliarden Jahre, beträgt die durchschnittliche menschliche Lebenszeitspanne auf dem Globus 0,000000005%. Das ist eine Zahl (5·10-9), die wir uns als einstweilige Verfallszeit gut einprägen sollten. Doch nicht nur, dass die Zeit unserer Anwesenheit im Kosmos eine quantité négligeable ist; wir sind auch aus flüchtigstem Stoff gemacht – wie Shakespeare sagt: We are such stuff /As dreams are made on; and our little life / Is rounded with a sleep. Dieses Buch nimmt unser Daseinsgefühl unter die philosophische Lupe und beleuchtet, wie zugleich irreführend und konstitutiv mythische Narrative für das menschliche Bewusstsein sind. Dabei wird deutlich, wie steinzeitlich wir noch immer denken – mehr noch: wie wenig unser Gehirn die makrokosmische Realität widerspiegelt. Wir können uns noch so mythologisch, astrophysikalisch oder mathematisch ausdrücken – wir haben doch keinen Begriff von dem, wer wir sind, wo wir sind und was uns makrokosmisch umgibt. Raum, Zeit, (dunkle) Materie sind so wenig begriffen wie unsere verschwindende Stellung in der Gesamtwelt. Dass wir die überaus meiste Zeit nicht existieren, macht uns auf unstrittige Art klar, dass anthropozentrisches Denken nicht nur vermessen, sondern alles andere als »sapiens« (wissend) ist.
Aktualisiert: 2022-06-09
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Der hybride Charakter

Der hybride Charakter von Oberlin,  Gerhard
Im Blickpunkt steht ein Nachfahre jenes autoritären Charakters, den Erich Fromm ab den 1930er Jahren beschrieb. Doch anders als jener bedarf der hybride Charakter keiner autoritären Erziehung. Ein Überschuss Narzissmus genügt und er gedeiht prächtig im sozialen Liberalismus unter Bedingungen gesellschaftlicher Freiheit. Niemand, keine Institution, keine Staatsverfassung, keine Wissenschaft besitzen für ihn Autorität. Seine Wahrheiten sind unverhandelbar; wenn es sein muss, faktenwidrig. Er prophezeit Lösungen, stillt Sehnsüchte, verspricht Wunder in Krisenzeiten. Strömungen wie der Trumpismus setzen auf ihn als Objekt neofaschistischer Demagogie, die sich beschönigend Populismus nennt. Doch die Melange aus Sprunghaftigkeit, Doppelzüngigkeit, Inkonsistenz im Denken und Tun, Wahrheitsverlust und Immoralität stößt nicht nur bei Intellektuellen auf Widerstand. Noch nie waren Irritation und Gläubigkeit auch im „mainstream“ so nahe beieinander wie angesichts der hybriden Persönlichkeit, die alle Vorstellungen von Charakterintegrität obsolet erscheinen lässt. Noch nie zeigte sich der Liberalismus von solch autoritärer Seite.
Aktualisiert: 2021-11-11
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Die Gesellschaft von unten

Die Gesellschaft von unten von Oberlin,  Gerhard
Die Art und Weise, wie wir mit unseren Ausscheidungen umgehen, uns dazu stellen, darüber reden, ist ein Stück Kulturgeschichte und in dieser Eigenschaft Psychohistorie. Tatsächlich spiegelt kaum etwas besser unser Seelenleben wider als das Verhältnis zu unseren Fäkalien, ob im Gesamtkomplex der Sexualität betrachtet oder in anderen Zusammenhängen wie denen der Hygiene oder der sprachlichen Kodierung. So wie auch diese Intim- und Tabuzone vieles über das ›kollektive Unbewusste‹ der Kulturen, ihre Werte und Menschenbilder ›verrät‹, so hilft sie uns eine Reihe von Phänomenen der Zivilisation besser zu verstehen, z.B. deren soziale Regeln, das Verhältnis zu Besitz und Gemeinschaft, ja sogar den Umgang mit der natürlichen Lebensumwelt im Allgemeinen. Angeregt und angestoßen von den Panikkäufen von Hygieneartikeln zu Beginn der Covid-19-Pandemie in westlichen Ländern versucht dieses Buch eine allgemein kulturpsychologische, aber auch psychoanalytische Einschätzung zeitgenössischer und alltagsgeschichtlicher Erscheinungen, die das Verhältnis zu unseren Exkrementen offenbaren.
Aktualisiert: 2021-10-07
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Der Herr der Hähne

Der Herr der Hähne von Oberlin,  Gerhard
Ein deutschamerikanischer Stararchitekt ist auf rätselhafte Weise verschwunden, als sein Stiefbruder in Kalifornien auftaucht, um ihn nach dreißig Jahren wiederzusehen. Ein Porträt im Zürcher Kunsthaus hat ihn an die Existenz des in den Fünfzigerjahren ausgewanderten Bruders erinnert und aus der Bahn geworfen. Die Suche nach ihm wird über Nacht zu seinem Lebensinhalt. Aber sucht er wirklich den Bruder hinter dem Porträtierten? Nach amourösen Zwischenspielen enden alle Nachforschungen mit Rainers eigenem Verschwinden nach einer verpassten Begegnung in den Weiten Alaskas. Erzählt wird die Geschichte von dem Stararchitekten Ernst Marduk selbst, der sich aus der hybriden Welt des Hochbaus verabschiedete und nun seinerseits erst reisend, dann schreibend auf der Suche nach dem Verschwundenen ist. Dabei wird auch die Geschichte seiner eigenen Einwanderung lebendig, bei der es ihn ins New Jersey der Fünfziger- und Sechzigerjahre verschlug. Dort begann seine Karriere als »Herr der Hähne«, der es schließlich zum gefeierten »Stahlfuturisten« brachte. Das Porträt im Kunsthaus – es stellt sich als Röntgenbild eines Karrieristen und eines apokalyptischen Jahrhunderts heraus.
Aktualisiert: 2021-06-10
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