Pharmazeutische Sphragistik

Pharmazeutische Sphragistik von Graepel,  Peter H
Die Beziehung von Pharmazie und Siegelkunde, vom Verfasser „Pharmazeutische Sphragistik“ genannt, ist bis zum heutigen Tag noch derart wesensfremd, dass weder Pharmaziehistoriker noch Historische Hilfswissenschaftler eine größere oder gar zusammenhängende Studie verfasst haben. Lediglich im Rahmen der Apothekengeschichtsschreibung wurde nebenbei auf das eine oder andere Apotheker- oder Vereinssiegel hingewiesen. Nach der allgemeinen Einleitung über die bisher vorliegende Literatur beider Wissenschaften, wird auf bereits bekannte Bürger- und Korporationssiegel und auf das Wesen der Sphragistik, ihre Bedeutung sowie auf Werkstoffe, Petschaften, Formen, Siegelbilder und Umschriften eingegangen. Es folgen zwei Steinsiegel des Altertums, die Wachssiegel des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die Lacksiegel des 17. bis 19. Jahrhunderts und die Tonsiegel, die als Terra sigillata Jahrhunderte lang große therapeutische Bedeutung hatten. Im Wesentlichen ist die Studie zeitlich auf das 13. bis 20. Jahrhundert und territorial auf Mitteleuropa begrenzt. Das bisher älteste bekannte Wachssiegel eines mitteleuropäischen Apothekers ist, nach heutiger Kenntnis, das des „Magister Wernherus“ aus Konstanz. Es hängt an einer Urkunde von 1264 und zeigt neben der Umschrift einen zweihenkeligen Mörser mit zwei darinstehenden gekreuzten Pistillen. Die spitzovale Form dieses Siegels, die seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hauptsächlich von Geistlichen benutzt wurde, könnte mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch auf einen Kleriker hinweisen. Außer Wernherus führten noch die Apotheker Liutfrid (Augsburg 1302) und Reynerus (Hildesheim 1318) den Mörser in ihrem Siegelbild, während spätere Pharmazeuten häufig heraldische Symbole gebrauchten. Weitere spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Wachssiegel kennen wir von Apothekern aus Greifswald, Regensburg, Köln, Wien, Marburg, Innsbruck und im 18. Jahrhundert von Straßburg. Lacksiegel benutzten Apotheker seit dem 17. Jahrhundert aus Köln, Marburg und Nürnberg sowie die Korporationen (Zünfte, Apothekergremien) aus Nürnberg, Magdeburg, Utrecht, Vlissingen, Haarlem, Delft, Den Haag und Rotterdam. Zwei weitere Kapitel widmen sich der Gewinnung von Wachs und Schellack und der Herstellung von Siegelwachs und Siegellack in den Apotheken früherer Jahrhunderte, denn der Vertrieb dieser beiden Nebensortiment-Produkte erfolgte mehrere Jahrhunderte lang auch über die Offizinen. Zur Gruppe der Tonsiegel gehören die Siegelerden (Terra sigillata). Diese Arzneimittel fanden ihre Anwendung ursprünglich nur als Antidot bei Vergiftungen sowie gegen Bisse und Stiche giftiger Tiere. In der Neuzeit galten sie bis zum 18. Jahrhundert jedoch mehr und mehr als „Universalheilmittel“. Die Herkunft des Ausgangsmaterials, die Herstellung der Siegelerden und ihre medizinische Anwendung werden vorgestellt sowie fünf Exemplare aus Striegau, Liegnitz, Goldberg, Seichau und Beierfeld abgebildet. Zum Schluss folgen noch einige außergewöhnliche Exemplare, unter anderem das auf Papier gedruckte Siegel der Académie Internationale d’Histoire de la Pharmacie, zwei Siegelmarken aus Memmingen und Zittau sowie ein Exemplar aus Prag mit Kosmas und Damian, den Schutzpatronen der Ärzte und Apotheker.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Pharmaziehistorisch relevante Stammbücher

Pharmaziehistorisch relevante Stammbücher von Graepel,  Peter H
Stammbücher sind kleine Erinnerungsalben im Queroktavformat mit stabilem Einband, die zwischen 1540 und 1840 auf Reisen mitgeführt wurden. Hier trugen sich oft Freunde, Verwandte und Bekannte des Besitzers, im Falle der Studenten auch deren akademische Lehrer, mit selbst verfassten Gedichten oder Zitaten, Devisen und Sentenzen neben Datum und Unterschrift sowie einem persönlichen Widmungssatz ein. Gelegentlich bereicherten sie diese auch noch mit Zeichnungen, Kupferstichen oder Farbminiaturen. Die Studie beschreibt die beiden Theorien von der Entstehung der Alben in der Mitte des 16. Jahrhunderts und geht dann auf Entwicklung, Aufbau und Wesen sowie die äußere Form ein, zu der auch das jeweilige Titelblatt gehört. Hier schrieb der Stammbuchbesitzer meist in gereimter Form vor, was er von den Eintragungen seiner Freunde und Kommilitonen erwartete. Dabei wünschte so mancher Albumbesitzer, wie auch der fränkische „Chemie- und Pharmaziestudent“ Johann Friedrich Hasenest, im eigenen Stammbuch keine „schmutzigen“ Bemerkungen. Das Führen eines solchen Albums war vor allem im 18. Jahrhundert bei Studenten, Kaufleuten und Handwerkern weit verbreitet. Dieser Tatsache verdanken wir heute – neben anderen Quellen - eine recht genaue Kenntnis vom damaligen Leben an unseren Universitäten und von der Ausübung zahlreicher Tätigkeiten. Neben einer dokumentarischen Aussagekraft zu gesellschaftlichen Gesichtspunkten vergangener Jahrhunderte, liegt der kulturhistorische Wert der Stammbücher vor allem in der Erforschung der Geschichte einzelner Berufe. Im späten 18. Jahrhundert zeichnete sich das allmähliche Ende der Stammbuchära ab, als Professoren und vornehme Herren ihre Eintragungen verweigerten und immer häufiger Kassetten mit Loseblatt-Sammlungen das gebundene Buch ersetzten. Pharmaziegeschichtlich interessant sind diese kleinen Bücher als wichtige Quellen für eine Autographensammlung. Daher werden im zweiten Abschnitt besonders die Alben von angehenden oder im Berufsleben stehenden Apothekern näher untersucht und über 80 Autographen daraus abgebildet. Daneben erfreuen uns manche Stammbücher durch ihre zum Teil künstlerisch hochwertigen Darstellungen, den Miniaturen, von denen im dritten Abschnitt 30 abgebildet sind, auch wenn diese selten von den Eintragenden selbst stammten, sondern größtenteils von Künstlern, Briefmalern und Illuminatoren als Auftragsarbeiten ausgeführt und später in die Stammbücher eingeheftet wurden. Neben den Abbildungen von Häuserzeilen mit einem Apothekengebäude, sind es vor allem die Inneneinrichtungen, Laborszenen und pharmazeutischen Tätigkeiten, die eine Vorstellung davon geben, wie es in früheren Jahrhunderten in einer Apotheke wahrscheinlich aussah. Zu den weiteren pharmaziehistorisch interessanten Miniaturen zählen die Apothekerwappen und die Bilder der Motivgruppe „Christus als Apotheker“. Die Wappen gaben dem ursprünglich als „Album amicorum“ oder „Thesaurus amicorum“ bezeichneten Stammbuch seinen heute noch gebräuchlichen Namen.
Aktualisiert: 2018-02-01
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